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sieht sich alles schweigend an.
Sie weiß, was eine Kältewelle
den allzu Schnellen antun kann.
Zwei ruhige Gesellen
Ich sitz im Schatten einer Birke
an "meinem" kleinen See.
Mit einem Steinwurf ich bewirke,
dass Ring an Ring auf ihm ich seh.
Ganz langsam sie nach außen fliehen
und werden größer sowie mehr.
Ins Nirgendwo die Wellen ziehen,
verschwinden ohne Wiederkehr.
Am Waldesrand am andren Ufer
erahne ich ein stattlich Tier.
Es wird zu einem stillen Rufer,
schickt Zeichen über'n See zu mir.
Durch einen Schritt des stolzen Elches
der Wasserflächenspiegel springt.
Ein "König" steht im Nass des Kelches
und senkt und hebt den Kopf und trinkt.
Ich sitz und warte auf die Wellen,
die eines Waldes Fürst mir schickt.
Wir zwei sind ruhige Gesellen,
von Freiheit und Natur beglückt.
***
(8.3.2021) Alleebäume stehen nach dem Brandenburgischen Naturschutzgesetz unter Schutz. Für das Fällen der Bäume ist eine Ausnahmegenehmigung erforderlich. Diese Genehmigung erteilen sich die Brandenburger Straßenbaubehörden selbst, häufig ohne die Natur- und Umweltbehörden einzubeziehen. Dies ist nach der aktuellen Fassung des Brandenburger Straßenbaugesetzes zulässig, trägt aber mit dazu bei, dass eine hohe Anzahl von Alleebäumen gefällt wird. Im Jahr 2019 wurden insgesamt 5.238 Alleebäume gefällt. Der BUND Brandenburg fordert daher den Landtag in einem Schreiben auf, das Straßengesetz so zu ändern, dass für die Genehmigung von Eingriffen in den Alleebaumbestand nicht mehr die Straßenbaubehörden, sondern die Natur- und Umweltbehörden zuständig sind... mehr: www.arboristik.de
(22.2.2021) Im Schatten der Pandemie scheint es so, dass sich viele Menschen wieder vermehrt dem Baumfällen sowie den Baumkappungen in Coburg zuwenden. In allen Stadtteilen wird derzeit kräftig gerodet, zuweilen heimlich am Samstag ganz früh am Morgen. Zuweilen auch ganz offiziell. An dieser Stelle weist Coburger Baumschützer und Buchautor Horst Schunk, auf diverse aktuelle Baumverstümmelungen hin. Horst Schunk: "Es ist davon auszugehen, dass diese Baumschädigungen und Baumfällungen vermehrt weitergehen werden. Denn Nachahmung war schon immer sehr beliebt. Es wäre jetzt wirklich wichtig, dem rasch und zielstrebig entgegenzusteuern." ... mehr: www.arboristik.de
(18.1.2021) Sicher, in Zeiten von Corona drehen sich die öffentlichen Diskussionen zumeist um diese schreckliche Pandemie. Und das wird auch noch lange so bleiben. Dennoch erledigen sich deswegen andere Problemfelder nicht automatisch, sie bleiben bestehen und müssen ebenfalls nachhaltig bearbeitet und angegangen werden. In punkto Arten- und Naturschutz möchte ich einige Bereiche ansprechen, die sich seit Jahren nicht verbessern, sondern sogar noch verschlechtern, trotz vieler warmer Worte, trotz Volksbegehren, trotz diverser Gesetzesänderungen.Die Zeit drängt. Ohne Artenschutz, ohne Gehölzschutz, ohne Landschaftsschutz wird auch ein nachhaltiger Klimaschutz nicht gelingen. ... mehr: www.arboristik.de
Glockenspiel für Kinder
Sind nicht der Stamm, der Ast, der Zweig
ein Eins - wie Vater, Mutter, Kind?
Wenn jeder Ast und jeder Zweig
im Baum ein Kleinkind wär,
das Laub auf ihrem Baum
ihr Glockenspiel -
würde auch dann so mancher Wald
aus Gier gefällt?
Auch Bäume reisen
Ein Baum verlässt nicht seinen Wald,
er muss die Welt nicht sehn.
Ein Baum wird hundert Jahre alt,
wenn ihn man denn lässt stehn.
So mancher Baum ging weg, veschwand,
nachdem man ihn gefällt.
Ein Baum verlässt nur tot sein Land -
zur Reise in die Welt.
Eine gebende Begegnung
Durch den lichten Kiefernwald
führt ein wenig beachteter Pfad,
- gesäumt von Beerensträuchern -
zu einem Paradies.
Auf dem Weg dorthin pflücke ich
Beeren in verschiedenen Farben,
setze mich auf ein moosiges Bett
und genieße sie.
Des Waldes Stille wird verstärkt
von Vogelgesang.
Auf der alten Föhre vor mir
macht eine Amsel eine Pause.
Lächelnd winke ich ihr zu.
Sie antwortet mit einer
bekannten Melodie.
Dann schaut sie zu mir
und ich zu ihr.
Seit dieser Begegnung, kurz
vor dem Paradies, weiß ich,
dass Vögel lächeln können.
Der Grund ist klar - und unbekannt
Ein jeder Baumstumpf zeigt im Grunde
den Zugriff einer Todeshand.
Hier schlug dem Baum die letzte Stunde,
sein Körper wurd' zersägt, verbrannt.
So mancher Mensch stirbt durch die Wunde,
die ein anderer ihm angetan.
Ein Teil der Menschlichkeit im Grunde,
an der niemand etwas ändern kann.
All das, was lebt, geht doch im Grunde
- nichts hält dem Ruf des Todes stand -
auf seine Weise vor die Hunde.
Der Grund ist klar - und unbekannt.
Spuren im Wald
Man sieht im Wald noch schwache Spuren
aus einer Zeit nicht unbekannt.
Als Ochsenkarren hier noch fuhren,
war dieser Wald ein Ackerland.
Die Menschen wollten etwas ändern
- sie hatten einen neuen Plan -
und pflanzten Holz in Ackerländern.
Nicht alle mochten, was sie sah'n.
Die Tannen wuchsen und gedeihten,
der Laubbaum hatte kaum noch Platz.
Noch heute sich die Lager streiten:
Verloren, kriegten wir den Schatz?
Man sieht im Wald heut deutlich Spuren
von unsrer neuen, schnellen Zeit.
Wo früher Ochsenkarren fuhren,
der Holzernter "abholzen!" schreit.
***
Birkengrün im Abendlicht
Ende Mai erst zeigt es sich,
das "Licht der Nacht" in meiner Welt,
Es bescheint, allabendlich,
Himmel, Wasser, Wald und Feld.
Die Sterne werden überstrahlt
von diesem mystisch hellen Schein,
der die Natur neu übermalt,
gibt ihr so ein neues Sein.
"Birkengrün im Abendlicht",
Farben nachts, das kennt man nicht
in der südlicheren Welt,
in der kein Schein die Nacht erhellt.
Farben, nur für Träumer, Schwärmer,
für die Gefühl vor Fakten geht.
Nicht für Schläfer oder Lärmer,
die gähnend fragen wie's entsteht.
Getrennt vereint
Die Wurzel wohnt versteckt im Boden,
zu sehen ist sie kaum.
Sie holt Nahrung aus der Krume,
mütterlich für ihren Baum.
Die Wurzel gibt dem Baum den Halt,
wenn er sich tief zur Erde beugt,
gezwungen durch die Urgewalt,
die ein starker Wind erzeugt.
Baum und Wurzel, sie sind eins
und dennoch leben sie getrennt:
Sie im schwarzen Erdendunkel,
er im hellen Element.
Aufgetürmt zu langen Mauern
Wo Pflüge einmal Furchen zogen
mit einem schwachen Kuhgespann.
Wo man mit Fleiß durch schwierig Roden
aus Wald sein Ackerland gewann.
Auf diesem steinig-kargen Boden
steht heute wieder dichter Wald.
Der Ton von traurig-schönen Oden
von Tannenbäumen widerhallt.
Noch gibt es Zeugen dieser Taten,
die im Walde überdauern:
Felsgestein, befreit mit Spaten,
aufgetürmt zu langen Mauern.
Zu leben ist ein Traum
Wir trafen uns an einem See
umsäumt von einem Wald.
Sie stand so still, ich mochte sie,
ihr Freund wurd' ich alsbald.
Seit vielen Jahren stand sie hier,
die Dame war nicht jung.
Sie alterte sehr vorsichtig -
im Gegensatz zu mir.
Wir wurden beide älter,
ich merkt' es nicht an ihr.
Mein Schwung, die Kraft wurd' schwächer
im Gegensatz zu ihr.
Die Jahre kamen, gingen,
mein Lebensziel ist nah.
Noch hör ich in ihr singen
der Vögel Lieder klar.
Die Dame, meine Birke,
wie lang ist sie noch mein?
Ein anderer wird kommen,
ein guter Freund ihr sein.
*
Die Jahre sind gegangen,
die meine, ihre kaum.
Die Bäume wachsen langsam...
Zu leben ist ein Traum.
Der hohe Baum
Es kennt die Blume nicht die Sorgen,
die in Menschenköpfen wachsen.
Es pfeift der Spatz drauf hoch im Norden,
dass es wärmer ist in Sachsen.
Es schaut der Berg von seinem Gipfel
ganz unberührt in schöne Weiten.
Des Meeres Welle kann nicht wissen,
dass sie am Ziel wird sterben müssen.
Der hohe Baum ist merkbar anders.
Er stehend schaut, verstehend schweigt.
Nur ab und
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© Willi Grigor, 2021