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das Gericht davon Kenntnis erhalten, würde man uns an unserem Vermögen oder Leben strafen. Doch scheint mir folgendes ein vorteilhafterer und einfacherer Weg: rächen wir uns zugleich an Camilla, die nach Ihrem Leben trachtet, und an Ihren Eltern, die sie dazu aufreizen.« – »Auf welche Weise denn?« – »Mit einem Mittel, das das glückliche Land, in dem wir leben, uns auf Schritt und Tritt darbietet.« – »Mit Gift?« – »Gewiß!« – »Meinen Vater, meine Mutter, meine Schwester vergiften?« – »Haben sie es nicht auf Ihr Leben abgesehen?« – »Ich hege nur einen Verdacht.« – »Ihr Tod wird der Beweis sein.« – Nach einigem Nachdenken begann wieder Veronika: »Ich weiß, daß andere Frauen ebenso gehandelt[215] haben, Donna Capraria hat soeben ihren Gatten vergiftet.« – »Warum zögern Sie also?« – »Ich fürchte Ihre Verachtung; Sie werden nach der Rachetat kaltblütiger sein und mich verabscheuen.« – »Fürchten Sie nichts; ich werde dann in Ihnen ein feuriges, mutiges, liebendes, leidenschaftliches, kurz ein charaktervolles Mädchen sehen, und werde Sie dann tausendmal heißer verehren. Zaudere nicht, Veronika, sonst verlierst du auf ewig meine Liebe.« – »Ach, mein Freund, aber der Himmel!« – Leere Furcht; der Himmel hat sich nie in weltliche Dinge gemengt; er ist nichts als die abgestumpfte Waffe der Lüge und des Aberglaubens. Es gibt keinen Gott; Lohn und Strafe, die sich auf dieses verhaßte Phantom gründen, sind ebenso verächtlich wie er. Wenn es einen Gott gäbe, den das Verbrechen erzürnte, würde er dann dem Menschen alle Mittel an die Hand geben, es zu verüben? Was sage ich da! Wenn das Verbrechen diesen angeblichen Schöpfer der Natur erzürnte, wäre es dann ein wesentliches Werkzeug der Naturgesetze? Denke doch daran, daß die entartete Natur sich nur durch Verbrechen nährt und aufrecht erhält; wenn aber diese notwendig sind, können sie weder die Natur noch das sie angeblich regierende Phantasiegeblide beleidigen. Das, was der Mensch ein Verbrechen zu nennen gewagt hat, ist nur die Tat, die die Gesetze der Gesellschaft verletzt; aber was kümmert sich die Natur um die Gesetze der Gesellschaft! Hat denn sie diese diktiert? und sind diese Gesetze nicht in verschiedenen Ländern verschieden? So schauerlich Ihnen eine Tat erscheinen mag, so kann sie als Verbrechen nur in einer begrenzten Oertlichkeit gelten; von diesem Augenblicke an kann sie die Natur nicht beleidigen, da ihre Gesetze allumfassend sind. Der Vatermord, in Europa als Verbrechen betrachtet, steht in mehreren Gegenden Asiens in Ehre; ebenso verhält es sich mit allen anderen menschlichen Handlungen; ich glaube nicht, daß man mir eine einzige nennen kann, die überall als lasterhaft gilt. Bedenken Sie übrigens, daß es sich hier nur um Notwehr handelt, daß also alle Mittel, die Ihnen dabei dienlich sind, nicht nur nicht verbrecherisch sind, sondern sogar lobenswert werden, da das oberste Gesetz der Natur uns den Trieb zur Selbsterhaltung um jeden Preis eingegeben hat. »Handeln Sie, Veronika, handeln Sie, oder es kostet Sie Ihr eigenes Leben.«
Das Feuer, das ich in den Augen des reizenden Mädchens glänzen sah, überzeugte mich bald von dem Erfolge meiner Rede. »Nun gut,« sagte sie zu mir nach Verlauf einiger Minuten heftiger Erregung, »ich werde deinen Rat befolgen. Ich kenne die notwendigen Gifte, alle diese[216] sind uns wohl vertraut; ich schwöre dir, in drei Tagen soll keine einzige Person existieren, die unser Verderben ersinnt. Entferne dich indeß, ich will nicht, daß du in Verdacht kommst.«
Ich erklärte mich umso lieber damit einverstanden, als ich diesen Aufschub benötigte, um die dritte Schwester zu verführen; ich tat dies mit Hilfe Clementias. Ich ließ sie nach Messina kommen und machte sie mit Laurentia bekannt; schon am folgenden Tage wurde diese auf mein Schloß gebracht. Kaum zwei Stunden nach ihrer Entfernung kam das von Veronika vorbereitete Unheil zum Ausbruch. Sie hatte eine sehr gefährliche Giftpflanze benützt, die sich in großer Zahl in den sizilischen Bergen findet; die drei Opfer starben unter entsetzlichen Zuckungen. Nach der Tat bemächtigte sie sich aller Dinge, deren sie habhaft werden konnte: Geschmeide, Brieftasche, Geldkasse, kurz alles nahm sie mit; dann suchte sie mich mit diesen armseligen Schätzen in einem Landhause nahe der Stadt auf, wo ich ihr Rendezvous gegeben hatte. Sie berichtete mir vom Verschwinden ihrer Schwester, dessen Beweggrund sie nicht verstehen konnte. »Du wirst sie bald wiedersehen,« meinte ich, »ich habe sie aus Vorsicht in Sicherheit bringen lassen; gehen wir, sie erwartet uns auf meinem Gute.« Diese Vorsicht schien Veronika zunächst zu ängstigen; doch wußte ich sie zu beruhigen. Aber ich überlasse es Euch, ihren Schrecken Euch auszumalen, als sie nach ihrer Ankunft aus dem Munde Laurentias erfuhr, auf welche Weise sie entführt worden war und welche Zumutungen ihr Clementia seit ihrem Aufenthalte auf dem Schlosse gemacht hatte. »O Ruchloser! du hast mich hintergangen!« sagte sie zu mir. – »Wirklich?« entgegnete ich, »ich habe dir ja nie etwas versprochen. Deine Schwester hat mir dieselbe Begierde eingeflößt wie du; darum will ich euch beide genießen, oder besser gesagt, alle drei; denn wozu es jetzt verhehlen? Camilla ist mir auch zur Beute geworden.« – »Und du konntest mir zumuten, sie zu töten? O, du Ungeheuer!« – Sie weinen, sie sind verzweifelt; aber trotz ihrer Tränen gehe ich nur darauf aus, mich an ihnen zu ergötzen. Die beiden reizenden Mädchen befriedigten zu gleicher Zeit alle meine wolllüstigen Wünsche; beide stillten alle meine Leidenschaften ausnahmslos: Hintern, Scheide, Mund, Brüste, Achselhöhlen, alles wurde in Angriff genommen, alles wurde ausgenützt; ich fand an ihnen nicht weniger Geschmack, wie seinerzeit an ihrer toten Schwester. Namentlich Veronikas Hinterbacken übertrafen alles, was ich je in dieser Art schönes gesehen hatte; man konnte sich keinen prächtigeren Hintern, keinen herrlicheren Busen vorstellen.[217]
Unglücklicherweise machte mir all das nur drei Tage lang Vergnügen. Kaum hatte ich an den beiden reizenden Mädchen meine Gelüste befriedigt, da dachte ich nur mehr daran, sie zu verderben. Aber es mußte auf eine grausame Weise geschehen. Je mehr Genüsse sie mir verschafft hatten, umsomehr Leiden und furchtbare Qualen wollte ich ihnen bereiten. Aber welche sollte ich ersinnen? Ich hatte bereits alles Erdenkliche getan, ja ich war der Ueberzeugung, daß die berühmtesten Henker der Welt mir keine Marter raten konnten, die ich nicht