Seine Hand und ihre Hand

Bild von maruschka
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Seine Hand und ihre Hand, sie werfen Schatten an die Wand, so wird ein Kind zu Bett gebracht, es staunt und jubelt hell und lacht - siehst du den Wolf und auch den Schwan, den Hirsch und selbst den stolzen Hahn; seine Großvaterhände, die mag sie eben, die schaut sie sich an, sie erzählen sein Leben und sprechen Bände, sie können nehmen und geben, die Hände;

er hat mit den ihnen so Vieles erschaffen, sie freut sich, dass sie noch nicht erschlaffen; seine Hände, sie können Geschichten erzählen, sie konnten auch grausam sein und quälen; sie können Schweres heben und tragen, doch konnten sie auch verletzen und schlagen; sie kennen Trauer, das Leiden und Not, sie kennen das Schießen und selbst den Tod;

da waren Verzweiflung und Dunkelheit, da waren Tränen und Traurigkeit; seine Hände, sie haben Leben genommen, dazu ist es im großen Krieg gekommen; sie legt ihre Hand in die starken, in seine und fühlt sich geborgen und niemals alleine, sie liebt seine Hände voller Vertrauen, denn sie weiß, dass sie schützen, darauf kann sie bauen;

ihre Hände können Fragen ihm stellen, ihn rühren und auch das Gemüt ihm erhellen, so zart sind sie und keinesfalls schwach und auch ihre Augen so jung und hellwach; ihre Hände, sie sind bald stärker als seine, er weiß, sie lassen ihn niemals alleine; sie werden ihn streicheln, sie werden ihn tragen - in seinen letzten, den schwersten Tagen ...

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Kommentare

28. Dez 2016

So sensibel und berührend. Einfach wunderschön.
LG Monika

28. Dez 2016

Danke, Monika, bin immer froh, von dir zu hören ...
LG Marie

28. Dez 2016

Danke Dir auch! Schön!
LG Monika

28. Dez 2016

Sollte ich dir noch keinen guten Übergang ins nächste Jahr gewünscht haben, so hole ich es hiermit nach.
LG Marie

18. Okt 2018

Liebe Marie, habe eben dieses Gedicht gefunden und finde es wunderbar und generationenübergreifend lebensweise! Es berührt mich darüber hinaus besonders, weil ich anläßlich des Ablebens meines Vaters vor knapp 10 Jahren ein Gedicht über seine Hände verfaßte - angesichts der Umstände allerdings ohne die Geborgenheit, die aus Deinen Zeilen strahlt:
https://www.literatpro.de/gedicht/170915/seine-haende
Liebe Grüße,
Walter

30. Aug 2020

Lieber Walter, ich danke Dir mit großer Verspätung für diese besondere, anerkennende Zuschrift, die mich sehr erfreut. Mir schien der Reim nicht flüssige genug zu fließen, darum habe ich es noch einmal bearbeitet, aber nichts an der Aussage geändert. Eigentlich hatte ich die Verse im Andenken an Erfahrungen mit meinem eigenen Großvater geschrieben, der in seinem Leben mehr als einen Krieg erlebt und zu dem ich ein herzliches Verhältnis hatte ...
Liebe Grüße zu Dir nach langer Zeit - Marie