Wilder Wein

Bild von Alf Glocker
Bibliothek

Wir haben uns dem Wein versprochen –
dem wilden, der nicht wachsam ist
und sind zu zweit ins Bett gekrochen,
ins Federkleid, mit dem Gerüst
der Zweckmoral, die Mittel heiligt.
Doch waren wir nicht ganz beteiligt!

Denn unsere Seelen suchten Spuren
und unsere Zungen fischten Suren,
die Lust versprachen – keinen Gram!
Du schämtest dich nicht deiner Scham,
und ich war ganz darin verloren –
verliebt bis über beide Ohren?

Das Meer der Zeiten nahm uns mit –
das Meer, das selten danach fragt:
seid ihr die Besten für den Ritt?
Wenn, dann schwört euch, daß ihr klagt,
sobald ein Unrecht euch betrifft.
Nun aber zügig eingeschifft!

Kein Stein darf auf dem andern bleiben,
ihr müsst es ohne Hirn betreiben,
bis alle Mauern endlich brechen,
im Schmeicheln, Fühlen, oder Stechen –
und seid euch immer stets gewiss:
die Liebe hat auch ein Gebiss!

Mit diesem wird sie nach euch schnappen –
ihr könnt dem nicht so leicht entkommen,
denn ihr seid exquisite Happen!
Wie ungezügelt, dumm, benommen
ihr euch gebärdet um zu sein!
Trotzdem ist’s besser als allein!

Veröffentlicht / Quelle: 
Auf anderen Webseiten