Ich wollte eine Geschichte schreiben
über einem Jungen, der niemals geliebt wurde.
Der nie die Umarmung seiner Mutter spürte,
oder die Achtung seines Vaters.
Ich wollte eine Geschichte schreiben
über einem Jungen, um den es dunkel wurde.
Dessen Seele vor Angst schrie,
sich in den hintersten Winkel
seines Körpers verkroch.
Und den niemand auffing.
Der allein in seinem Zimmer saß,
sich Computerspielen hingab,
die seine geschundene Seele
noch mehr verletzten.
Ich wollte eine Geschichte schreiben
über eine Seele, die so verzweifelt war,
dass sie in den Tod gehen wollte.
Und die sich wünschte,
andere Seelen würden sie begleiten.
Doch dann sah ich die Bilder im Fernsehen.
Der Junge stand auf einem Garagendach.
Er hatte schon getötet und würde weiter töten.
Er sandte einen letzten Hilferuf
zu einem Mann in einem Fenster.
Doch der hielt ihn nicht auf.
Der Junge schoss. Tötete Jugendliche,
Kinder, so wie er selbst eines war.
Als schösse er in einen Spiegel.
Und am Ende richtete er die Waffe gegen sich selbst.
Ich konnte meine Geschichte nicht weiterschreiben.
Weinte. Weinte mit den Müttern um ihre Kinder,
weinte über die Erbarmungslosigkeit der Medien
und die Sensationsgier der Öffentlichkeit.
Und … ich weinte um den Jungen.
Er war doch noch ein Kind.
Ich bitte Euch, meinen Text als Fiktion zu betrachten, auch wenn er Bezug auf die Geschehnisse am 22.07.2016 in München nimmt.
Dieser Text ist K E I N E Entschuldigung für Gewalttaten.
Kommentare
Dies ist ein guter und starker Text.
LG
Willi
Ein tiefer Blick, er schadet nicht -
Ihn tat soeben Dein Gedicht ...
LG Axel
Ja ... das ist die andere Seite ...
(... wenn auch der Junge nach vollbrachter Tat erst auf das Garagendach geklettert war und ihm DA schon niemand mehr helfen konnte ... aber das ist jetzt Haarspalterei ...)
Es handelt sich um eine Fiktion, liebe *noé*, um mein inneres Bild.
Herzliche Grüße, Susanna
Ich danke Euch für Eure Aufmerksamkeit.
Herzliche Grüße, Susanna