nur zu, mein Lieb, klag mir dein Leid
nur immer wieder aufs Neue, attackier
das Faltenkostüm meiner lastgestählten
Nervenstränge; du Quälgeist, ich kenne
jede spitze Zinke deiner Säge und auch
ihr blinkendes Blatt; die mitternächtlich
messerscharfen in meine beschädigten
Ohrmuscheln gezischten Laute der Wut
drehe ich um im Mund, wandele sie in
zärtliche Liebesformeln, ummantele sie
mit gesponnenem Engelshaar, bevor ich
sie zu dir zurück schicke; höre ich dich
den Trost schlucken und tief ausatmen,
dann werde auch ich still, weil ich weiß -
jedes weitere Wort wäre eines zuviel …
Kommentare
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Zum Engelshaar!
LG Axel
Schwer ist es, nur im Haus zu bleiben;
was mir da hilft, es ist - das Schreiben.
LG Marie
Ein Selbstgespräch, hatte ich auch vermutet, zwischen "erbarmungsloser" Selbstkritik und dann aber doch hin zur freundlichen, versöhnlichen Annahme des eigenen Selbst. Idee zum Gedicht gefällt mir, liebe Marie, und wieder die Dir eigene unverkennbare Art der sprachlichen Umsetzung.
Herzlich grüßt Dich Ingeborg
Diese besondere Zeit bringt es (für uns alle) mit sich, dass man auf sich selbst zurück geworfen wird, das Alleinesein üben muss, kein Kino mit Freunden, kein Konzert oder Theater oder ein Schwätzchen im Cafe mit alten Freundinnen - und dann fängt man eben an, mit sich selbst zu reden, etwas frustierend, weil man die Antwort schon kennt ... danke für Deine reflektierten Worte, liebe Ingeborg.
Herzliche Grüße zurück - Marie
Mit Herz und Verstand lassen sich viele Wogen glätten, viele Verbitterte trösten und Unglückliche versöhnen…
Sei herzlich gegrüßt, liebe Marie
Soléa
Das Ausmaß der durch die Coronakrise ausgelösten auch psychischen Schäden wird man erst "danach" begreifen; es wird enorm sein. Die Zahl der Psychologen f/m wird nicht ausreichen. Man mus sich gegenseitig beistehen - mit Herz und Verstand, wie Du es so gut schreibst, liebe Soléa.
Herzliche Grüße - Marie
Mit jedem Satz gehe ich mit und finde mich und andere Menschen, deren innere Kämpfe mir vertraut sind.
Ein lebenslanger Kampf dieser Gegensätze...Sie zu kennen und annehmen können, bringt sie erst zum Schweigen - bis zum nächsten Mal...
Liebe Marie, deine Zeilen sind einmalig schön, treffend, versöhnlich.
Die Macht des lebenslangen Kampfes der Gegensätze erkennen - und sie benennen, das bringt sie (vorübergehend) zum Schweigen, da hast Du Recht, liebe Laleah. Zur Zeit werden die handelnden Politiker beschimpft dafür, dass in der Pandemie nicht alles wie am Schnürchen läuft, der Impfprozess schreitet zu langsam voran, wo bleibt das deutsche Organisationstalent. Das ist meiner Meinung nach falsch gedacht. Es war gut, dass wie europäisch gehandelt haben. Besser wäre weltweit gewesen, nicht nur aus humanitären, auch aus ganz egoistischen Gründen. Denn wenn das Virus z.B. im fernen Samoa nicht besiegt wird, bildet es noch bösartigere Varianten aus und kommt in veränderter Form als Bumerang zu uns zurück. National Alleingänge mögen vorübergehend erfolgreich sein und gute Wahlergebnisse bringen, aber sie sind für die Menschheit der falsche Weg.Das geht mir grade durch den Kopf, deshalb schreibe ich es Dir, Du kluge Laleah.
Marie
Marie, ich bin (vielleicht) eine kluge Laleah, und trotzdem eine verkrachte Existenz.:-)))
Was heißt das schon? Das bin ich genau betrachtete auch ...
Du schreibst Worte, die berühren - das wiegt!
LG Marie
Ja, Marie, genau betrachtet, will ich wahrscheinlich mit berührenden Worten mein stillgelegtes Herz berühren...
Danke für die Inspiration zu diesem Gedanken. Er trifft mitten ins Herz.
Wo du aufhörst beginne ich ! Das ist der Unterschied vom großen und vom kleinen Licht.
Ich meine zu Recht, mich ! Ich habe einen Tick für den Augenblick. Welch Missgeschick!
HG Olaf
Dein Tick für den Augenblick bringt Dir nicht Missgeschick - sondern Glück.
HG Mare
Das Schwierigste ist überhaupt
mit sich selbst Zwiesprache zu halten!
Die Auseinandersetzung an sich,
das Klarkommen mit dem Selbst,
ein gar nicht so leichtes Unterfangen!
Liebe Grüße, Uschi
Ja, sich sebst begegnen mit zu viel Zeit ist eine echte Herausforderung; notgedrungen muss ich mich ihr stellen zu Zeiten von Corona - und diese Begegnungen haben auch belebende Elemente und Aspekte, liebe Uschi.
Sei herzlich gegrüßt - Marie
Hallo Marie,
ich finde den fiktive inneren Dialog sehr gelungen- schöne Bilder hast du dafür gefunden.
Natürlich ist es ein bisschen Drama, aber so darf ein Gedicht schon mal sein ;-).
Gruß von Lé.
Hallo Lé - das lese ich mit großer Verspätung, meine Antwort wird sicher nicht mehr bei Dir ankommen, weil dieses Forum jetzt leider, leider geschlossen wurde. Ja, soll ein fiktiver innerer Dialog sein ... die Formulierung gefällt mir. DRAMA ist immer im Leben ...
Grüße zurück, vielleicht kommen sie an ...
Marie