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Widerstand gegen die Verfolger, Ausbeuter, Unterdrücker, Kerkermeister der Massen.
Wenn jetzt die Repressoren wieder offensichtlich sind und der Geist Möglichkeiten sieht. Wenn sich die Repressoren aus den Nebeln lösen und aus den Nebeln endlich Auswege erkennbar sind, ruft Jesus heute wieder zu körperlicher Tat gegen das allumfassende Unrecht. Warum sollen die Gläubigen mit Jesu Stimme im Ohr den Neros widerstanden haben, und sollten dies gegen die heutigen Unterdrücker nicht tun? Ist die aktuelle Unterdrückungsmaschinerie gottgefälliger als Neros Machtanspruch? Ist die Herabwürdigung des Menschen zur kapitalistischen Ware gottgefälliger als der antike Sklave, der dem Herrn mit Haut und Haar gehörte, aber als Mitglied der Familie würdig war, mit dessen Kindern zu verkehren, wie ich es heute nicht bin, mit den Kindern des Direktors meiner Firma? Ist es gottgefälliger, das Leben dem Kapital zu widmen, als Venus und Jupiter zu verehren? Ja ist das unantastbare Eigentum nicht viel mehr das goldene Kalb, als Jupiter ein heidnischer Gott? Wo ist der christliche Widerstand? Seit zwei Jahrtausenden wollen die Christen das Salz der Erde sein, doch seit zwei Jahrtausenden warten wir.
Die Christen Roms waren genau dieselben Protagonisten der Massenbasis, deren Anspruch auf eine radikale Änderung der Gesellschaft heute wieder manifest ist, aber kein Jesus zeigt sich uns. Gott hat sich abgewendet. Er hat schon zu oft den Durchbruch der Massenbasis gefordert und sich mit unserer Ungeratenheit abgefunden. Er hilft nicht mehr dem, der sich selbst nicht hilft. Daß der Mensch danach geschaffen ist, sich zu befreien, wird von keiner Religion bestritten und von Unreligiösen desgleichen. Eine obsiegende Massenbasis ist der gemeinsame Nenner in allen Herzen. Urgründig sind uns dafür Aufgaben gestellt. Doch die scheinen zu groß. Dem Kind unlösbare Aufgaben stellen ist boshaft. Aber ist es im Gegenteil nicht viel geheimnisvoller, warum die Massenbasis nicht immerzu die menschliche Bestimmung realisiert? Oder hat die Cleverness einen höheren Sinn? Im Licht des Geistes ist die Realisierung des Paradieses das Selbstverständliche, jede andere Gesellschaft erscheint absonderlich, krank und abwegig.
Daß sich das Selbstverständliche niemals realisiert, läßt nur den Schluß auf dauernd und überall böse Dämonen zu. Das Unverständliche ist ein jenseitiger Nährboden. Nur im Jenseits ist Hoffnung, denn nur von dort kann kommen, daß das Natürlichste unter uns Menschen sich nie verwirklicht und daß immer nur etwas Absonderliches eintritt. Seit den Menschen dieses Unverständliche nicht mehr von Blitz und Donner kam, kam es vom Teufel, der der Massenbasis ununterbrochen hinein pfuscht, der das von der Massenbasis klar und natürlich Erwartete immer gerade vor dessen Verwirklichung mit Hinterlist abzulenken versteht und das so andauernd, daß die Massenbasis darin irre wird, ob ihr Empfinden wirklich echt ist. Wer zeitlebens an seinem eingeborensten Empfinden zweifeln muß, wird schließlich krank. Selbst zu keiner Wahrheit fähig, verlangt er obrigkeitsgläubig, daß sie ihm serviert wird.
Gott hat das Interesse am Menschen verloren und läßt ihm das Vergnügen, sich aufzuführen, wie es ihm gefällt. Er hat sich geirrt, als er Schwierigkeiten aufrichtete und die Fähigkeiten dazu gab, sie zu überwinden. Die Schwierigkeiten waren zu groß.
Der Bruder neben dir ist genau wie du. Du brauchst dich vor ihm nicht verbergen, kannst ihn tatsächlich lieben wie dich selbst. Die Zeit wird kommen, in der sich keiner haßt.
So lange geht es um die Repression, für die es keinen Abfluß gibt und die zu immer größerem Unbehagen führt und zu für das Establishment unsinnigen Erscheinungen. Im Unbewußten beginnt ein Gefäß über zu rinnen, das vor Jahren erst halb voll war, dreiviertel oder zu neunzig Prozent. Im Überrinnen wird es erst jetzt bewußt. Bewußtwerdung von Repression weit über das Ökonomische hinaus. Soziale Bewegung tritt immer plötzlich ein, so wie ein Gefäß vom nicht überrinnenden in den überrinnenden Zustand übergeht. Dann kommt sie ins Bewußtsein und dabei ist erst die Spitze des Eisbergs sichtbar. Die läßt schon ins Innerste erbeben. Welche Erschütterung bringt dann der ganze ungeheure Körper der Menschheit, tief und verborgen!
Zu Jesu Zeiten konnte der Mensch nur durch Tod der Repression entkommen. Erlösung gab es lediglich im Jenseits. Der Mensch sollte sich aber nicht durch die Unabwendbarkeit der Repression vergrämen, sondern sie freudig, Gott preisend, ertragen. Der Mensch spottete den Ausbeutern, indem er mit allen Repressierten eine selige irdische Gemeinschaft bildet, die Gemeinschaft aller Menschen bis auf den bösen Rest der Ausbeuter. Unter den Gläubigen ist der Ausbeuter ein Fremder. Volksverbundenheit, im alten Rom, im Kaiserreich deutscher Nation und in der parlamentarischen Demokratie kann der Ausbeuter nur heucheln. Deshalb wird er einsam an der Beute verrecken. Die Seligkeit der Gemeinschaft ist so groß, daß im Angesicht ihres Glücks keiner seine Einsamkeit erträgt. Der Ausbeuter werde sich bekehren, sein Eigentum verteilen und ein gottgefälliges Leben führen. Das zeigen viele Heilige der Frühzeit. Martin teilt seinen prächtigen Mantel mit dem Bettler. Nicht aus Mitleid oder hochmütiger Tugend tut er das, sondern aus dem Bedürfnis, an der seligmachenden Gemeinschaft teilzuhaben.
Nur Jesus kann die grundsätzlichen menschlichen Dinge ändern. Irdische Macht kommt den Cleveren nicht bei. Aber daß kein Mensch es erträgt, außerhalb der Schönheit und Seligkeit der Gemeinsamkeit zu stehen, kann in der Tat funktionieren. Milliardärssöhne lassen alles hinter sich und leben in Kibuzzims und christlichen Urgemeinden. Doch die Seligkeit einer voll erblühten Gemeinschaft, neben der keiner in Einsamkeit bestehen kann, sodaß der Clevere freiwillig von der Ausbeutung läßt und zu uns kommt, konnte nicht in große Organisationen übernommen werden.
Mit Jesus hat die Repression alles Menschlichen ein Ende. Zwar will Jesus das Himmelreich bereits auf Erden, er hatte jedoch wenig Vertrauen, die Cleverness hier und jetzt zu bezwingen. Damit die Kleingläubigen nicht verzweifeln, wenn sie weiterhin rundum die Cleveren am Ruder sehen, verspricht er das Paradies wenigstens fürs Jenseits. Das Paradies auf Erden ist in Jesu Zeit noch ein zu weit entferntes Ziel. Die im Glauben Schwachen würden davor in die Hoffnungslosigkeit versinken und hätten nicht einmal für die ersten Schritte Mut und Zuversicht. Das irdische Paradies braucht einen langen Atem. Die Cleveren mißbrauchen es immer wieder durch reformatorische Systeme. So allumfassend ist die gesellschaftliche Repression, daß mit jedes Einzelnen Tod das jenseitige Paradies näher liegt, als das diesseitige. Trostlosigkeit verbreiten die Blutsauger und geschäftemachenden Biedermänner.
Wieso bringt gerissenes Handel Treiben mehr, als die Relativitätstheorie? Muß