Justine oder vom Missgeschick der Tugend - Page 90

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ihrem Mißgeschick noch mehr erfreuen zu können. Meine wüste Phantasie ersann zu dem einige Ruchlosigkeiten; ich wollte sie den Leidenskelch bis zur Neige leeren lassen. Wenn man so weit geht, ein Verbrechen zu begehen, dann muß man es in dem erdenklich größten Umfang, mit raffiniertester Grausamkeit verüben.

Ich hielt meiner Héloise flüchtiges Salz unter die Nase; ich versetzte ihr Ohrfeigen und kniff sie. Da ich sie durch das alles nicht zu Bewußtsein brachte, so schürzte ich sie und kitzelte ihre Clitoris; auf diese wollüstige Empfindung hin schlug sie ihre Augen auf. »Schönes Kind,« sagte ich zu ihr, während ich einen feurigen Kuß auf ihren[205] Mund drückte, »nur ein wenig Mut: Sie brauchen ihn, um den weiteren Verlauf Ihres Unglücks ertragen zu können. Sie sind noch nicht am Ziel.« – »Ruchloser,« sagte das interessante Mädchen weinend, »was willst du denn noch? Welche neue Qualen stehen mir denn noch bevor? Ist es denn nicht genug, mein Vertrauen mißbraucht zu haben, um mir alles zu rauben, was ich liebe? Drohest du mir nur mit dem Tode, dann beeile dich, ihn mir zu geben; vereinige mich rasch mit dem angebeteten Gegenstande meiner Liebe; für diesen Preis verzeihe ich dir deine Untat.«

»Dem Tod, nach dem du dich sehnst, mein Engel,« antwortete ich, indem ich sie zu betasten begann, »wirst du ganz sicher nicht entgehen; aber es müssen ihm einige Demütigungen und Grausamkeiten vorangehen, denn ohne diese dir den Tod zu geben, würde mir meinen Genuß verkürzen.« Aber da während dieser Worte meine Hände, die beständig herumwühlten, meinen gierigen Blicken Schenkel von blendender Weiße und schöner Rundung darboten, machte ich dem Gespräch ein Ende und handelte nur mehr. Die Gewißheit, die Erstlinge eines so schönen Mädchens pflücken zu können, ließ mich an eine Art des Angriffs denken, die mir sonst nie in den Sinn gekommen wäre. Gott! In welche Schwierigkeiten, in welche Hitze, in welches Entzücken versetzte mich dieser Sieg! Die Art, wie ich ihn errang, verlieh ihm noch mehr Würze. Ein alabasterweißer Hals bot sich mir dar; in dem Zustand, in dem ich mich befand, war ich mehr zu Mißhandlungen als zu Liebkosungen geneigt, darum biß ich und drückte ich sie, anstatt sie zu küßen. Welch wunderbares Phänomen! Héloise unterliegt trotz ihres Schmerzes dem Gefühle des Entzückens, das zu empfinden ich sie zwinge; sie entleert sich. Nun entfacht nichts auf der Welt das Gefühl wolllüstiger Raserei in mir so stark, als wenn ein Weib meinen Genuß teilt. »Elende Dirne!« schrie ich, »du wirst für deine Kühnheit büßen!« Damit drehte ich sie heftig um und setzte mich in den Besitz des denkbar reizendsten Hintern. Mit einer Hand schiebe ich die Backen, auseinander, mit der anderen führe ich mein Glied ein und nun sodomisiere ich drauf los. Götter; Welch ein Vergnügen bereitet sie mir! Ich verursachte ihr Schmerzen; sie wollte schreien, da preßte ich ihr ein Taschentuch auf den Mund. Doch störte diese Vorsicht den Akt und mein Glied glitt heraus. Ich begriff, daß ich mein Opfer aufheben und auf eine Unterlage stützen müsse. Da legte ich sie auf den Leichnam ihres Geliebten und brachte die beiden in eine so gute Stellung zueinander, daß beider Mund sich berührte, sozusagen aufeinander klebte. Man kann sich das Entsetzen, den Schauder, die Verzweiflung nicht vorstellen, in[206] die diese meine Ruchlosigkeit mein Opfer versetzte. Wenig gerührt von den verschiedenen Regungen, die ihr Herz zerfleischten, machte ich aus meinem Taschentuch und meinen Strumpfbändern eine Fessel, mit der ich sie in dieser Stellung fixierte worauf ich mich ruhig wieder ans Werk begab. Götter! Was für Hinterbacken! Welche Rundung! Welche Weiße! Ich überhäufte sie mit Tausenden von Küßen; ich glaube dieses schöne Gesäß fressen zu müssen, bevor ich es bearbeite. Endlich dringt mein Glied hinein, aber mit solcher Geschwindigkeit, mit so wenig Achtsamkeit, daß das Blut über die Schenkel herabfließt. Nichts kann mich aufhalten; ich bin gut drin; ich wünschte ihren Mastdarm enger, meinen Penis viel dicker, um ihr so rechte Qualen bereiten zu können. »Nun, kleine Hure,« sagte ich, sie aus Lebeskräften reibend, »wird dich dieser zweite Genuß auch zur Entladung veranlassen?« Damit prackte ich heftig ihre Hinterbacken; ich kratzte sie; meine Hände fuhren nach vorne und rißen ihr grausam die Flaumhaare heraus, mit denen die Natur sie geschmückt hatte. Tausend grausame Gedanken wirbeln durch mein Gehirn. Ich verzögere schließlich meine Entladung, damit das Feuer, das jenes durchströmt, nicht erlösche. Ich erinnere mich des entsetzlichen Planes, den ich bezüglich des Leichnames der Frau de Moldane gefaßt hatte. Ich rufe mir all das ins Gedächtnis, was man mir über die entzückenden Genüsse an einem frisch getöten Leichnam gesagt hat, und gedenke der Verzweiflung, in die mich meine stürmischen Begierden einst stürzten, da sie mich verhindert hatten, dieses Verbrechen zu begehen. Ich ziehe mein Glied heraus, ich werfe verstörte Blicke auf Alberonis blutigen Körper; nun lasse ich seine Hosen herunter. Er war noch warm; ich bemerkte prächtige Hinterbacken und küße sie; mit meiner Zunge bahne ich mir den Weg, ich führe mein Glied ein und fühle mich so gut bei dem Experiment, daß mein Same unter den unsagbaren Ausbrüchen meines Entzückens sich ausgiebig in den After des von mir getöteten Liebhabers ergießt, während ich den Arsch seiner Geliebten, die ich auch bald morden werde, küße.

Héloisens Reize, ihre Verzweiflung, ihre Tränen, der Zustand von Angst, in den ich sie durch meine Drohungen versetzte; so viele Einwirkungen auf mein stahlhartes Herz brachten mich bald wieder in Erregung. Aber erfüllt von Raserei, schäumend vor wütender Geilheit, die unsere Sinne in so heftiger Weise aufpeitscht, vermag ich mich jetzt nur mehr durch Mißhandlungen zum Genuß anzuregen. Ich pflücke Zweige in dem Gestrüp, der uns umgibt; ich binde aus ihnen Ruten; ich entkleide das Mädchen vollständig und peitsche ihren ganzen Körper, ohne den[207] Hals auszunehmen, so grausam, daß ihr Blut sich bald mit dem aus den Wunden ihres Liebhabers fließenden vermengt.

Von dieser Barbarei übersättigt, ersinne ich ihrer neue; ich zwinge sie, die Wunden Alberonis zu lecken. Als ich aber bemerkte, daß sie mit einer Art Zartgefühl gehorchte, riß ich Dornen ab und rieb damit ihre empfindlichsten Körperteile; ich führe sie in

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Veröffentlicht / Quelle: 
Marquis de Sade: Die Geschichte der Justine. 1906
Prosa in Kategorie: 
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