Die Blasenwelt

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von Alf Glocker

Und wenn nun alles aus Seifenblasen bestünde? Woher kämen sie dann? Wären es Blüten an einem Baum? Wären sie, unseren Gedanken vergleichbar, so vergänglich wie Gebilde aus purem Nichts, nur ausgesandt, um kurz aufzuschillern und danach zu platzen als wäre nie etwas gewesen? Sicher, es mag Ausnahmen geben, da werden aus unseren Gedanken Häuser oder Autos, Flugzeuge, oder Bücher. Die vergehen dann etwas langsamer. Doch in den meisten Fällen bleibt nicht einmal für kurz etwas zurück! Da führen die Gedanken höchstens in eine Ejakulation, wobei es diesbezüglich noch fraglich ist, ob solche Gedanken überhaupt „Gedanken“ genannt werden können. Seifenblasen sind es allemal!

Der große Baum, der uns wie Seifenblasen hervorbringt, ragt aus dem „Wiesollichesbeschreiben“, in unsere unbeschreibliche Welt, von der wir zwar Vorstellungen haben, die sich ungenau, durch unsere Gedanken (Seifenblasen) ranken, die jedoch ebenso blasig ist, wie der Ursprung, in den die Wurzeln des Baumes ragen. Dorthin verdünnisieren sich auch die Blasen wieder, sobald sie sich ausgebläht haben und verloren sind, denn ihr Inhalt besteht aus…? Alles ragt hin und her, wobei die Schnittstellen ebenfalls wie die Membranen der Blasen spiegelnd flimmern. Ein einziger Blasentraum?

An glasig-blasigen Ästen gedeiht die glasig-blasige Frucht in einen glasig-blasigen Himmel hinein, der vom Licht riesiger Blasen erhellt wird. Was ist, das bläht sich, schimmert ein wenig grell und platzt auch wieder, um rückstandslos verschollen zu bleiben, in den Weiten der Blasenpracht. Was die Blasen tragen ist nicht auszumachen. Nur Träume, also Blasen, oder Ahnungen, ebenfalls Blasen, können darüber Auskunft geben. Aber der Sinn, den die Träume und Ahnungen in die Blasen hineinprojizieren, hat keinen nachweisbaren Bestand und muss deshalb gleichfalls als blasig beschrieben werden!

Blasenwelt um Blasenwelt platzt am Blasenbaum. Blasenwesen um Blasenwesen lösen sich ab, an der sprudelnden Kette des Blasenkatarakts, der durch ein Medium in quirlige Bewegung gerät, das zwar messbar, jedoch nicht fassbar ist und somit ebenfalls nur als blasige Erscheinung bezeichnet werden kann. Faszinierend dabei ist, daß manche Blasen einen eigenartigen Vorteil gegenüber herkömmlichen Seifenblasen haben: sie gehen ineinander über! Sie streifen sich, sie stoßen sich ab, sie eröffnen Räume und Schäume, nur manchmal kollidieren sie nicht, sondern verschmelzen zu einer größeren Blase. Dann haben sich beispielsweise Vorstellungen zu einem größeren Irrtum vereinigt, Epochen sich untereinander vermischt, dann sind oft auch die Ängste in ein nicht mehr vertretbares Übermaß angewachsen.

Manchmal erwachen wir dann, wenn wir „erwachen“ können. Dann ergibt sich der Tod, in einer Revolution, in einem Aussterben der Arten, dann wechseln die Götter. Nur der Blaseninhalt ist davon unbetroffen – er erkennt sich nicht mehr, weil er keine Schale mehr hat. Er ist nie dagewesen, wie die Häuser und Autos, die Flugzeuge und Bücher. Es kommt immer nur darauf an, wie viele Blasen schon geplatzt sind, wie viele fusioniert haben und wie sehr sich die Riesenblasen darum herum weiter entwickeln konnten. Die kleinen Blasen in den großen, erkennen nur die Illusionen, die von allen Blasen zusammengenommen – aus der Energie der gewaltigen Blasenbildung – entstanden sind.

Geben wir uns den Blähungen hin! Zeigen wir unsere Regenbogenfarben, während wir uns ausdehnen und schweben wir eine Weile in etwas herum, von dem wir dermaßen begeistert sind, daß wir uns nichts anderes darüber hinaus vorstellen können. Nehmen wir an, dies sei das Leben! Wahren wir unser Gewicht und segnen wir, was wir gesehen haben – es kehrt niemals wieder! Denn alle Zustände sind nur wie Seifenblasen, wie Gedanken, die nacheinander davon schweben – zur Auflösung in einem Ganzen bestimmt, das uns zuguterletzt, wie auch zu allererst, als eine einzige universelle Seifenblase, hervor- und zum Platzen bringt, so als hätte es uns einfach immer schon und nicht gegeben! Und was war nun drin, in den ganzen Blasen? Nur ein Gedanke!

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