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der Agent ignoriert es.
„Lasst es so wie es ist. Selbst wenn die zwei Standorte entdecken ist die Aktion nicht gefährdet. Wir sind ihnen zeitlich Stunden voraus.“
„Verstanden. Dann machen wir wie geplant weiter.“
Beta presst die Lippen aufeinander. „Merde!“ kommt es gepresst.
„Was ist passiert? Warum hast du nicht auf Lautsprecher gestellt?“
„Bei Omega gibt es vielleicht Schwierigkeiten“, antwortet Beta überlegend.
„Das habe ich mitbekommen. Welche Schwierigkeiten?“ Gamma ist ungeduldig.
„Ein Polizeiaufgebot fuhr in Richtung Werk. Warum?“
„Ja, warum fährt an einem Donnerstag um zwanzig Uhr ein Polizeiaufgebot zu einem Kraftwerk?“, fragt die Agentin mehr sich selber als Beta.
„Vielleicht sind zu anderen Werken auch Polizeiaufgebote unterwegs. Dann haben die irgendetwas bemerkt.“
„Das müssen wir herausbekommen.“ Während sein Blick durch die offene Terrassentür gedankenlos auf den Wald gerichtet ist, nimmt er einen Schluck Wasser.
„Wir müssen die anderen Teams anrufen und nachfragen.“ Gamma guckt Beta erwartungsvoll an. „Komm, jeder ruft ein Team an. Mach´ die Cloude auf damit wir an die Nummern kommen.“
„Ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist. Wenn die etwas von unseren Aktivitäten bemerkt haben, dann hören die sicher unsere Gespräche ab und versuchen uns zu orten“, wirf Mike ein.
„Was willst du sonst machen? Hier sitzen und warten?“ Die Stimme der Agentin ist laut.
„Jetzt bleibe ganz ruhig. Wenn es anderswo auch Aufgebote gibt, dann wird man uns anrufen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass im ganzen Land Großaufgebote der Polizei unterwegs sind.“ Beta nimmt hastig einen Schluck Wasser. Dabei lässt er seinen Blick auf den Wald gerichtet.
„Mache bitte die Vorhänge zu.“ Der Einsatzleiter sagt es nebenbei, während er seine Stirn in Falten legt.
Ohne Kommentar steht Gamma auf geht zu den großen Fenstern. „Das ist zu weit vom Wald aus. Und vom Acker wird wohl keiner schießen.“ Sie zieht die Vorhänge zu. „Sollen wir uns an den Esstisch setzen? Dann sind wir weiter hinten im Raum.“
„Ja. Das machen wir. Das Essen muss auch gleich kommen.“
Während jeder sein Smartphone und sein Getränk nimmt, ertönte der Summer an der Tür.
„Das wird der Service sein.“ bemerkt der Agent auf dem Weg zum Esstisch.
Der Summer ertönt wieder. Ohne sich abzusprechen geht Gamma hinter die Tür. Beta öffnet die Tür ein Stück. Ein maskuline Frau in Hotelkleidung steht mit einem Servierwagen davor.
„Guten Abend.“
„Guten Abend. Ich bringe das bestellte Abendmenü.“
Der Agent guckt in den Flur. Kein Schatten oder irgend etwas Verdächtiges ist zu sehen. Er öffnet die Tür ganz.
Gamma macht einen Schritt in die Diele. Gerne hätte sie an den frischen Blumen gerochen. Doch jetzt ist absolut nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Sie beobachtet den Flur und wartet bis die Hotelangestellte im Raum ist. Dann schließt sie die Tür.
Während Beta fast neben der Hotelmitarbeiterin steht, bleibt Gamma an der Tür stehen.
Die Servicekraft deckt den großen Esstisch ein. Beta bemerkt, dass sie jedes Geschirrteil einzeln vom Servierwagen nimmt. So, als will sie Zeit schinden. Anderseits ist sie hektisch, oder nervös?
An der Mitarbeiterin selber ist, bis auf ihr maskulines Äußeres, nichts verdächtiges.
Der Tisch ist farblich passend zu dem Design des Raums eingedeckt und die Menüs sind serviert. Die Hotelmitarbeiterin dreht umständlich den Servicewagen und schiebt ihn in Richtung Ausgang.
Beta bleibt nahe bei ihr. Eine kleine Bewegung seiner rechten Hand reicht und Gamma weiß, dass vielleicht etwas nicht stimmt.
Sie öffnet vorsichtig die Tür einen Spalt und spähte in den Flur. Kein Schatten, kein Gegenstand. Nichts. Sie öffnet die Tür weiter und die Servicekraft verlässt, ohne sich nach Beta umzudrehen, mit einem „Guten Abend“ die Suite.
Sofort schließt Gamma die Tür und verriegelt sie.
„Was war?“ fragt sie beiläufig ihren Partner während sie ins Bad geht.
„Die war auffallend. Vielleicht hat sie unsere Sachen ausgekundschaftet.“
Beim Nachziehen ihres Lippenstift ruft sie ihm zu: „Viel haben wir ja nicht rumliegen. Da kann sie wenig berichten. Ich bin gespannt, ob wir noch Besuch bekommen.“
„Möglich. Jetzt komme und lass uns essen. Bevor der Besuch kommt.“
Mit den dunkelroten Lippen in ihrem weißen Gesicht sieht die lange Agentin aus wie für einen Walk auf dem Laufsteg vorbereitet. Und wie ein Vamp, der bei Beta Erinnerungen an die intensiven Nächte im Wellness-Urlaub hervorruft. Jedenfalls bis zu den Nächten, in denen sie sich bitterlich gestritten hatten und den Nächten, in denen jeder in einer anderen fremden Suite die Nacht verbrachte.
Der Agent hat eine regionale Spezialität und dazu die empfohlene Vorspeise bestellt. Zum Dessert hat er für beide ein Eissorbet gewählt. Als Tischwein hat er den vom Sommelier angepriesenen Wein aus der Region geordert. Auch wenn Agenten keinen Alkohol trinken, lässt Mike sich immer eine Flasche bringen. Es soll niemanden im Hotel auffallen, dass in der Viktory Suite zwei Gäste wohnen, die zu einem Abendmenü keinen Wein trinken. Kurz bevor sie aus checken gießen sie den edlen Tropfen die Toilette. Nur nichts machen, was andere Agenten zu der Erkenntnis bringen könnte, dass die Gäste keine der üblichen Geschäftsleute sind, oder Urlauber, wenn einer von ihnen in einem Urlaubshotel abgestiegen ist.
„Dass du Mistkerl ein Gourmet bist weiß ich. Das Menü ist vortrefflich.“
„Danke Miststück. Aber du solltest dem Küchenpersonal danken. Die haben es zusammen gestellt. Gamma, jetzt lass uns heute ordentlich benehmen. Wir haben eine Auftrag zu erfüllen. Dabei ist unser persönlicher Krieg zweitrangig. Bis hier alles erledigt ist, müssen wir unsere privaten Angelegenheiten zurück stellen.“
„Wir haben doch noch gar nichts gemacht.“
„Alleine das Mistkerl und Miststück sind schon eine Ablenkung von unserer Aufgabe.“
Gamma nimmt einen Bissen von der Beilage und fixiert Beta. Als sie den Mund wieder leer hat antwortet sie ihm in einem freundlichen Ton: „Danke für das Waffenstillstandsangebot. Ich habe nicht übersehen, wie sehr du dich dabei an deinem Glas festgehalten hast. Es hat dir Überwindung gekostet.“
Beta antwortet nicht. Er lässt seinen Blick auf Gamma´s Stirn ruhen. So guckt er ihr nicht herausfordernd in die Augen und nimmt trotzdem jede Bewegung der Pupillen und jede Regung in ihrem Gesicht wahr.
„Machen wir es jetzt so?“ Er sprach ohne jede Regung.
„Du hast mich fachlich überzeugt. Der Auftrag ist anscheinen doch kein leichter Job. Also Waffenruhe bis der Auftrag hier beendet ist.“
„Gut. Darf ich dir noch etwas vom Fisch auflegen?“
„Ja gerne. Der ist so zart, die Köche hier