Justine oder vom Missgeschick der Tugend - Page 36

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von der wir bald sprechen werden, vertrat seine vor zehn Jahren verstorbene Gattin in jeder Hinsicht, aber auch seine Tochter Rosalie und eine sehr hübsche Erzieherin genossen neben ihr die Gunst dieses schamlosen Mannes.

Célestine, Rodins Schwester, war 30 Jahre alt, groß, schlank und besaß ungemein ausdrucksvolle Augen. Sie war braun, besaß eine sehr lange Scheidenöffnung, einen nach Art der Männer geformten Popo und sehr kleine Brüste. In ihrem Geiste war viel Bösartigkeit mit einem ausschweifenden Temperament vermengt. Sie hatte für Alles Neigung, liebte es aber besonders, sich den Männern auf jene Art hinzugeben, die von den Dummköpfen in Acht erklärt wird, die aber von der Natur zum göttlichsten Vergnügen erhoben wurde.12

Die Erzieherin hieß Martha und war neunzehn Jahre alt. Ihr Aeusseres zeigte ein rundes und frisches Gesicht, schöne blaue Augen, eine schwanenweiße Haut und den schönsten Popo, den man sich vorstellen kann.

Was Rosalie betrifft, so muß man sagen, daß sie eines jener himmlischen Mädchen war, wie sie die Natur selten den Sterblichen schenkt. Mit ihren vierzehn Jahren vereinigte sie alle nur möglichen Reize in sich: Eine Nymphentaille, seelenvolle Augen, süße und bezaubernde Gesichtszüge, einen wundervollen Mund, lange kastanienbraune Haare, die denkbar schönste Brust und einen herrlichen Popo.

Wie schon erwähnt, besaß Rodin ein Pensionat für beide Geschlechter. Er hatte zahlreiche und auserwählte Zöglinge, und zwar immer je hundert Mädchen und hundert Knaben. Aufgenommen wurden nur Kinder von mehr als zwölf Jahren, die dann[84] mit siebzehn Jahren weggeschickt wurden. Alle mußten hübsch sein und wenn man ihm welche brachte, die einen körperlichen Fehler hatten, wußte er unter hundert mit Sophismen ausgeschmückten Vorwänden die Aufnahme zu verweigern.

Rodin unterrichtete seine männlichen Schüler selbst. Er unterwies sie in den Wissenschaften und freien Künsten, während seine Schwester dasselbe bei den Mädchen tat. Kein fremder Lehrer hatte Einblick, und so kam es, daß alle wollüstigen Geheimnisse des Hauses auf das Innere beschränkt blieben.

Sobald Justine klar sah, gab sie ihren durchdringenden Geist eifrigem Nachdenken hin, bis die Freundschaft mit Rosalie sie über Alles aufklärte. Dieses entzückende Mädchen antwortete auf die Fragen Justines vorerst nur mit einem Lächeln, und da dieses Betragen unsere Heldin nur noch mehr beunruhigte, drang sie eifrig in Rosalie, ihr Geheimnis zu verraten. »Höre,« sagte diese endlich, »höre Justine, ich werde dir Alles mitteilen. Ich sehe, daß du nicht fähig bist, mein Geheimnis zu verraten und so soll künftighin keines mehr zwischen uns bestehen.

Für die Tätigkeit meines Vaters sind zwei Gründe bestimmend. Er betreibt die Chirurgie aus Liebhaberei, mit dem einzigen Vergnügen, neue Entdeckungen darin zu machen; Er hat über diesen Gegenstand so vorzügliche Werke herausgegeben, daß er darin als einer der gescheitesten Leute Frankreichs gilt. Er hat einige Jahre in Paris gearbeitet und sich dann zu seiner Erholung hieher zurückgezogen. Du willst nun wissen, was ihn dazu treibt, ein Pensionat zu halten? Nichts als die Leidenschaft, meine Teure. Sowohl mein Vater, wie meine Tante finden in den männlichen wie in den weiblichen Schülern Gegenstände für ihre Sinneslust. Beide haben dieselben Neigungen und sie bedienen einander so gut, daß es kein Mädchen gibt, das Rodin nicht seiner Schwester gäbe und keinen Knaben, den sie nicht ihrem Bruder ausliefern würde.« – »Und sicherlich folgt auf diese scheußlichen Vergehen noch die abscheuliche Blutschande?« fragte Justine. – »Gäbe es Gott, daß es dabei bliebe!« sagte Rosalie. – »Himmel, du erschreckst mich.« – »Du wirst Alles erfahren, mein Engel,« fuhr das reizende Mädchen fort. »Komm, folge mir nach. Heute ist Freitag und gerade der Tag, an dem mein Vater die Verfehlungen bestraft, das ist die Quelle seiner Freuden. Aber komm jetzt, wir können Alles von meinem Zimmer aus beobachten. Tritt leise auf und hüte dich, namentlich über das etwas laut werden zu lassen, was du sehen oder von mir hören wirst.«

Da Justine einsah, daß es für sie wichtig sei, etwas über die Persönlichkeit zu erfahren, die ihr ein Obdach anbot, folgte sie ihr nach. Sie kamen in ein Zimmer, dessen Tür genug schlecht verschlossen war, um so viel Raum zu lassen, daß man Alles hören und sehen konnte, was sich im Nebenraum abspielte. Herr und Fräulein Rodin befanden sich schon darin und wir wollen jetzt[85] genau über Alles Rechenschaft ablegen, was sie von dem Augenblicke an sprachen, als sie Justine vernehmlich wurden.

»Wen wirst du auspeitschen?« fragte das Fräulein. – »Ich wollte, es wäre Justine.« – »Dieses hübsche Mädchen scheint dich sehr aufzuregen?« – »Du weißt es doch, Schwester. Ich habe heute Nacht zwei Nummern mit dir gemacht und ich entlud nur mit dem Gedanken an sie. Sie muß einen entzückenden Popo haben und ich empfinde den lebhaften Wunsch, ihn zu sehen.« – »Das kann dir doch nicht so schwer fallen.« – »Doch! Alle Ungeheuer von der Tugend bis zur Religion sind dabei zu bekämpfen. Wenn ich die Festung nicht im Sturm nehme, wird sie niemals fallen.« – »Ah, wenn man sie bloß vergewaltigen muß, verspreche ich dir meine Hilfe. Die Hure wird schon unterliegen müssen.« – »Empfindest du nichts bei ihrem Anblick, Schwester?« – »Sie ist entzückend, aber ich glaube, daß sie wenig Temperament besitzt.« – »Du hast Recht; aber sie regt mich sehr auf! O, ganz ungeheuer!« Und bei diesen Worten hob Rodin die Röcke seiner Schwester von hinten auf und schlug ihr ziemlich kräftig auf die Arschbacken. »Kitzle mich, Célestine,« sagte er zu ihr, »damit ich ins Feuer komme.« Er setzte sich auf einen Lehnstuhl legte sein schlappes Glied in ihre Hände und mit einigen Fingergriffen erhielt, es wieder Kraft. Während dessen hielt er noch immer die Röcke seiner Schwester erhoben, so daß sich seinen geilen Augen der wundervollste Popo darbot. Er betastete ihn eifrig, und an der Art der Küsse konnte man bemerken, welche Gewalt dieser Liebessitz auf ihn habe »Nimm Ruten,« sagte Rodin und erhob sich, »und bearbeite damit meinen Hintern. Es gibt nichts, was mich mehr erfrischt als diese Handlung.« – Célestine öffnete einen, Schrank, entnahm ihm ein Dutzend Rutenbündel, breitete sie auf eine Kommode aus und nachdem sie das beste ausgewählt hatte, ging sie damit auf ihren Bruder los, der sich verzückt unter den Schlägen wichst und dabei immer mit leiser Stimme ausrief:

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Veröffentlicht / Quelle: 
Marquis de Sade: Die Geschichte der Justine. 1906
Prosa in Kategorie: 
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