Oder so

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Ich hab im Mann stets mehr gesehen,
als er mir je hat geben können.
Und das ist reichlich oft geschehen,
ohne genaue Zahl zu nennen.
Mein Herz war immer voll am Start,
doch die Enttäuschung hammerhart.

Erkenntnis hat erst spät geläutet:
Beim Mann zählt Attraktivität,
die – was im Ernst wohl dies bedeutet –
nur über die Pupille geht.
Das ist krankhaft bei einem Mann
(sie kommt direkt woanders an …).

Dann fängt er an, sich aufzubäumen,
wohl schicksalhaft für Sorte Mann,
ergeht sich voll in Männerträumen
und raspelt süß vom Süßholzstamm
(wie Bonbons wirken auf ein Kind),
Hauptsache ist, die Optik stimmt.

Gehörst du nicht zum Beuteschema,
durch „Ansichtssachen“ noch verstärkt,
dann bist du auch für ihn kein Thema,
bleibst unbeachtet, unbemerkt.
Die Frau, als Hüterin des Lebens,
verliebt sich leider oft vergebens.

Ganz andres könnte man erzählen,
gäbe es noch das Matriarchat,
zum Samenspender könnte man frei wählen,
wen man sich auserkoren hat:
Man bräuchte keinen Vaterschaftstest,
die Mutter steht ja immer fest …

© noé/2020

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Kommentare

06. Jan 2020

HIER bin ICH der HERR IM HAUSE!
(Nur weiß das leider nicht Frau Krause ...)

LG Axel

06. Jan 2020

Da scheinen wir in zwei verschiedenen Erfahrungswelten zu leben.
Leider !
HG Olaf

06. Jan 2020

Guter Text!

Aber es geht auch irgendwie andersrum - man muss nur "gutaussehend" mit "wohlhabend" vertauschen und schon stimmts wieder.
Außerdem dürfen die Frauen so viel Leben hüten wie sie möchten (also nicht bis zur Bevölkerungsexplosion) - wenn sie dafür nur meinen Samen gebraucht hätten...gerne. Aber so viel ich weiß wollten sie immer etwas mehr...

Trotzdem ein literarisch sehr wertvolles Werk!

Mein Kompliment!