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diese,
auch die Natur kennt Showbiz-Drang.
Gleichzeitig zeigt, im Glanz der Wiese,
der Vollmond seinen Untergang.
Und bald schon prangen Tannen, Birken
in des Himmels weichem Licht
und ihre Farben weben, wirken
Bilder, aus denen Freude spricht.
Zahn der Zeit
Ein kleines Haus, versteckt, verfallen,
der junge Wald hat es verschluckt.
Das fünfte schon ich find von allen.
Ich geh hinein, ein Rehlein guckt.
Der Zahn der Zeit war hier am Werke,
auf Dauer hält ihm gar nichts stand.
Zerstörend sein ist seine Stärke,
die Bretter riss er von der Wand.
Ich geh hinaus, dem Hell entgegen,
ein Lichtstrahl schmückt den Apfelbaum.
Ihn wird es eine Weile geben,
doch überleben wird er kaum.
Zersägt, verbrannt
Ein jeder Baumstumpf zeigt im Grunde
den Zugriff einer Todeshand.
Hier schlug dem Baum die letzte Stunde,
sein Körper wurd' zersägt, verbrannt.
011 - Jonas Gavelin
(Tote erzählen aus einem Friedhof im südlichen Lappland.)
Ich hinterließ keine Zeichen,
ich ritzte nie meinen Namen in die Rinde,
ich baute keine Elchjagdtürme.
Ich saß auf einem Baumstumpf
mit meinem Gewehr
und unterhielt das Feuer, während
das Wild vorbeizog.
Sah ich einen gefallenen Baum im Wald,
stieg ich nicht über ihn,
ich ging um ihn.
Ich vollbrachte nichts
und schädigte niemand.
Wenn ich nach Hause ging,
verwischte ich meine
Fußspuren.
(Übersetzung aus dem Buch "Auf einem Friedhof im südlichen Lappland " des schwedischen Dichters Börje Lindström.)
Sie heißt Birke - 1
Gleich nach den ersten Augenblicken,
war heimlich ich in sie verliebt.
Es war die äußere Erscheinung,
die mir Gefühle heut noch gibt.
Ihr Bau, die leicht gekrümmten Glieder
zeigen keine Symmetrie.
Ihr Unterteil ist kurz und bieder,
keine sieht so aus wie sie.
Sie heißt Birke, und wenn sie spricht
hört es sich an wie simples Rauschen.
Doch wenn man lernt, sie zu verstehen,
wird man nicht müde, ihr zu lauschen.
Seitdem verging ein halbes Leben,
wir beide sind ersichtlich älter.
Die Liebe hat sich nicht gegeben,
in keinem Falle wurd' sie kälter.
Der Sturm nahm uns ein' Teil der Haare,
sie sind nun etwas grau gesprenkelt.
Wir haben beide in den Jahren
ein bisschen hin und her gekränkelt.
Doch wenn ich komme und du winkst
mit deinen Zweigen leicht im Wind,
und hör ich leis dein Blätterrauschen -
ich weiß, dass wir am Leben sind.
Sie heißt Birke - 2
Die Birke ist jetzt ganz entlaubt,
der Wind zieht an den Zweigen.
Er schüttelt ihr das kahle Haupt
und will es wieder zeigen,
dass er mit seiner großen Kraft,
kann Äste brechen, Schweigen,
dass Bäume sich, wie Dienerschaft,
ganz tief vor ihm verneigen.
Die Birke ist schon etwas morsch,
kein Schützer sie begleitet.
Der Sturmwind deshalb extra forsch,
fast spielend, mit ihr streitet.
Die Birke mit Besorgnis fühlt,
was Kummer ihr bereitet:
Der Wind mit ihrem Tode spielt,
wenn ihn der Teufel reitet.
Die Birke opfert Ast für Ast,
lässt Zwischenraum entstehen,
durch den ein starker Luftstrom passt
und Kräfte schwach verwehen.
Die Birke will, was Leben tut:
Nur kämpfend untergehen.
Sie kämpft und will, ganz absolut,
auch nächstes Jahr hier stehen.
Sie heißt Birke - 3
Sie ist jetzt alt, hat sich verändert,
doch schmückt sie sich noch jedes Jahr.
Die Äste scheinen schwarz gerändert,
viel Licht blickt durch ihr Blätterhaar.
Nicht mehr so stark sind ihre Äste,
ich weiß genau, bin informiert.
Ein paar von ihnen nur mehr Reste,
zwei habe ich ihr amputiert.
Als wir vor vierzig Jahr uns fanden,
war uns vor'm Altwerden nicht bang.
Wir hatten gleich uns gut verstanden,
ich liebte ihren Blättersang.
Sie war die schönste aller Birken,
ja, überhaupt der schönste Baum.
Nicht einer konnte das bewirken,
was sie bewirkte in mir, kaum.
Die Zeit läuft uns davon, uns beiden,
keinen Sinn es zu verhehlen.
Das Schicksal wird uns einmal scheiden,
dann wirst du mir und ich dir fehlen.
An Plätzen wie diesen
Nach oben, durch Kargland mit schmächtigen Kiefern,
zum rotgelben Leuchten führen die Stiegen
aus Felsen und Bruchstein, zerschmetterten Riesen.
Die schwindende Helle, das schweigende Dämmern,
das kommende Dunkel hoch oben empfinden,
kann jeder, der möchte, an Plätzen wie diesen.
Kind der Linde
Alle Blätter meiner Linde
vor der Schule in dem Dorf
hatten ihren festen Platz
auf dem Zweig von einem Ast.
Wenn im Herbst die Winde bliesen
durch des Baumes helle Kleid,
lernten Lindenblätter fliegen
mit der Winde weicher Kraft,
und sie flogen und sie fielen
von der Höhe tief hinab,
von den Zweigen auf den Ästen
vor die Linde, auf ihr Grab.
Nur ein Blatt, hoch auf dem Wipfel,
hielt sich fest auf seinem Zweig,
wollte sterben nah dem Himmel,
bei den Wolken und dem Licht.
Dieses Blatt, ein Kind der Linde,
sah hinab - es sah auf mich.
Spinn doch nicht
Früh raus an einem hellen, schönen Morgen,
ich fühl mich dann so wie ein kleines Kind.
So fröhlich frei und gänzlich ohne Sorgen,
weil kleine Kinder gänzlich sorglos sind.
Ich heb die Hand und grüße meine Bäume,
die Vögel und die Fische in dem See.
Ich grüße in die Wälder in die Räume,
und alles, was dort ist, doch ich nicht seh.
Die Frau erscheint, jetzt kann ich es ihr zeigen
wie achtungsvoll die Bäume zu mir sind.
"Sie jeden Morgen sich vor mir verneigen
und winken mit den frühlingsgrünen Zweigen..."
"Mann, spinn doch nicht, sie biegen sich im Wind!"
Mahnmal im Wald
Hell strahlt der lange, weiße Stumpf
vom hohen Hang des Sees.
Der Birke blieb nur mehr der Rumpf,
ihr grünes Haupt brach ab.
Ein böser Sturm, der Bäume hasst,
blies hart, so hart er konnt.
Das Haupt und mit ihm jeder Ast
fielen krachend in ihr Grab.
Des Baumes Rest mit rauer Haut
still wie ein Mahnmal steht
und auf den See, die Wälder schaut
von oben stolz hinab.
Nachschub in das Blättermeer
Im späten Herbst sich wieder Farben
legen auf der Bäume Laub.
Die Blätter, die im Vorjahr starben,
grüßen sie aus ihrem Staub.
Von allen Seiten wehen Winde
Nachschub in der Blätter Meer,
und von den Ästen meiner Linde
schweben sie im Kreisverkehr.
Die ganze Welt schwebt rund im Kreise,
bringt dem Herbst die Farbenpracht.
Der Winter bald auf seiner Reise
weiß uns malt die schwarze Nacht.
Birke und Tanne - 1
Ich liege im Schatten der beiden.
Es kann die Tann´ die Birk´ nicht leiden.
Die Tanne zu der Birke spricht:
"Frau Birke, ich verstehe nicht
Ihre Art und Ihr Getue,
Ihre arrogante Ruhe.
Man sieht ab Herbst Sie ohne Kleide,
für Tannen keine Augenweide.
Und im Frühling Sie sich putzen,
zu welchem Zwecke, welchem Nutzen?"
Die Birke schüttelt ihre Krone:
"Frau von Tanne ich betone,
ich stehe hier seit sechzig Jahr´,
die erste Zeit war wunderbar.
Dann hat Ihr Wald Sie ausgesetzt,
gleich neben mich, ich war entsetzt.
- Den Grund dazu will keiner nennen,
ich nehme an, dass Sie ihn kennen. -
Seitdem, ich werd es nie verzeihn,
schwelgen Sie in Stichelei´n.
Ich wünschte mir, es tut mir leid,
Sie trügen auch ein Birkenkleid.
Mich träfen dann, das Wesentliche,
nicht mehr ihre Nadelstiche."
Die Tanne eine Pause nimmt.
Sie stichelt weiter?
Ganz bestimmt!
Birke und Tanne - 2
Ich hatte einen schönen Traum:
Die Birke und der Tannenbaum
sprachen freundlich miteinander,
kamen gar nicht aneinander.
Das tun sie selten, kaum.
Sie waren wie zwei gute Freunde.
Nun gab es was, das sie vereinte,
sonst sie ja verfeindet sind.
Man wiegte sich im Sommerwind,
sprach sich aus und weinte.
Sie litten unter Einsamkeit,
vermissten diese Kleinigkeit:
Ihre Heimat, ihren Wald,
Andre Bäume, Jung und Alt.
Leider doch.., der Wald ist weit.
Sie weinten beide bitterlich.
(Ich wurd im Traum ganz unglücklich..)
"Wir müssen uns mit dem beglücken:
Der Menschen Rasenfläche schmücken..."
Ich wachte auf...
Sie meinten mich!
In freundlichem Tone
In kindlicher Liebe
für Birken, ja, Bäume,
schrieb oft er und gerne
für diese Gedichte.
In kindlicher Freude
nahm auf er, was froh und
zufrieden ihn machte:
der Blick seiner Birke,
die Liebe zu ihr.
In kindlicher Unmut
stellt' mancher die Frage:
"Weshalb warf er Birken-
holz denn in das Feuer?"
In freundlichem Tone
die Antwort ich gebe:
Sie war doch recht alt schon,
die Birke am Seerand,
ihr Blick wurde schwerer
und hatte am Ende
den einzigen Wunsch nur:
"Mein Freund soll mich fühlen
im Winter als Wärme
aus seinem Kamin."
Im Gras einer Lichtung
Ich ging, wie schon oft, diesen Waldweg entlang,
vorüber an Bäumen, die lauschen.
Es dunkelte sachte, doch mir war nicht bang,
es half mir des Waldbaches Rauschen.
Dann fasst mich das Dunkel, ich rühre mich nicht,
und fühle: Es zieht mich nach oben.
Mein Blick geht zum Himmel, kommt näher dem Licht
im göttlichen Milchstraßenbogen.
Ich schwebe - wohin bloß - im himmlischen Raum,
zwei Engel mir zeigen die Richtung...
Dann falle ich abwärts, es war nur ein Traum -
erwache im Gras einer Lichtung.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier
"Ich würde gerne mit dir tauschen",
sagte der Freund aus einer Stadt.
"Du siehst Wasser, hörst Bäume rauschen,
kannst der Vögel Singen lauschen.
Ich habe diese Großstadt satt."
"Ja, ich tausche mit dir gerne,
für zwei, drei Wochen oder so.
Kennenlernen das Moderne
sehen Nächte ohne Sterne,
das Leben einmal anderswo."
Ein Handschlag, es war abgemacht,
im nächsten Jahr da tauschten wir.
Mir fehlte bald die Sternennacht,
das Leben war nicht wie gedacht.
Noch zwei Wochen soll ich hier..?
Ihn störte fast das Bäumerauschen,
es gab ihm nichts, das Vogellauschen.
Ihn hat die Stille krank gemacht
und er vermisste deutsches Bier.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier,
am besten ist, das was man kennt.
Und deshalb, glaub ich, lieben wir
den Platz, den man auch "Heimat" nennt.
Träume im Frühling
Die junge Tanne
steht ganz alleine
am steilen Hang
vor "meinem" See.
Sie schaut aufs Wasser
die Babywellen
im Lichtlanz wandern
an ihr vorbei.
Ein Wildganspärchen
mit wachen Augen
zieht seine Runden
zu zweit, allein.
Auch ich steh allein,
auf beiden Beinen,
lausche der Stille,
die sich bewegt.
Ich schau zum Tännchen
es schaut zu mir hin.
Wir beide denken
- sind wir Verwandte? -
genau das Gleiche:
"Wir sind allein
jedoch nicht einsam.
Wir sind zusammen
mit all den andern
die ihre Träume
für sich alleine
im Frühling träumen."
**
Ein Apfel fällt zu früh vom Baum
Zum Abschluss eine trauriglustige Apfel-Ballade
Sommer, Sonne, ein schwacher Wind,
solche Tage die schönsten sind.
Ein Apfel fällt zu früh vom Baum.
Ein Apfelselbstmord? Doch wohl kaum.
Die Frage stellt sich nach dem Grund:
War er innerlich gesund?
Schlaue Leute werden's wissen,
ich werde sie befragen müssen!
Ich frage Wiki Pedia!
Ich rufe an, sie war nicht da.
Herr Duden ließ sich zwar befragen,
doch hatte dazu nichts zu sagen.
Ich werde diesen Fall selbst lösen,
und publizieren ihn zum Lesen
bei der Wiki Pedia.
Vorausgesetzt sie ist dann da.
Ich ging zum Apfelbaum und dachte...
Da sprach zu mir er: "Nun mal sachte.
Die Sache ist doch apfelklar,
ich sage dir genau wie´s war:
Der Apfel war ein 'banger Hund'
und außerdem nicht richtig rund.
Er meinte, wenn die Krone schüttelt,
weil irgendwer/-was an ihr rüttelt,
dann fallen alle Äpfel runter,
und wenn er Pech hat, liegt er drunter.
Das fürchtet´ er wie Apfelpest,
weshalb er früh sich fallen lässt.
Das macht er nunmehr jedes Jahr,
doch stets nur einmal, das ist klar.
Dann kommt ein Tier, das hungrig ist,
es fragt nicht lang, ihn gierig frisst.
Ein unglückliches Apfel-Los:
Er gibt sich selbst den Todesstoß!"
So war das mit dem Fall gewesen.
Ich werde das jetzt niederschreiben,
Wiki sich die Hände reiben -
Herr Duden es bei ihr dann lesen.
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© Willi Grigor, 2021