Wälder, Bäume - Gedichte, Gedanken - Page 5

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von Willi Grigor

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in sich selbst verreisen.
Und jedes Jahr kann man es sehn
an ihren Ästen, Zweigen:
ihr neues Laub, es kommt und geht
in einem steten Jahresrhythmus.
Der Menschen unstete Natur
zu reisen - nur der Reise wegen -
ist eine abwegige Freiheit.
Sie sollten sich daran erinnern:
Der beste Ort liegt in des Lebens Innern!
Des Schöpfers Wille war, zu mehren
das Leben auf der ganzen Welt.
Es ist ihm großartig gelungen!
Vom steten 'Reisen' hat er nichts erwähnt.
Er hat an Pflanzen wohl gedacht
nicht an die Menschen und ihr Sehnen,
sich großzutun, zu 'leben', 'reisen' ...

Nun war es eine Zeit lang still, mein Kind,
in der lauten Welt der Menschen -
so wird's nicht ewig bleiben.
Und was kommt dann?
Es wird sich zeigen."
(Gedanken vor der zweiten Coronawelle)

Ein Kampf, der dem Leben hilft

Des Herbstes Zeit ist Erntezeit -
gewiss, dies wissen alle.

Doch kommt sie bald, des Kampfes Zeit,
mit ihr die starken Winde.
Den Abschluss macht die Todeszeit:
die Blätter fallen, alle.

Es wird ein langgezog'ner Kampf -
noch hat das Laub Kraft, Farbe.
Der Wind nur lächelt, hat Geduld:
"Es gibt mir keine Narbe."

Am End' lebt noch ein letztes Blatt
auf jedem Baum des Herbstes.
So friedlich segelt es herab -
es landet auf dem toten Laub
und hört dann auf zu leben.
*
Im Spätherbst herrscht ein harter Streit,
ein Kampf - er hilft dem Leben.
Natur hat mehr als eine Zeit,
im Buch steht es geschrieben.

Brennholz

Ich liebe Holz, ganz vehement,
besonders wenn es lodernd brennt.
Zum Brennen braucht man Brennholz, klar,
und Brennholz mach ich selbst, auch klar.

Zuerst nehm' ich die Kettensäge,
wonach ich gründlich überlege,
welcher Baum in welcher Stellung
sich bestens eignet für die Fällung.

Das Sägen selbst ist sehr gefährlich,
das sag' ich deutlich und ganz ehrlich.
Einmal war ich dummdreist-mutig
danach die eine Hand ganz blutig.

Nach Entfernung aller Äste
- schwere Arbeit, nicht die beste -
Stamm in Meterlängen sägen,
und dann eine Rast einlegen.

Nun Arbeitsfreude mehr als -jammer:
Mit Kraft und Keil und Vorschlaghammer
die Längen teilen, schleppen, schichten,
Frau aufsuchen, stolz berichten.

Der nächste Schritt ein leichter Happen:
Das lange Stück in drei Stück kappen.
Dann mit der Axt die Stücke spalten.
Vorsicht, hier kein Fehlverhalten!

Die Scheite werfe ich mit Freude
ins Brennholzaufbewahrgebäude.
Ein Extrabonus so zum Schluss,
wenn Freude macht, was man tun muss.

Die Brennholzproduktion ist klar.
Das Holz muss trocknen nun ein Jahr,
bis es taugt für die Verwendung
zum Feuern und zur Wärmespendung.

Dann macht man endlich das Ersehnte
und ganz oben schon erwähnte,
von der Menschheit stets begehrte,
früher auch als Gott verehrte
FEUER. - Es bringt Wärme, leuchtet und verbindet.
Unvorstellbar, dass es je verschwindet.

Bewegte Blätter
(Haiku)

Ein Streifen aus Licht
auf einem sterbenden Ast.
Bewegte Blätter.

Ode in kunstvollem Stil

Sommer im Waldland, ein streichelnder Westwind,
göttliche Ruhe im himmlischen Blau.
Eine Familie am Rande des Waldbachs
dankbar das Glück spürt: ihr rennendes Kind.

Plötzlich ein Umschwung, ein keuchendes Fauchen,
Bäume sich beugen, es zwingt sie der Wind.
Wölkchen mutieren zu grauschwarzen Monstern,
Vater und Mutter umarmen ihr Kind.

Berstende Äste begleiten den Sturmwind,
lautlose Vögel verharren im Baum.
Klägliche Reste von treibenden Zweigen
auf ihrem Weg zur Vergangenheit sind.

Aus einer Wolke mit friedlichen Tropfen
klingt eine Ode in kunstvollem Stil.
Wasserrinnsale auf kurvigen Wegen
spüren ihr Ende - es legt sich der Wind.
*
Waldspaziergänge im Schoß der Natur
blieben dem Kind als Vermächtnis.
Großstadtgedränge, der Mann es erfuhr,
trägt er - nicht arg - im Gedächtnis.

***
(9.11.2020) Kontinuierlich werden in Rietberg neue Bäume gepflanzt. Doch mit den mehr als 350 jungen Bäumen in den vergangenen Monaten kommt die Stadt Rietberg nur schwer gegen das Baumsterben im gesamten Stadtgebiet an. Ebenso viele Bäume müssen allein 2020 gefällt werden – weil sie vertrocknet, von Krankheiten befallen und abgestorben sind. Umso ärgerlicher, wenn dann auch noch frische Anpflanzungen mutwillig zerstört werden. So haben die Mitarbeiter der städtischen Abteilung Öffentliches Grün jetzt vier abgesägte Birken entdeckt. Ende letzten Jahres waren dort als Ersatzanpflanzung am Straßenrand zehn junge Bäume gesetzt worden. Anscheinend willkürlich sind vier Bäume mit der Kettensäge am Stammgrund abgesägt worden. Gießrand und Befestigungspflöcke blieben unversehrt zurück. Auch die sogenannten Gießsäcke wurden säuberlich zur Seite gelegt. ... mehr: www.arboristik.de

(30.10.2020) Die Aufmerksamkeit zogen in diesem Jahr wieder die Wälder auf sich. 285.000 Hektar gingen durch Dürre und Käfer verloren. Aber auch die Kastanien haben weiterhin mit den Motten zu kämpfen. Nur dort, wo konsequent und sorgfältig das Laub, in dem der Schädling den Winter überlebt, gesammelt wurde, geht es den Kastanien etwas besser. Die SDW-Sammelaktionen rund um den Aktionstag am 14. November werden in diesem Jahr gemäß den Coronaregeln durchgeführt. Die teilnehmenden Unterverbände, die die Kastanien seit 10 Jahren mit Laubsammelaktionen unterstützen, sind aber auch in diesem Jahr dabei. Denn ihre Ausdauer zeigt Erfolg! Die Kastanien verloren später die Blätter und waren weniger befallen als ungepflegte. Auch 2020 ist die effektivste Maßnahme gegen die Kastanienminiermotte das vollständige Aufsammeln des Laubes. ... mehr: www.arboristik.de

(22.10.2020) Neben Fahrbahnen, an Fischteichen, an Flussufern, im Umfeld der Sportplätze. Sie stehen im Weg, die Bäume, benötigen zu viel Raum, werfen Laub und Samen auf die Böden. Sie „verdunkeln ganze Gemeinden“, wie schon zu lesen war. Es wird in Neubaugebieten immer grauer und öder. Die Menschen benötigen für angenehmes Wohnen heute erheblich mehr an Grund und Boden, doch der muss irgendwo her kommen - also von bisherigem Grünland. Der erste Zugriff bei Neubauten aller Art, für Infrastrukturmaßnahmen erfolgt demnach auf „freies“ Grünland, weniger auf Baubrachen. Dann müssen ständig Bäume, Sträucher, Hecken und anderes natürliche Grün weichen. Die warmen Worte für mehr Artenschutz, mehr Grün, mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz werden Tag für Tag zur Farce. ... mehr: www.arboristik.de

Unkraut des Waldes

Es gibt Waldbesitzer, die,
nachdem sie einem Wald
- mithilfe eines Kahlschlags -
das Leben genommen haben,
sagen: "Die Birken sind
das Unkraut des Waldes."

Das - meinen die Nadelwaldbesitzer -
aus einem guten Grund:
Die Birken,
diese natürlich keimenden Bäume,
wachsen schneller als gepflanzte Tannen,
nehmen ihnen so die Sonnenstrahlen.
Jungbirkenbäume werden geschlachtet
und Nahrung für einen laublosen Wald.
*
Gepflanzte Wälder sind die Gelder
für die Papier-/Holzindustrie,
von allein entstandene Wälder
bald ein Produkt der Fantasie.

Der Mensch stets seinen Vorteil wählt,
ein indigenes Volk nicht zählt -
sei es eins der Menschen
oder eins der Pflanzen.

Spaziergang am Abend

Ich gehe am Abend die Runde zum See, zum Sandstrand,
der ein Badeplatz wird, wenn der Sommer so will.
Der Pfad ist weich und schön, aber auf der einen Seite
hat ein Quadfahrer ihn allzu stark aufgerissen.
Ich weiche impulsiv ab auf einen neu angelegten
Abholzungsweg, gehe hinein in den Wald - eine breite
Schneise, die einfach hereinbricht, als wäre eine Art Krieg
im Gange und alles, das im Weg steht, wird zur Seite geräumt.
Ich gehe höher und höher den Wald hinauf zum Zentrum
des

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© Willi Grigor, 2021

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