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möglich,
ein Baum zu werden.
Und der Baum leiht sich selbst nie aus.
Zur Vorbereitung des Todes verbleibt nur,
vor dem stummen Baum
stumm zu stehen.
Doch weiß der mit der Natur vertraute,
dass die Stille, die des Baumes Innere jede Nacht
besucht, ein Orden höheren Grades ist.
(Übersetzung von "Trädet" des schwedischen Dichters Lennart Sjögren.)
Dicht gedrängt
Wenn Menschen sich in Massen ballen
dann summt bei mir ein Warnsignal.
Ich meide volle Messehallen
und mittags jedes Esslokal.
Ich tu es nicht aus freien Stücken,
es war nicht meine eigne Wahl,
ein 'Jemand' wollte mich 'beglücken'.
Ein Handicap, kaum eine Qual.
Doch liebe ich auch volle Räume,
wo alle stehen dicht gedrängt:
Im stillen Wald das Volk der Bäume
mich umzingelt, doch nicht beengt.
***
(12.1.2021) Wegen eines illegalen Kahlschlags am Ruhrufer in Essen-Kettwig hat die Bezirksregierung Düsseldorf kurz vor dem Jahreswechsel Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Auf einer Länge von rund 200 Metern haben Unbekannte am rechten Ruhrufer sämtliche Gehölze und Bäume entfernt oder unfachmännisch abgesägt. Die Bezirksregierung als Eigentümerin ist für die Gewässerunterhaltung und naturnahe Entwicklung des Gewässers und der Ufer zuständig. So ist in dem betroffenen Abschnitt Ziel die Bestandserhaltung. Gehölzschnitte finden gemäß dieser Vorgabe nur durch die Bezirksregierung und in der Regel nur zur Verkehrssicherung statt. Entsprechend gefährdet die massive Zerstörung die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in diesem Bereich der Ruhr. ... mehr: www.arboristik.de
(3.12.2020) Mit der Kettensäge fällt ein oder mehrere unbekannte Täter seit mehreren Wochen Bäume in den Wäldern rund um Leonberg. Der erste Fall datiert von Anfang September. Drei Tage später fielen acht Bäume. Sechs Tage später schlug der bzw. die Täter wieder zu. Im Oktober und November fielen wiederum Bäume. Allein der rein materielle Schaden an den bislang rund 20 gefällten Bäumen wird inzwischen mit insgesamt 20 000 Euro angegeben. Laut der STUTTGARTER ZEITUNG ist der Fall einzigartig in Deutschland. Meist werden Bäume illegal gefällt, wenn irgendein Zweck dahinter steckt. Mal verstellten sie jemandem die Aussicht, mal wollte ein Grundstücksbesitzer möglicherweise einen Bauplatz freimachen. Aber aus einer Art Manie heraus hat noch niemand reihenweise Baumriesen gefällt. ... mehr: www.arboristik.de
(27.11.2020) Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert ein Ende der Gewalt im Wald. „Die Zuspitzung der Auseinandersetzung erfüllt uns mit großer Sorge. Sie belastet die Debatte um den Klimaschutz und wirft einen Schatten auf die schwarz-grüne Landesregierung“, erklärt Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender. „Wir fordern alle Beteiligten zum Innehalten auf. Es ist auch unerträglich, wenn die Bundesregierung den Widerspruch zwischen ihren rechtsverbindlichen Zusagen zum Klimaschutz und ihrer Autobahnbaupolitik nicht auflöst. Wir appellieren an die Landesregierung die weitere Eskalation im Wald zu stoppen und mit einem unabhängigen Moderator und Dialogbereitschaft auf die Waldbesetzerinnen und Waldbesetzer und die Klimabewegung zuzugehen. Das wäre auch ein wichtiges Zeichen für die gesellschaftliche Dialogfähigkeit von Schwarz-Grün in diesem maximal angespannten Konflikt.“ ... mehr: www.arboristik.de
Bäume älter als 100
Ein Baum, der 100 Jahre lebt,
den gleichen Weg der Ahnen geht.
Um ihn herum ein Jungwald steht,
ein Stamm, der seinen Namen trägt.
Den Baum, der 100 Jahre lebt,
trifft ein naturgewollter Tod.
Die Mehrzahl Bäume kürzer lebt,
der Holzernter sie früh bedroht.
Ein Baum, der 100 Jahr' gelebt,
oft weiterlebt ganz unversehrt.
Die Industrie ihn nicht erstrebt:
"Der ist zu dick, hat keinen Wert."
In wärmender Einheit
In Waldland herrschte die schweigende Freiheit,
bis schreiende Wesen die Macht übernahmen.
Das Baumvolk lebte in wärmender Einheit,
bis lärmende Ernter es fällten und nahmen.
Bäume und Menschen
Es ist des Baumes stille Weilen,
das den Menschen fasziniert.
Es ist des Menschen lärmend Eilen,
das den Baum wohl irritiert.
Es hat der Bäume Massenauftritt
zu Problemen nie geführt.
Es hat der Menschen krasser Fortschritt
viele Wälder massakriert.
Es hat der Bäume stille Arbeit
uns gebracht, "was uns gebührt".
Es hat der Mensch entdeckt die "Wahrheit",
ob diese ihn zur Einsicht führt?
Wird an des Baumes Art und Weise
er dadurch wieder int´ressiert?
Und wird er gehen lauschend, leise
durch einen Wald, der ihn berührt?
Weg ist weg
Wälder nie sich laut beklagen,
wenn wir fällen sie und schlagen.
Eines sollten wir doch wissen:
Sind sie weg, wir's büßen müssen.
Die Zeit bekam Verlangen
Er wiegt sich leicht im Winde:
des Waldes Wipfelkranz.
Als leuchtendes Gebinde
zeigt er der Bäume Tanz.
Hier wurde er geboren
an eines Berges Hang
und lebte ungeschoren,
kein Laut bis hierher drang.
Die Föhren wuchsen sachte
im Grund aus Sand und Stein.
Des Waldes Seele lachte:
"Wie schön kann Leben sein."
Die Zeit ist schnell vergangen,
der Wald nun alt und stolz.
Die Zeit bekam Verlangen
nach lang gewachs'nem Holz.
Er wiegt sich schwach im Winde,
der Bäume Wipfelkranz.
Ein uraltes Gebinde
tanzt seinen letzten Tanz.
***
Wie der Schatten eines Baumes
Alles strebt ins Unendliche
und gleichzeitig seinem Ende entgegen -
wie der Schatten eines Baumes
in der untergehenden Sonne.
Erst wenn wir schlagen alte Bäume
Der Bäume Stille ist nicht Stummheit.
Bäume "reden", sind nicht stumm.
Sie zeigen ständig ihre Klugheit,
dies zu wissen, wär nicht dumm.
"Sie reden, und zwar ziemlich sinnreich",
sagt der Oberförster "Sepp",
"via Fäden in dem Erdreich,
man kennt es heut als Wood-Wide-Web."
Die Bäume können informieren
entfernte Nachbarn tief im Wald:
"In naher Zukunft müsst ihr frieren,
macht euch bereit, es wird bald kalt."
All dieses stimmt, sind keine Träume,
ganz im Ernst, stellt euch nicht dumm.
Erst wenn wir schlagen alte Bäume,
fallen sie und werden stumm.
Winter will die Bäume schmücken
In frostigkühlen Hinterzimmern
webt der Winter Festtagstücher
aus silberhellen Eisglanzfäden,
die wie Quarzgneis leuchtend schimmern.
In dunkelkalten Schneiderräumen
näht er weiße Hochzeit-Kleider,
um so auf seine Art zu schmücken
jeden Ast von Büschen, Bäumen.
Eines Baumes Worte
Wenn die Bäume rauschen,
wollen sie was sagen.
Du musst ihnen lauschen,
stelle keine Fragen.
Eines Baumes Worte,
nehme sie sehr ernst,
sie sind von der Sorte,
die du schwer erlernst.
Wenn du kennst sein Rauschen,
weißt worum es geht,
willst du immer lauschen,
wenn ein Windchen weht.
Schattenspiel am Sommerabend
So kurz nach neun hab ich ein Ziel:
Das Sommerabend-Schattenspiel.
Wenn der Sonne letzte Strahlen
Bäume auf die Wiese malen,
zaubern Blätter Lichterblitze
in des Sommers Abendhitze.
Die letzte Wolke will verblassen,
Platz für Abendbläue lassen.
Nebelelfen zeigen Leben
und vom See mir Zeichen geben.
Der Bäume Schatten wird unendlich,
sie sterben langsam nun, letztendlich.
Die Sonne sinkt, doch stirbt sie nicht:
Sie gibt der Nacht ein Dimmerlicht.
Die Farbe aus dem Kunstwerk weicht,
das Spiel ist aus, das Ziel erreicht.
Es wird sich zeigen
Ein junger Baum fragt einen alten, weisen:
"Warum sind wir so angebunden?
Ich würde gern einmal verreisen."
Der alte Baum wiegt sanft sein Haupt
und gleichzeitig das Laub der Krone,
was heißt: er will ihm Antwort geben:
"Wir Bäume bleiben an dem Platz,
wo wir geboren sind, mein Kind.
Verreisen - lehrte uns der Wind -
Gefahren in sich birgt.
Verreisen zeigt die innre Unruh,
die Menschen, Tiere in sich tragen.
Wir Bäume, so wie alle Pflanzen,
sind uralte Geschöpfe.
Sie reisen nicht, doch kennen sie die Welt.
Das, was sie treibt, liegt tief im Innern -
die Bäume
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© Willi Grigor, 2021