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ich, würde ich dir für den Lobeshymnus auf eine meiner süßesten Passionen zweitausend Louis schenken.« »Ich reicher als Sie?« »Gewiß! Du hast über eine Million zweihunderttausend Livres Rente, während ich Armer blos über achthunderttausend verfüge. Ich gestehe, daß es mir unbegreiflich ist, wie man von weniger als einer Million jährlich leben kann.« »Mein Herr,« warf D'Esterval ein, »ich habe sie nicht und doch lebe ich.« »Nun gut, doch haben Sie sich eine anspruchslose Lebensart zu eigen gemacht, andererseits muß Ihr Beruf Ihr Vermögen täglich vergrößern. Ich kenne nichts Köstlicheres, als die Laufbahn die Sie eingeschlagen haben, wäre ich jung, würde ich sicherlich die gleiche betreten. Ich wette, daß Sie aus ihr, sowie aus Ihrem Erbe, mindestens fünf- bis sechshunderttausend Livres Rente herausschlagen.« »So ungefähr.« »Sie sehen also, daß wir alle reich sind, und daß unsere Denkweise, unser Geschmack und unsere Interessen sich durchaus ähnlich sein dürften.« »Ach!« meinte D'Esterval, »ich habe das Unglück, unersättlich zu sein; noch mehr aus Habsucht als aus Wollust betreibe ich mein Handwerk.« »Sie könnten es gewiß an den Nagel hängen.« »Ich könnte ohne diese köstliche Gewohnheit nicht existieren. Ich freue mich über die tägliche Zunahme meines Vermögens und schwelge in dem Gedanken es auf Kosten dessen andere zu vermehren. Ich töte auf Grund meiner ausschweifenden Wünsche wegen meiner grausamen Begierden, doch stehle ich nur aus Habgier, selbst bei einem Einkommen von Millionen glaube ich, würde ich noch immer stehlen«. »Ich begreife das,« sagte Gernande, »mir ist wie kaum einem, die Sucht eigen zu nehmen und für mich zu behalten. Selbst wenn ich in Gold schwimmen könnte, würde ich keinen Sou auf Almosen ausgeben und würde ich außer[310] für meine Genüsse für nichts Geld übrig haben. Sie kennen meinen Besitz und meine Auslagen, nun, betrachten Sie mein Gewand, ich trage es schon seit zwanzig Jahren; ich hoffe es bis zum Tode beizubehalten.« »So wollen Sie also teurer Onkel,« sagte Bressac, »mit vollem Rechte den Namen eines Wucherers tragen?« »Ja, aber wenn deine Mutter, wenn auch aus anderen Gründen, nicht ebenso geizig gewesen wäre wie ich, wärst du heute reich?« »Sprechen Sie mit ihm nicht über diesen Punkt,« warf D'Esterval ein, »sonst wird er erröten.« »Er täte beim Himmel sehr Unrecht daran,« sagte Gernande, »er hat nur die einfachste Sache der Welt getan, indem er seine Mutter tötete. Man will rasch zum Genießen kommen, nichts natürlicher als das. Uebrigens war sie eine zänkische, frömmelnde und herrschsüchtige Person, daher verabscheute er sie, was leicht begreiflich ist. Nehmen Sie an, er beerbt mich, nun gut, ich wette, daß er auf meinen Tod nicht ungeduldig wartet, wir haben den gleichen Geschmack, die gleiche Denkweise, er ist sicher in mir einen Freund zu finden. Solche Erwägungen sind genug sichere Bande für den Menschen, die sie nicht zu zerreißen suchen.«
»Sie haben Recht mein Onkel, wir werden vielleicht viele Verbrechen gemeinsam begehen, doch nie werden wir uns Schaden antun. Dennoch habe ich einen Augenblick bemerkt, daß mein Vetter diese Erwägung wenig respektierte, er hat mich dem Tode geweiht.« »Ja,« meinte D'Esterval, »als Verwandter, nicht als Genosse der Ausschweifungen, sowie ich erfuhr, wessen Sie fähig seien, haben wir uns nur geliebt und eng verbunden.« »Gut, aber Sie werden zugeben, daß Frau D'Esterval mir erst nach vieler Mühe das Leben schenkte.« »Machen Sie mir keinen Vorwurf,« antwortete Dorothéa, »mein Urteil ist für Sie ein Lob.
Meine schreckliche Gewohnheit, die Menschen die mir gefallen zu opfern, kennzeichnet Ihre Verurteilung als eine Liebeserklärung meinerseits, weniger hübsch, wären Sie entwischt.« »Sicherlich, Kousine,« sagte Gernande lachend, »wünschen Sie, scheint mir, nicht, daß man große Lust habe, Ihnen zu gefallen.« »Meine Herren, ich bin ebenso egoistisch wie Sie, wenn man nur meine Triebe befriedigt, so tun Liebe und Eitelkeit nichts zur Sache.« »Sie hat Recht,« sagte Gernande, »so müßten alle Weiber denken; wären sie alle meiner Kousine ähnlich, ich glaube, ich könnte mich in das Geschlecht finden.« »Es ist also ein eingewurzelter Haß,« fragte D'Esterval. »Ich verabscheue sie, ich würde sie ganz vertilgen, wenn mir der Himmel einen Augenblick seinen Blitzstrahl zur Verfügung stellte.« »Ich begreife nicht,« sagte Bressac, seine Zunge in Justinens Mund steckend, »wie man so kleine, süße, interessante[311] Dinger verabscheuen kann.« »Ich begreife es wohl,« sagte D'Esterval, in den Mund eines Lustknaben rülpsend, »ich verstehe sehr wohl, daß man diesen hübschen Wesen den Vorzug gibt.« »Teufel, du bist ja in Erektion,« sagte Dorothéa, »ich bemerkte es, nun also, geniere dich nicht, bearbeite diesen hübschen Knaben, ich lasse es gerne zu, wenn mich auch dieser nur bearbeitet,« fuhr sie fort, indem sie ihre Hinterbacken dem neben ihr stehenden Knaben zuwandte. »Sapperlot!« rief da Gernande, »ihr seid ja ganz besessen von den sieben oder acht Flaschen Wein, die jeder getrunken hat.«
»O ja, ich bin besoffen,« sagte Bressac und kniff die Brüste Justinens, bis sie aufschrie. »Aber, teuer Onkel, ich habe unerhörte Sehnsucht nach dem Aderlaß, den Sie an Ihrer Frau ausführen wollen. Werden Sie mir erlauben, Sie während dieser Zeit von hinten zu bearbeiten.« »Gerne. Aber erbricht da nicht Dorothéa.« »Ich bin betrunken.« »Nun gut, lasse dich ficken, du Hure,« sagte ihr Gatte und forzte gewaltig, »das ernüchtert.« »Wahrlich, Onkel,« sagte Bressac, »wir nehmen uns bei Ihnen viel Freiheiten heraus.« »Genieren Sie sich nicht, meine Freunde, ich liebe das alles, wenn man voll ist, muß man forzen, scheißen, erbrechen, man muß seinen Samen ergießen, das alles erleichtert, Bressac, stütze doch Dorothéa, siehst du denn nicht, daß das Glied dieses Knaben, der sie von hinten bearbeitet, sie umwerfen wird.« »Wo zum Teufel soll ich sie fassen,« fragte Bressac, »die Hure ist vorne von ihrem Erbrechen beschmutzt und schwimmt hinten in ihrem Kot, den sie gerade von sich gibt.« »Ein Lustknabe soll das reinigen,« befahl Gernande, »helfen Sie ihm, Justine. D'Esterval fragen Sie Ihre Frau, ob sie zu Bette gehen will.« »In's Bett? Himmel noch einmal,« antwortet Dorothéa, »nein, nein, ich will ficken, ich bin schon in Ordnung; nichts ist mehr im Magen, ich kann wieder von vorne anfangen.«
»Geben Sie mir Ihre Frau, Onkel, ich beschwöre Sie,« sagte Bressac, »Justine soll sie benachrichtigen.« Es geschieht, während die Scheusale sich nur mühsam aufrechterhalten