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das Gesicht des Tierparks entscheidend. Hagenbeck erlebt seinen größten Umbau seit 60 Jahren: Der Haupteingang wird an die Koppelstraße verlegt, ein nepalesischer Pagoden-Tempel schmückt den neuen Zugang. Nun liegt der Park ganz nah an der U-Bahnstation Hagenbecks Tierpark. Der ehemalige Haupteingang, das historische Jugendstil-Tor, bleibt neben dem Bären-Gehege als historisches Ensemble erhalten.
Wenn man die Eigentumswohnanlage an der Hagenbeckstraße verlässt, sieht man rechts auf der anderen Seite das schmucke "Lindner Park-Hotel Hagenbeck". Es gewann den begehrten "HolidayCheck Award 2011" und ist damit das "beliebteste Hotel Deutschlands 2011. Susanne erzählte uns, dass das große danebenliegende Grundstück früher auch zum Tierparkgelände gehörte. Im Zuge des Umbaus 2003 entstand hier ein feines, neues Wohnviertel.
Wir passierten das Hotel und gingen auf einem Sandweg über die große Rasenfläche zum (für mich) neuen Haupteingang. Bei schönstem Wetter verbrachten wir einige angenehme Stunden in dem wirklich gepflegten und empfehlenswerten Tierpark mit seinen großen Freiflächen, Bäumen und blühenden Büschen. Das Tropen-Aquarium sparten wir aus für einen eventuell nächsten Besuch. Das im Bau befindliche "Eismeer", ein großes arktisches Panorama mit den zugehörigen Tieren, soll 2012 eröffnet werden.
Zum Abschluss dieses schönen Tierparkspaziergangs setzten wir uns auf eine Bank und genossen ein Eis auf einer Bank im Schatten. Es waren nicht so viele Besucher hier an diesem normalen Freitag Anfang Mai.
Für den Abend hatten wir geplant, in einem griechischen Restaurant in der Nähe zu essen. Essen im Restaurant kommt selten vor bei uns. Susanne und Andreas waren mit von der Partie.
Nach einer kurzen Ruhepause in unseren Zimmern waren wir bereit. Auf dem Weg zum Restaurant machten wir einen kleinen Spaziergang durch die große Schrebergartenanlage und das angrenzende Villenwohngebiet an der Koppelstraße. Eine große Kleingartenanlage mitten in einem attraktiven Wohngebiet ist sicherlich die Ausnahme. Ich hatte den Eindruck, dass diese gepflegten Gärten in ihrer Gesamtheit dem Wohngebiet eine zusätzliche Attraktivität verliehen. S & A kamen mit dem Fahrrad zu diesem netten, kleinen Lokal mit großer Terrasse. An der Wand hing ein Schild "Neueröffnung". Vielleicht waren deshalb so viele Tische besetzt. Wir setzten uns an den Tisch neben der offenen Tür. Als der Ober kam, schaute ich Gullan an. Sie verstand und nickte. Ich bestellte Mousaka, ein klassisches griechisches Auflaufgericht mit Auberginen.
Die kurze Vorgeschichte zu unserem spontanen Blickkontakt: 2008 in Melbourne hatten wir Lust auf Mousaka. Wir suchten und fanden ein griechisches Lokal in der Nähe unserer Wohnung. Die Speisekarte am Fenster beinhaltete - natürlich - Mousaka aber ein Schild an der Tür gab den Hinweis "Heute geschlossen". OK, dann kommen wir morgen. Morgen war schon am nächsten Tag und wir gingen wieder hin. Wir waren die ersten Gäste, setzten uns an den besten Tisch am Fenster und eine junge Frau kam gleichzeitig mit zwei riesigen Speisekarten. Wir bestellten zwei Mousaka ohne die Speisekarten zu lesen. Sie: "Mousaka gibt es heute leider nicht". Wir waren etwas enttäuscht und sagten: "Danke, dann gehen wir wieder". Wir gingen zum "Italiener" nebenan und aßen stattdessen ein Pastagericht, das uns aber nicht wirklich entschädigte.
Hier im gemütlichen Griechen-Lokal an der Julius-Vosseler-Straße in Hamburg wurden wir nach drei Jahren endlich entschädigt. Als Begrüßung gab es für alle einen Schnaps. Die Mousakas waren hervorragend aber für Gullan und mich ungewohnt groß; wir konnten unmöglich den Teller leer essen. Susanne und Andreas bestellten ein Fisch- bzw. Fleischgericht, die augenscheinlich weniger voluminös waren, sie schafften auf alle Fälle ihre Teller. Nach dem Essen spendierte der Ober (Lokalinhaber?) noch einen Schnaps, zusammen mit vier Stück süßen Kuchen mit Sahne und nach dem Bezahlen noch je eine kleine Flasche Rotwein für die Damen, vielleicht aufgrund der Neueröffnung. Es war etwas Neues für Gullan (und wohl auch für Susanne) nach einem Restaurantbesuch mit einer Flasche Wein in der Hand nach Hause zu wandern.
Wieder in der Wohnung unterhielten wir uns eine Weile, bevor es Zeit war ins Bett zu gehen. Wir wünschten S & A (und uns), dass der Flugbetrieb morgen früh wieder normal funktioniert. Gullan wird morgen 70 Jahre alt, S & A waren nicht eingeweiht und wir hatten den Tag für uns schon verplant.
Samstag 7. Mai
Gullan wird 70, der Hamburger Hafen 822 Jahre alt. Gullans runden Geburtstag wollten wir bewusst ohne Feier und Gäste begehen. Eine nachträgliche Feier war im Juli in unserer "Hütte" in Schweden geplant, wenn die Grigor-Junior-Familie aus Brisbane da ist.
Nach dem Frühstück nahmen wir die U-Bahn zu den Landungsbrücken um für einige Stunden ein Teil der über 1,5 Millionen Gäste beim Hamburger Hafengeburtstag zu sein. Das Wetter war optimal und die U-Bahn nach einigen Stationen so voll wie ich es in Fernsehbildern von Tokio gesehen hatte. Ich hatte einen Sitzplatz am Mittelgang, Gullan saß mir gegenüber. In den Gang wurden mehr und mehr Leute hineingedrückt. Eine geöffnete Bierdose, die ein stehender Mann schützend zwischen Hand und Bierbauch hielt, kam mir so nahe an den Mund, dass ich Gullan fragte, ob sie zufällig einen Strohhalm in ihrem Einkaufsbeutel hatte. Wer jetzt an einer Haltestelle vor dem Hafengebiet aussteigen wollte hatte ein Problem. Dort angekommen leerte sich der Zug wie an einer Endstation. Das schöne Wetter hatte schon viele Menschen angelockt, es war voll. Wir schlenderten von den Landungsbrücken in Richtung HafenCity. Unzählige Schiffe, neue und historische, lagen in mehreren Reihen vor Anker. Ich erzählte Gullan stolz, dass ich 1963 hier zugesehen habe wie Passagierdampfer nach Amerika ablegten. Sie konterte, dass sie gleichzeitig, im Juni 1963, mit einem Passagierdampfer nach Amerika fuhr, allerdings von Göteborg aus.
Als wir an der Brücke ankamen, die hinüber zur HafenCity führte, hatten wir das Gedränge bereits leid. Wir erinnerten uns an Susannes lebhafte Erzählung über ein "phantastisches" Miniatur-Wunderland, das hier irgendwo in einem alten Hafenspeicher zu besichtigen ist. Ich bin noch nie ein Freund von Modelleisenbahnen gewesen. Das hier soll aber mehr sein als "nur" die "größte Modelleisenbahn der Welt". Wir fragten uns durch und standen bald vor dem imponierenden Speichergebäude in der sog. "Speicherstadt" in Hamburg. Diese historische Gebäude liegt an der Straße mit dem tollen Namen "Kehrwieder"
Wir gingen die alte Treppe hinauf, der Eingang zum "Wunderland" ist im 3. Stock und erweckt nicht gerade die Erwartung auf ein großes Erlebnis. Uns kam ein älteres Paar entgegen,
© Willi Grigor, 2011 (Rev. 2017)
Siehe auch
literatpro.de/gedicht/031218/von-hamburg-zum-horizont
literatpro.de/gedicht/150519/liebe-freunde-ich-bin-reich
literatpro.de/gedicht/021017/spur-in-einem-wanderherz