DE 2011 Freundliches Wiedersehen mit Hamburg - Page 2

Bild zeigt Willi Grigor
von Willi Grigor

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heimelig: Drei Glastüren führten in den Garten, der zu der Wohnung gehörte. Zusätzliche Fenster, die bis auf den Fußboden reichten, gaben einen tollen Blick auf den breiten Rasenstreifen und die blühenden Büsche und Blumen. Von den Nachbarhäusern sah man nicht viel, zu den Parterrewohungen dort gehörte ja auch ein blühender Garten. Die anderen vier Zimmer hatten auch Glastüren. Eine weitere Besonderheit der Parterrewohnungen dieser Anlage ist eine Treppe von der Wohnung hinab in den eigenen Kellerraum.

Gullan und ich bekamen getrennte Schlafzimmer angewiesen. Susanne hat meine Australienberichte gelesen und wahrscheinlich darauf reagiert, dass wir dort nach Möglichkeit getrennte Schlafzimmer wählten, da ich die durchgehende Matratze auf dem Doppelbett nicht abkann.
Andreas war noch nicht zu Hause von der Arbeit. Susanne servierte uns frische Spargel mit Kartoffeln und eine dicke Scheibe Schinken und Weißwein. Das passte gut, seit der Bockwurst in Flensburg hatten wir nichts gegessen.

Danach machten wir einen Spaziergang rund um den Tierpark Hagenbeck. Wir sahen das alte Eingangstor mit den markanten Elefantenköpfen. Ich war 1963 hier. Dieses Tor ist das Einzige an das ich mich erinnere. Es liegt jetzt als "Museumsstück" innerhalb der Einzäunung. Der neue Eingang ist gleich um die Ecke von Susannes Wohnung.

Andreas kam nach einem langen Arbeitstag nach Hause und aß seinen gesparten Teil des Spargelgerichts. Danach genossen wir frische Erdbeeren (Jahrespremiere für uns) mit Eis und Eierlikör aus einem Bioladen. Wir hatten es uns auf der blauen Sofaecke bequem gemacht. An den Wänden sahen wir einige blau-gelbe Erinnerungsstücke aus ihrer Zeit in Åmål. Wir saßen bis kurz vor 23 Uhr und redeten über Hamburg, Schweden und Australien. Susanne war als ganz junge Frau (heute ist sie immer noch jung, knapp über 40) einige Monate in Neuseeland und Australien. In Åmål waren Susanne und Andreas wie schon erwähnt unsere Nachbarn und kümmerten sich lieb und gern um einige unserer Haustauschpartner aus Australien. 2010 machten sie eine Reise nach Australien und besuchten diese dann auch. Susanne ist eine Meisterin der Kommunikation und Kontaktaufnahme.

Donnerstag 5. Mai
Der erste unserer geplanten Ausflüge sollte zur Innenstadt gehen, nur sechs Kilometer Luftlinie entfernt von der Wohnung. Es wurde aber ein längerer Wandertag als geplant, durchaus vergleichbar mit denen in den großen Städten in Australien; auch das Wetter war ähnlich.
Vorher machte ich den kurzen Spaziergang zur U-Bahnhaltestelle, wo es auch einen gut sortierten Laden und einen Bäcker gab. Ich begutachtete den Bahnsteig und testete den Fahrkartenautomat, damit später keine Verzögerung eintritt.
Susanne leistete uns beim Frühstück Gesellschaft. Sie hatte noch einiges am Computer zu erledigen vor dem Abflug morgen nach Venedig.
Danach gingen Gullan und ich hinaus in den blauen Frühlingstag und nahmen die U-Bahn zur Innenstadt. Ich wollte als Erstes die mir von früher bekannten Stellen wiedersehen.

Binnenalster
Wir stiegen an der Haltestelle "Jungfernstieg" aus, gingen die breite Treppe hinauf und sahen mit jedem Schritt ein bisschen mehr von der Binnenalster. Ein eindrucksvoller erster Eindruck von der Innenstadt. Wir standen auf dem berühmten Jungfernstieg. Hier haben 1966 Günter, Dieter, Erich und ich im nicht minder bekannten "Alsterhaus" rote T-Shirts für das Spiel HSV gegen Fortuna Düsseldorf gekauft und dort auch gleich anzogen.
Wir machten einen Spaziergang im Linksdreh um die Binnenalster: Ballindamm, Lombardsbrücke, die zusammen mit der Kennedybrücke die Binnenalster von der Außenalster trennt. Von hier hat man einen schönen Blick auf die Silhouette der Innenstadt, die sich nicht durch neue Hochhäuser verändert hat. Weiter über den Neuen Jungfernstieg, vorbei am Luxushotel "Vier Jahreszeiten" und wir waren wieder auf dem Jungfernstieg. Wir gingen über die Straße und ich stieß auf der anderen Seite fast mit dem Wimbledonsieger von 1991, Michael Stich, zusammen, der an der Ampel auf Grün wartete und sich dabei mit seinem Handy unterhielt. Er war größer und schlanker als ich gedacht hätte und trug ein Geschenkpaket, das er vielleicht im Alsterhaus ein paar Meter weiter gekauft hat. Er ist u. a. Direktor der Tennisturniers am Rothenbaum in Hamburg.
Er nahm Null Notiz von mir und wir schlenderten weiter durch die "Große Bleichen", vorbei am Ohnsorg Theater (in dem ich 1963 ein Lustspiel mit Heidi Kabel und "Opa" Henry Vahl gesehen habe) und weiter Richtung HafenCity. Die markante Kuppel der Sankt-Michaelis-Kirche ("Hamburger Michel", auch ein Wahrzeichen von Hamburg) fast ständig im Blickfeld. Wir gingen entlang und über verschiedene Fleeten. Das sind Kanäle, auf denen früher Waren zu den Hafenspeichern transportiert wurden. Heute erhöhen sie den Wohn- und Bürostatus und locken Besucher zu Spaziergängen.

HafenCity
Die HafenCity ist ein bisher nur zum Teil fertiggestellter Stadtteil auf einem alten Hafengelände. Wir fanden das im Bau befindliche Konzerthaus "Elbphilharmonie", von dem Susanne erzählt hat. Dieser auf einem alten Hafenspeicher aufgesetzte Koloss hat für Negativ-Schlagzeilen gesorgt: Die Bauzeit wird immer länger und die Kosten immer höher. Der Diskussionen werden bereits mit denen in Sydney verglichen, als dort die heute so berühmte Oper gebaut wurde. Vielleicht wird dieses Gebäude ja einmal ebenso berühmt, es ist wie die Sydney-Oper von Wasser umgeben (Elbe und zwei ehemaligen Hafenbecken). Auf alle Fälle wird es das Bild der HafenCity prägen.
Fertiggestellt und eröffnet wird das neue Hamburger Wahrzeichen mit seinen zwei Konzertsälen, einem Fünf-Sterne-Hotel und ca. 45 Wohnungen voraussichtlich 2013.
Nachtrag 2017: Die feierliche Eröffnung fand am 11. Januar 2017 statt. Vergessen sind die Probleme und der Ärger. Man ist sich einig: Hamburg hat ein neues Wahrzeichen!

Wir gingen die Stufen der breiten Treppe zum Grasbrookhafen hinunter. Hier hat man den alten Kai in eine hübsche und einladende Flanierstraße umgebaut. Sie ist so neu, dass sie auf Google Maps 2011 noch nicht zu finden ist. Es war jetzt mitten am Tag, warm und blauer Himmel. Büroangestellte saßen in der Sonne und machten Mittagspause. Auch wir setzten uns auf eine Bank, wir hatten Früchte und Wasser in unserem roten Einkaufsbeutel. Es war eine Freude hier zu sitzen.
Nach dieser entspannten Pause wanderten wir die Straße weiter, an deren Ende der modern gestaltete Grasbrookhafen liegt. Gleich daneben steht ein großes Riesenrad, ohne dem eine Weltstadt nicht mehr auskommt. In Singapur steht mit 165 m das z. Zt. welthöchste. Eine Anlegestelle für die großen Kreuzfahrtschiffe gibt es auch hier; wir sahen eins vor Anker liegen.
Wir waren 2008 imponiert von den neuen "Docklands" in Melbourne.

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© Willi Grigor, 2011 (Rev. 2017)

Siehe auch
literatpro.de/gedicht/031218/von-hamburg-zum-horizont
literatpro.de/gedicht/150519/liebe-freunde-ich-bin-reich
literatpro.de/gedicht/021017/spur-in-einem-wanderherz

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