November

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von Heide Nöchel (noé)

Wenn im November
der Himmel die Erde berührt,
mit trauernden Wolken
- schwerlastend, atembeklemmend -,
sich in fremdwerdende Häuserschluchten drängt,
wie mit dicker, nasse Watte
alles Leben und jede Hoffnung erstickt,
mit waberndem Grau
alle Farben verschlingt, wenn tränende Feuchtigkeit
bis ins Mark mich lähmend durchdringt,
mich aussetzt, Vertrautes verhüllend,
in feindliche Fremdwelt der Schiffbrüchigkeit,
wenn im Monat der Toten
die Wirklichkeit unwirklich wird
und blut-erstarrende Trostlosigkeit,
- zarte Schutzgewebe zerfetzend -,
Seele saugend ins Hirn eindringt,
mich preisgebend
in wirbelnde Verzweiflung zu stoßen droht ...

*****

... flieht mein Blick nach innen,
sucht Halt an vertrauter Begrenzung,
krallt sich fest an Erinnerung,
Fragmenten der Ewigkeit,
an Teelichtern der Liebe,
die mit traulicher Heimeligkeit
Schutz bieten in liebevoller Umarmung,
mit sonnendurchfluteten Kirchenfenstern
vergangenen Glücks
kaleidoskopartig trösten,
im Leben mich haltend
durch sommerwarme Blumenwiesen
wichtiger Nichtigkeiten der Kinderzeit
voll Quellwasser-Lachen
und Kristall-Vertrauen ...
Blutvoll pulsierende Optionen
auf künftiges Erleben,
rettendes Versprechen
auf eines neuen Morgen hellen Schein.

noé/1988

Geschrieben im Juli (!)
(genau so sah der Tag aus, so aus der Zeit gefallen, irgendwie ...)

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