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starr auf den Eindringling gerichtet.
„Du bist Gamma?,“ bringt er fast tonlos hervor.
Die vollkommen in schwarz gekleidete Agentin zeigt ihr künstliches Lächeln. „Überrascht?!“
Der Blick in ihr weißes schmales und von kurzen tiefschwarzen Haar umrahmtes Gesicht mit dem knallrote Lippenstift löste schlagartig ein flaues Gefühl in seinem Magen aus. Ihre schneeweißen Zähne leuchten ihn an. So wie damals, als sie sich am Ende eines Einsatzes näher kamen.
„Mit mir hast du wohl nicht gerechnet. Sind ja nur ein paar Stunden. Ich lasse dich überleben.“
„Miststück!“ zischt er mehr, als er spricht. „Du wusstest, dass ich Beta bin.“
„Ja, und ich habe mir während des Flugs ausgemalt, wir wir beide den heutigen Abend verbringen werden.“ Es klingt wie eine Drohung.
„Mit der Durchführung der letzten Aufgaben für diesen Einsatz,“ führt Beta den Satz ohne Kraft in seiner tiefen Stimme zu Ende.“
„Auch, aber das ist nur ein Teil.“
Die Agentin hat inzwischen die Tür hinter sich geschlossen und geht auf Beta zu. Während er wie eine Statue mitten im Wohnraum steht, flüstert sie drohend in sein linkes Ohr. „Wir rechnen ab.“
Der Einsatzleiter dreht sich weg und blickt auf ein Bild an der Wand. Er nimmt es nicht wirklich wahr; ihn kam der Anruf von Peter in den Sinn. >Arbeitet professionell zusammen. Kein Stress. Verstanden?!<
Lucia geht zur Bar und nimmt sich einen Orangensaft und ein Glas. „Oh, die Bar ist gut gefüllt. Ab heute Nacht haben wir Zeit und vorerst keinen Einsatz. Vielleicht können wir, kannst du dann noch, einen Piccolo aufschrauben.“
„Gamma“, und flüsternd „Lucia“, Peter weiß von uns.“
Er hat mich gerade telefonisch gewarnt.“
Die Agentin öffnet die kleine Flasche und füllte sie in das Glas. Dann setzt sie sich mit übergeschlagenen Beinen auf die Couch. Ihre hochhackigen Schuhe und ihre enge schwarz Lederhose lassen ihre Beine noch länger erscheinen als sie sind. Die kurze schwarz Jacke und die dunkelgrau Bluse, an der die obersten drei Knöpfe geöffnet sind, machen aus der Agentin einen Vamp, die nur darauf wartet Opfer für ihre Sexspiele zu finden.
„Er weiß von nichts“, bemerkt sie ohne Beta dabei anzugucken.
„Und diese Andeutungen? Warum ruft er extra deswegen an? Aus lange Weile bestimmt nicht.“ Mike steht etwas verloren am Tisch. Auch er vermeidet es, seine Partnerin anzugucken.
„Mistkerl, sonst bist du doch nicht so ängstlich. Er rief an um dich darauf hinzuweisen, dass du mit einer Frau als Partnerin vernünftig umgehen sollst. Keine Abenteuer. Er scheint dich zu kennen.“
„Quatsch. Wenn ich sonst mit einer Partnerin zusammen im Einsatz war, rief er nicht an. Ich sag´ dir, er weiß etwas, zumindest ahnt er etwas.“
„Und warum hat er dann mich zu dir geschickt? Einen Hub fliegen können auch andere.“
„Vielleicht will er uns testen.“
„Was könnte er wie testen wollen? Ob du, während du mich fickst, wieder mit einer anderen telefonierst? Das wird nicht mehr vorkommen, Mistkerl. Das Telefonieren meine ich.“
Gamma lehnt sich auf der tiefen Couch zurück, wobei ihre Bluse sich oberhalb des vierten Knopfes auseinander zog.
Beta geht zum Esstisch und blättert unaufmerksam in einem Hausprospekt.
„Lass uns von etwas anderem sprechen, Miststück. Wir haben eine Aufgabe zu erledigen. Das hat Vorrang.“ Seine Stimme ist kräftig und bestimmend.
„Du kannst ja etwas anderes erledigen. Ich bin nur zur Unterstützung hier, falls du etwas nicht hinbekommst.“
Ohne sich ihr zuzuwenden erwidert Beta mit ruhiger Stimme: „Okay. Dann geh´ shoppen oder mach sonst etwas in der Stadt. Aber lass mich in Ruhe meinen Job tun.“
„Du weißt genau, dass das nicht geht. Du musst wohl mit mir heute Abend vorlieb nehmen. Und vielleicht die ganze Nacht und morgen auch noch. Wenn du es hinbekommst, dass der Auftrag ordentlich ausgeführt wird.“
Gamma setz sich wieder aufrecht hin und nimmt einen Schluck Orangensaft. „Miststück, das war bisher überhaupt kein Problem. Erst seit du hier störst, muss ich mich etwas konzentrieren.“
„So konzentrieren, wie du dich auf die Schlampe in der Sauna konzentriert hast. Mit mir gehst du in die Sauna und mit der Schlampe aus der Sauna, Mistkerl.“
„Du weißt genau, dass ich ihr nur den Weg zur Dampfsauna gezeigt habe.“ Der Agent geht dabei auf die Dachterrasse.
„Für die zehn Meter hast du aber verdammt lange gebraucht. Und wie du es geschafft hast, auf den zehn Metern dein Badehandtuch zu verlieren hast du mir immer noch nicht erklärt, Mistkerl“, ruft sie ihm nach.
„Jetzt hör` mit dem Mistkerl auf. Ich weiß, dass du dich auch ordentlich benehmen kannst. Auf jeden Fall konntest du es noch in unserem Urlaub.“
„Da habe ich auch noch nicht gewusst, dass du ein Mistkerl bist.“
„Und was hast du gemacht? Die letzten zwei Nächte bei dem Typ aus Afrika verbracht. Du bist in Miststück!“
Beta sagt es sachlich, ohne laut zu werden.
An der Tür summt es.
„Das werden meine Koffer sein.“ Gamma steht auf und geht zügig zum Eingang. Sie öffnet die Tür einen Spalt und sucht nach Schatten oder andere Auffälligkeiten. Alles ist wie immer. Sie öffnet die Tür ganz und lässt den Hotelboy die Koffer hinter die Tür stellen.
„Danke, das reicht. Den Rest schaffe ich selber.“
Sofort nachdem die Tür geschlossen ist begutachtet die sie die Koffer. Lucia sucht nach Spuren von einer gewaltsamen Öffnung. Direkt am Gehäuse oder an den Schlössern. Alles ist negativ. Auch sonst sind keine Kratzer oder Beulen am Reisegepäck.
20.00 Uhr
Das Smartphone vibriert. Beide sind erleichtert, dass dieser Streit unterbrochen wird.
„Ja bitte.“
„Omega hier. Wir beobachten ein starkes Polizeiaufgebot in Richtung des Werkes fahren. Sollen wir Standorte verlegen?“
„Wie groß ist die Gefahr wenn alles bleibt?“
„Kann ich nicht einschätzen. Ich weiß nicht, warum das Polizeiaufgebot anrückt.“
Mike´s ernster Blick ist auf Gamma gerichtet.
„Okay. Wie viele Standorte sind in unmittelbarer Nähe betroffen?“
Beta setzt sich neben Gamma auf die Couch. Das Smartphone fest an sein links Ohr gepresst.
Die Agentin guckt ihn aus großen schwarzen Augen an. Sie versucht, ihrem Partner deutlich zu machen, dass er den Lautsprecher anschalten soll.
„Wenn das Aufgebot an den ersten zwei Standorten vorbei gefahren ist, können wir einen dritten Standort weiter entfernt präparieren. Nur das kostet Zeit. Dann werden wir nicht alle Standorte schaffen.“
Der Einsatzleiter runzelt seine Stirn.
Gamma trinkt einen Schluck Saft und richtet ihren Blick wieder auf Beta´s Gesicht. Sie gestikuliert wieder, doch