Eine heitere Betrachtung in Sachen „Tierkunde“

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von Alf Glocker

Der folgende Text ist der Buchreihe Scheibenbrems-Tierkunde entnommen und zielt keineswegs darauf ab, groß abschneiderisch, sondern vielmehr satierisch zu wirken. Denn das Sa-Tier ist, wenn es nicht vorkommt, eine Bildungslücke. Es kann von keiner anderen Krücke ersetzt werden. Gehen wir also in comedyas res ...

Das erfolgreichste aller Tiere ist der Tölpel! Wo der hinpatscht, erzeugt er Stürme der Begeisterung, die keineswegs vom Flügelschlag eines Schmetterlings, auf der anderen Seite der Erdkugel, ausgelöst worden sind. Davor wäre aber noch der Basstölpel zu nennen, dessen Erfolgstölpeln noch tölpelhafter (erfolgversprechender) als das der gewöhnlichen Tölpel ist. Dann kommt aber gleich der Kuckuck, dessen Eier in jedem fremden Nest zu finden sind – siehe auch „Wanderungen des Kuckucks und seiner Verwandten zu jeder Jahreszeit“. Obwohl die Eier des Kuckucks größer sind als Vögeln kann sie der Kuckuck nicht nur in Rosen, sondern auch in höheren Dosen nicht sicher genug verstecken, daß die brutbereiten Weibchen gar nicht schnell genug hinkommen, um auch welche abzukriegen.

Im Aussterben begriffen ist dagegen das Nasshorn. Im Gegensatz zum Trockenhorn ist es generell unfähig, nicht abgeschossen zu werden, wenn es prall ist. Dabei stürzt es dann oft in tiefe, glitschige Schluchten, in denen es ein Entrinnen gibt. Im Folgenden erübrigen sich derweil Rettungsaktionen aller Art: es wird beringt und in Käfigen abgeschifft, damit es vor jeden beliebigen Karren gespannt werden muss! Die Heulboyen geleiten es sicher über ein Meer aus Tränen, in den Hafen der Verkettung unseliger Ereignisse, bis es vor lauter Kummer signiert.

Anders die Gieraffen – sie hocken lauthalsig in den Bäumen und fressen den vorbeihuschenden Rüsseltieren, außerhalb jeglicher Porzellanläden, die schütteren Haare vom Kopf. Dabei brüllen sie euroerschütternd (früher markerschütternd) – weshalb sie auch „Brüllaffen“ genannt werden können. Das kann niemand aushalten, weshalb wohl auch sogleich allerlei Zwölefanten mit Aufbindbären herbeieilen, um sie zufriedenzustellen. Quatschkühe sind natürlich auch dabei.

Der Krassmanische Teufel ist da ein ganz anderer Kalieber. Er pirscht sich lautstark heran und betäubt seine Opfer mit seltsamen Erklärungen, die alle falsch verstanden werden müssen, damit er zum Zuge kommt. Dieser (der Zug) geht für ihn an jedem beliebigen Augenblick jedes beliebigen Tages und er erreicht, Zug um Zug, alle! Wenn er aufspringt, geht’s ab ins Einbahngleis der Erleichterung – die Schienen stöhnen dabei verführerisch und sie quietschen auch, bevor der Teufel wieder zum Ent-Stehen kommt. Der Krassmanische Teufel ist praktisch nur im schlaffen Zustand zu ertragen … was nicht heißt, daß man ihn so einfach einfangen kann. In schwierigen Situationen wird er aalglatt und widerborstig. Bei ihm ist die Naturkundlerin meist ratlos.

Trampeltiere sind über alles erhaben. In ihren Verbreitungsgebieten wächst kein Grashalm mehr über den anderen, da kommen nur noch sie selber voran … auch wenn sie rückwärts laufen, pardon, trampeln selbstverständlich. Das müssen auch Kamele und sogar die intelligentesten aller Tiere, die Esel, begreifen, die ja des Öfteren einfach schon zu alt sind um uptodate zu bleiben. Nur die Papageier sind solchen Ad hoc-Situationen gewachsen, da sie nicht nur jeden Text nachplappern können, sondern auch im Arschkriechen Übung haben. Sie allein wissen, wie sie den Weg zum Herzen der Zeit finden können.

Komische Uhus sind – wie noch ganz dringend zu erwähnen wäre – die Würze der Tierwelt, nein der Welt im Allgemeinen, weil sie etwas besonders sind. Ihre Augen glotzen autosuggestiv in die Nacht, ihr Schnabel ist klein(krämerisch), aber höchst gefährlich, und wer sich verschätzt hat und somit in ihren Krallen landet, der kann sich abschreiben, aber nicht steuerlich. Vor dem Schluss seien noch schnell die Blaubären erwähnt, die, wie neueste Forschungen ergaben, immer mehr werden. Sie haben keine Stacheln, wie die Stachelbären, leben nicht unbedingt direkt auf der Erde, die sie mit beiden Beinen bestehen, sondern müssen sich eben anders behelfen. Ihre tägliche Bläue hilft ihnen bereitwillig weiter.

Ganz zum Schluss sollten wir uns noch kurz mit den hässlichen Kröten, den Schönfärberfröschen (mit die giftigsten Tiere der Welt) und den Schlammspringern, oder Schlammringern beschäftigen, die eines gemeinsam haben: sie fischen allesamt im Trüben, machen mit der Zitteraalen gemeinsame Ursachen, sie sind nicht mit den Glühwürmchen verwandt und meist nicht einmal verschwägert, beanspruchen jedoch gewaltige Territorien, in denen sie nur noch das Auftreten von Ochsenfröschen erlauben, da diese ihnen, aus Mangel an Beweisen, nicht das Wasser reichen können. Und damit endet nun auch diese heitere Betrachtung einer Tierwelt, die nirgends oder überall vorkommt.

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