Ein Blick auf William Carlos Williams

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von Mitch Cohen

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"William Carlos Williams could write because he was a doctor. He had looked into the bottom of every girl in town."

 ["William Carlos Williams konnte deswegen schreiben, weil er Entbindungsarzt war. Jedem Mädchen der Stadt hatte er in die tiefste Stelle geschaut."]

- Robert Brandts

"It is substance that makes their work important. Technique is a part of it - new technique; technique is itself substance, as all artists must know; but it is the substance under that, forming that, giving it its reason for existence which must be the final answer and source of reliance."

["Es ist Substanz, die ihre Arbeit wichtig macht. Technik ist ein Teil davon - neue Technik; Technik ist selber Substanz, wie alle Künstler wissen müssen; aber es ist die Substanz darunter, die sie formt und ihr ihren Existenzgrund gibt, welchen die letzte Antwort und Quelle des Verlasses sein muss."]

- William Carlos Williams

Pound legte den Kiel zum Brecher und gesellte sich zu Eliot in Europa. Williams, der Entbindungsarzt, blieb zu Hause. Amerika war sein Baby, und er würde die Geburt betreuen.

Von ihrem Geburtsort, der Neuen Welt, zogen Eliot und Pound weg, um sich in der von Europa geerbten, alten Tradition zu tränken. Eliot, den Williams einen "witzigen, gelehrten Konformisten" nannte, verengte sich, betrachtete Albion als Kern der englischen Sprache und legte sich einen affektierten britischen Akzent zu. "'Geschichte ist England', jodelt Mr. Eliot" sagte Williams. Pound, mit dem der eher linksgerichtete Williams freundschaftlich verbunden blieb, auch nach Pounds Ausflug in den (italienischen) Faschismus, öffnete sich jedem erdenklichen Einfluss der ganzen Welt, bis er, aus Angst, seinen Ursprung, seine Konturen, seinen Faden zu verlieren, "sich nach [amerikanischen] Slang-Effekten verrenkte" - so Williams. Beide entnahmen Zeilen  früherer Autoren, um die eigenen Gedichte zu bauen. Sie nahmen Teil am Zusammenstellen von Skeet’s Dictionary,  das die früheren Anwendungen jedes Wortes chronologisch auflisten sollte, zusammen mit seinen etymologischen Vorfahren. Ihre Texte sind so abhängig von literarischen Vorkenntnissen, dass Williams Eliot dafür hasste, dass er "Poesie den Akademikern zurückgab".

Williams schrieb ohne obskure Anspielungen, al que quiere, für den, der es haben will, "...doch du [der Leser] musst was dafür tun". "Das Ziel im Schreiben ist, aufzuzeigen, es ist nicht zu lehren, nicht zu werben, nicht zu verkaufen, nicht mal zu kommunizieren (denn das braucht zwei), sondern aufzuzeigen: und das braucht keinen anderen, nur den Mann selbst.  "Die Aufgabe des Dichters ist to smell!  [riechen]. "Kontakt mit dem Erlebnis ist essentiell für gutes Schreiben... Dubiose Information ist das, was keinen Bezug zum Erlebten hat... Der Künstler ist beschränkt auf die Reichweite seines Kontakts zur objektiven Welt." Auch da, wo er sich ausnahmsweise annerkennend zu Eliots Flickwerk äußert, ist Williams schnell hinzuzufügen, dass es Williams und verwandte Geister sind, die Schöpfer des Neuen und Beobachter des Wirklichen, die das Rohmaterial für zukünftige Eliots liefern werden. Losgelöst von dem Erlebnis kann man nur gut schreiben, wenn man von anderen, die dem Erlebnis nah sind, sich nährt: "Sie beweisen bloß die Existenz einer Struktur, deren Wirklichkeit ausreicht, alle Fieber ohne Katastrophe zu ertragen." In I Wanted to Write a Poem  erwähnt Williams, dass er den Geruch der Bibliothek nicht mag. Das ist noch mehr ein metaphorisches Bekenntnis als ein wörtliches.

Man braucht nicht anderweitigen Bezug zu nehmen, noch anderswo hinzugehen. Man kann bleiben, wo man ist, wie Williams in Amerika. Er sagte, er schriebe  nicht in der englischen Sprache, sondern im amerikanischen Idiom (Idiom konnotiert Gebrauch und Informalität;  Sprache konnotiert formelle Regeln der Grammatikbücher) und er fragte, warum amerikanische Universitäten English Departments unterhielten, statt American Departments. Amerikaner halten sich noch für Kolonisten, sagte er, sie denken noch, sie sind bloß ein Rand von Europa. Williams fühlte anders. Die mystische Resignation, die Williams laut eigener Aussage im Alter von zwanzig Jahren erlangte, muss eine Bereitschaft beinhaltet haben, das zu sein, was er war, und der Wunsch, dass andere das sein sollten, was sie waren.

Dies besagt nicht, dass Williams blind gegenüber Tradition und Geschichte war - nein, er stellte klar: "Wir haben nicht gesagt, dass ein Amerikaner, um ein Amerikaner zu sein, seinen Geist in die Kornlade schließen und den Rest zum Henker fahren lassen muss."

Er las, liebte, und lernte von Dante, Chaucer, Shakespeare, Keats, Whitman und Sappho; er schrieb eine Serie von Gedichten über Gemälde von Breughel und ein Geschichtsbuch, In the American Grain  [In dem am. Getreide / Mit der am. Maserung (als Gegensatz zu "gegen den Strich")]. In seinem Essay Caviar and Bread Again  nennt Williams  C.G. Jung "einen fähigeren Mann als Freud", und er glaubte, wie Jung, dass die Kräfte, welche die Vergangenheit formten, auch in der Gegenwart wirken. Es ist die ewig menschliche Natur, die Williams an Breughel und an der amerikanischen Geschichte faszinierte. Und der Wunsch, die Beständigkeit menschlicher Eigenschaften, die Universalität der temporalen Einzelheit aufzuzeigen, war wahrscheinlich sein Hauptantrieb, In the American Grain  zu schreiben. Das Ausgraben von Relikten hatte für ihn nicht die zentrale Rolle, die es für Freud und die Expatriates, die nach Europa ausgewanderte Autorengeneration besaß.

Williams sagte, seine zwei leidenschaftlichen Interessen seien: das Leben zu kennen (ein typisches Interesse für einen Arzt) und Verstechnik zu entwickeln. Diese Interessen greifen ineinander - Williams’ Dichtung zielt darauf, Leben aufzuzeigen und ihm nah zu bleiben; seine Technik ist lebendig. Der Bruch mit der Vergangenheit ist notwendig , weil "die ältere Dichtung ist für uns abgeschliffen, zusammen mit aller neuen Arbeit, die die alten Linien verfolgt. Kein Wiederaufpumpen in der traurigen Art Eliots kann ihr helfen."  aus"Der Mann von Imagination, der sich der Kunst widmet... ringt sich... durch Schichten entwerteter Worte und Formen."

Nach Europa zurückzukehren statt, wie Daniel Boone in In the American Grain, "sich landeinwärts zu wenden", ist auszuruhen auf "dem leichteren Geschick" des aufgehäuften Inventars der Toten. Ohne Bearbeitung wird das Idiom abgestanden, schal. Es muss ständig erfunden werden, und Williams lobt solche, wie Gertrude Stein und e.e. cummings, die erfinderische Streifzüge in das amerikanische Idiom unternehmen. "Ein Gedicht ist eine kleine (oder große) Maschine, aus Worten gemacht... Wie bei allen Maschinen ist seine Bewegung innerlich, wellenförmig, eine physikalische mehr als eine literarische Eigenschaft... Es gibt keine Poesie ohne formelle Erfindung." Mit diesem Bild drängte

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