Vincents Hauptgewinn

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von Daniel G. Spieker

Vincent saß wie so oft vorm Fernseher und sah eine Doku über den Nil. Pizzakartons, leere Bierflaschen und Tabakbeutel lagen um ihn verstreut herum. Zugezogene Vorhänge, so selten wie möglich rausgehen. Dieses Leben hatte nichts Gutes für ihn vorbereitet. Werbung. Er zappte durch die Kanäle und ein Gewinnspiel war zu sehen. Normalerweise hätte er direkt weitergeschaltet, aber irgendetwas irritierte ihn.
„Rufen Sie jetzt an! Das ist Ihre Chance auf zehntausend Euro. Und vielleicht ziehen Sie den geheimen Gewinn.“ Vincent griff zu seinem Smartphone und tippte die Nummer ein. Er hatte ja nichts zu verlieren und zehntausend Euro waren gutes Geld.
Das Freizeichen ertönte und dann wurde er durchgestellt.
„Hallo, wer ist da? Wie heißt du?“
Kurz war Vincent irritiert, aber dann sagte er seinen Namen, hörte sich selbst kurz darauf im Fernseher. Vincents Herz schlug schneller. Er machte den Fernseher leiser.
„Also Vincent, du hast gewonnen. Zehntausend Euro werden dir heute überwiesen.“ Vincent war sprachlos. „Aber das ist noch nicht alles! Vielleicht gewinnst du noch einen besonderen Preis. Meine Assistentin Melanie wird jetzt das Glücksrad holen.“ Eine leichtbekleidete Frau schob eine Apparatur in die Mitte und der Showmaster drehte das Rad. Die Gewinne waren nicht zu sehen, die einzelnen Bereiche, wo das Rad stoppen konnte, hatten nur unterschiedliche Farben. Blau, Gelb, Rot, Grün, Violett und da … es hielt auf violett.
„Du hast gewonnen! Und noch dazu den geheimen Hauptgewinn! Na, was sagst du? Was denkst du wird es sein?“
Vincent öffnete den Mund und wollte sprechen, aber dann spürte er, wie eine Flüssigkeit aus seinem Mund lief. Er verzog das Gesicht und griff in seinen Mund. Seine Zunge löste sich auf.
„Vincent?“
Schweiß bildete sich auf seiner Stirn.
„Vincent, wenn du nichts sagst, können wir dir deinen Preis nicht geben …“ Vincent strengte sich an, aber brachte nicht mehr als unverständliche Laute hervor. „Vincent, bitte, wir verstehen dich nicht.“ Panik stieg in Vincent hoch, er versuchte zu sprechen, aber es war unmöglich. „Vincent, wenn du nicht mal etwas zu uns sagst, dann müssen wir den Gewinn leider wem anders geben. Tut mir leid.“ Ein Klicken ertönte. Die Leitung war tot. Vincent weinte.

Er bemerkte die Kamera nicht, die von draußen filmte. Die Zuschauer vorm Fernseher lachten. Hatte er wirklich gedacht, dass er Glück haben würde?
Dieses Leben hatte nichts Gutes für ihn vorbereitet. Das sollte ihm nach sechs Staffeln doch irgendwann mal klar sein.

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Hörbuchversion von Vincents Hauptgewinn
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