Die Schlauheit - Page 2

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Nichtmenschenschaffenkönnende nicht einfach die Menschen, welches Paradies ihnen entspricht? Ja ihr könnt doch leicht feststellen, daß es die Menschen selbst nicht wissen, welches Paradies ihnen entspricht und daß sie es erst aus den ihnen innewohnenden Gesetzen herausdestillieren müssen. Sie haben ja auch einen echten Trieb dazu, aber die Cleveren unter ihnen durchkreuzen immer wieder den ganzen Prozeß.

Das ist sehr rätselhaft, aber man darf die Schuld nicht dem Menschengott geben, da er auf Eigenschaften, die im allerendgültigsten Paradies überhaupt nicht zum Tragen kommen, bei der Erschaffung nicht achten mußte, so wie jemand, der in der Wüste wohnt, nicht darauf bedacht sein muß, daß sein aus Lehm gebautes Haus einen langanhaltenden Regen übersteht. Wenn er dasselbe Haus in anderen Breitengraden errichtet, wird er allerdings große Schwierigkeiten zu überwinden haben und dauernd mit diesem Mangel kämpfen müssen. Und so der Mensch, der jetzt mit etwas auf Leben und Tod zu kämpfen hat, was in dem menschenentsprechenden Paradies keinen Belang hat und nach erreichtem Ziel nicht mehr von Belang sein wird. Derzeit aber ist dieser Mangel der Hauptfeind unserer Existenz und Sorge und Pein dessen, der uns liebt. Der Menschengott ist auf immer in Äonen andere Kosmen gegangen.

2. Der Menschheitsmarsch

Die Menschheit ist eine Kolonne auf einem sehr langen Marsch. Ihr Ziel ist das Paradies, zu dem sie aufgebrochen ist, wie ein Track nach dem wilden Westen.

Aber die Menschen glaubten plötzlich, daß es im Paradies nicht genug Platz für alle gäbe, daß es dem gehört, der zuerst ankommt nach dem alten Prinzip, daß, wer zuerst kommt, zuerst mahlt und überhaupt nach dem Prinzip, daß etwas mir gehört und damit dir nicht und du folglich unter mir stehst usw. Daß das irdische Paradies allen gehören könne, denken sie nicht, daß es nur dann eines sein könne, daß es nur allen oder niemanden gehört die einzige Chance ist und die wichtigste Aufgabe, die der Menschheit gestellt ist oder sie wird ein apokalyptisches Ende erleiden.

Des Menschen Aufgabe ist die Gemeinsamkeit. Gott hat ihn dazu geschaffen, doch der Teufel will dies vereiteln. Er schließt Privatverträge mit einzelnen gegen alle ab. Aber davon, daß die der Verdammnis anheimfallen, die sich darauf einlassen, davon haben wir nichts und außerdem ist zu bezweifeln, daß sie wirklich anheimfallen.

Die Menschheit ist eine Kolonne auf einem Marsch durch Jahrzehntausende und die Marschordnung ist schon seit langem gebrochen. In wilden Horden ziehen die Menschen in Richtung Ziel, den anderen Hindernisse aufbauend und die Wege falsch weisend. Eine Himalayaexpedition ist das mit allen erdenklichen Gemeinheiten gegeneinander, immer darauf aus, den Schwächeren und Einfältigen den Proviant vorzuenthalten, wegzufressen. Gemeinschaften bilden sie nur zum Vorteil einer Minderheit gegen alle, zusammengehalten allein durch Interessen den anderen gegenüber, wie beim Radrennen einige für den Favoriten fahren, ihn abschirmen vor der Konkurrenz, Wasserträger sind für einen gegen alle anderen - und letztendlich auch gegen sich selbst. Belohnung nicht erhaltend aus dem Sport, sondern aus einem anderen Bereich, dem Geld, so wie die Wasserträger der Herrschaft nicht belohnt werden aus dem Bereich des Herrschens, sondern durch panem et circenses oder am besten durchs Jenseits.

Die Menschheit ist ein sehr weit auseinander gezogener Wettlauf zu den Goldclaims Alaskas, doch keineswegs in fairer Sportsmanier, in der der am Ende des Feldes Liegende in jedem Augenblick die gleichen Chancen hat, wie die voran Liegenden, sondern der, da er hinten ist, an den Rastplätzen nur noch die von den im Feld voran Liegenden leer gefressenen Proviantlager vorfindet - obwohl für alle genug da wäre, man weiß es.

Der schon hungrig am ausgeplünderten Etappenziel Ankommende wird zur nächsten Etappe noch schwächer antreten und anstatt die voran Liegenden zu erreichen, fällt er immer weiter zurück. Wenn er mit all seinen Kräften aufzuholen versucht, bricht er wohl gar auf der nächsten Etappe zusammen. Während die Vorderen immer besser genährt und ausgerüstet ein immer schärferes Tempo einschlagen, wird ihr Abstand zu den dahinter liegenden Massen immer größer.

Das Gebot des Marsches ist jedoch, daß die Menschheit geschlossen am Ziel ankommt, sonst ist es verfehlt und keiner wird das Paradies betreten.

Wir müssen die wahnsinnig gewordene Vorhut, die sich von uns gelöst hat, um mit den Waffen, die wir ihr anvertrauten, für die eigene Tasche zu plündern, die den Wahn eines Wettlaufs mit allen Mitteln verbreitet hat um die auf dem Wege der Menschheit liegenden Proviantlager, wir müssen diese widerlich stinkende Horde zur Raison bringen, die ganz Gefinkelten. Wir müssen die Menschheit organisieren für die Fortsetzung des Marsches, wir müssen die Proviantverteilung und Einkleidung organisieren, Unterkunft und Gesundheitsdienst in die Hand nehmen, wir müssen Rast, Erholung und Wohlergehen für alle gewährleisten.

Die Organisation darf nicht mehr der Ausbeutung dienen, sie wird uns nicht mehr einem Herrn als nationale Mannschaft beigeben gegen die Mannschaften anderer Schlauberger - auch wenn es den einzelnen dabei ‚gut’ geht nach der alten Regel, daß der Herr das Pferd nicht hungern läßt, mit dem er gegen die Pferde der anderen um den ausgeschriebenen Preis antritt. Die Organisation muß endlich wirklich der gesamten Menschheit dienen, denn der Weg ist nun derart exponiert, daß die Menschheit in der alten Art und Weise nicht mehr weitermarschieren darf. Selbst der Reaktionärste kann sich nicht mehr vorstellen, wie dies geschehen soll.

Das letzte Wegstück zum Ziel führt über eine gewaltige Stein- und Schneehalde und keiner darf die Lawine auslösen, und Lawinen auslösen war bisher geradezu eine Methode gewesen, wenn von unten einer einem gefährlich nahekam. Schwierigkeiten denen zu bereiten, die hinter einem kamen, die Wege zu verlegen, die dazu da waren, daß sie die gesamte Menschheit beschreite.

Das letzte Stück des Weges liegt auf einem riesenhaften lawinösen Gebiet. Wir sind alle aufeinander angewiesen und keiner kann mehr sein Süppchen kochen, ohne alle anderen zu gefährden. Diesmal wird ein ausgelöster Abgang die ganze Menschheit vernichten und vielleicht nur die allerversprengtesten Nachzügler, die schon praktisch nicht mehr am Marsch teilnehmen, oder noch nicht einmal eigentlich aufgebrochen sind bezogen auf das heute unheimlich beschleunigte Marschtempo der Menschheit, werden von dieser gigantischen Lawine verschont bleiben, in Feuerland oder sonst wo, aber wahrscheinlich nicht einmal dort, bindet doch das Menschheitswesen den letzten Kral in seine Profitsucht ein, so daß die globale Einheit offenbar wird und

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