Hast mich heut mal wieder total
Aus meiner Mitte geschleudert, liebe Mutter.
Ich stieg genervt und unabsichtlich in die falsche Bahn …
Dieser Schnellzug frisst fremde Meilen wie im Wahn;
Und du jetzt wohl Brot – mit Schinken und Butter.
Hast mir heut mal wieder meine kleine Insel
Unter beiden Füßen fortgerissen, -gezogen,
Liebe Mutter; damit ich im Ozean ersaufe?
Einzige Hoffnung: neue Nachrichten, auch erlogen;
Hast erwartet, dass ich dir zum Abschied noch Rosen kaufe?!
Horizonte, küstenfern, grau verweht hinter Häuserzeilen
Wie in Zwangsjacken: monotone Dächer, öde, geduckt.
Wer hier sterben will, hat nie aufgemuckt!
Und der Schnellzug frisst abertausend fremde Meilen …
Bis diese Bahn hält, geht der Tag zugrunde …
Weshalb bist du so unzufrieden, Mutter?
Ich gab dir doch Futter satt: Kishon, Böll, Marunde;
Dabei kannst weinen, lachen, dir paar Gedanken machen;
Aber wie ich dich kenn, bleibst du bei Semmeln mit Butter.
Es regnet jetzt, und du hast mich total geschafft …
Das war es nicht, was mich in die Heimat zog!
Ich dachte, du hättest, was gilt, inzwischen gerafft.
Könnt weinen, unser Gespräch wie immer
Ohne Hand und Fuß: Der große Monolog
Einer unzufriedenen alten Frau, und ich
bin davon ganz meschugge gewordn.
Der Zug hält, Mutter, endlich ... ich wünsch dir eine gesegnete Nacht.
Muss jetzt zurück die lange Strecke, bin voll gestresst
Und ziemlich krass von der Rolle.
Was hast du in den paar Stunden aus mir gemacht?
Alice im Wunder(!)land? – Vielleicht …
Jedoch keinesfalls: die (ehrenwerte) Frau Holle!