Klimawandel - der Konformismus der Non-Konformisten

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NEIN – ich will nicht etabliert sein! Ich weiß, dass ich unbequem bin, ich weiß, dass ich mich der Ablehnung aussetze, sobald ich den Mund aufmache, ich weiß dass ich irritiere.
Aber ich bin ja nicht allein.. es gibt eine Menge Menschen, die AUCH unbequem sind, die AUCH dasselbe wollen wie ich – es gibt sogar eine Partei, in der sie sich zusammengefunden haben.
Und das ist mein Platz...
So dachte sie, als sie vor Jahren Mitglied wurde. Hier gäbe es für die Ketzer, die Unbequemen, die Querdenker, die Visionäre eine Heimat, wo sie gemeinsam an einem Strang ziehen und ihren Forderungen Nachdruck verleihen könnten.
Was sie erwartete und wo sie landete, war Routine, der zähe Weg durch die Gremien und …. ja was noch...?
Sie musste feststellen, dass es auch in dieser Partei Unterströmungen, Animositäten, Intrigen, Machtspielchen, Heuchelei und Eigennutz gab. Man ist nicht automatisch ein besserer Mensch – nur weil man einer Partei beitritt, die in der Öffentlichkeit mit Begriffen wie „Solidariät“, Nonkonformismus und Querdenkertum agiert.
Schmerzlich bewusst wurde ihr das, als ihr einige Parteifreunde, die – so meinte sie jedenfalls – genau so dachten wie sie selber – die Leitung ihres Regionalverbandes antrugen.
In den Treffen die der Wahl vorausgingen, wurden Pläne geschmiedet. Man wollte endlich Schluss machen mit dem Schlendrian der sich über Jahre eingeschlichen hatte, dem bürokratischen Verwalten alter Strukturen und der unkritischen Gefolgschaft insbesondere einer Funktionärin, die sich schon lange von der Basis entfernt hatte und letztlich nur bestrebt war, ihren persönlichen Einfluss zu sichern. Ihr wurde warm ums Herz, als sie in dieser Runde der Verschwörer saß. Gemeinsam würden sie es schaffen - die eigentlichen Ziele wieder in den Vordergrund zu stellen und allen die es wissen wollten zu sagen, WO die wirklichen Vertreter ihrer Interessen zu finden sind.
Sie wurde gewählt – allerdings mit einer hauchdünnen Mehrheit und unter vornehmer Zurückhaltung der alten Garde. Immerhin: sie und ihre Gesinnungsgenossen hatten jetzt das Ruder übernommen. Alles Weitere würde sich finden.
Es fand sich. Es fand sich, dass die alten Netzwerke stärker waren. Es fand sich, dass die Mannschaft, die sie um sich geschart hatte, rapide bröckelte, sich als unzuverlässig erwies. Es fand sich, dass der Geist der Intrige immer noch regierte und ihr bei jeden Versuch, das Steuer herumzureißen , Hindernisse in den Weg gelegt wurden. Es fand sich, dass auch in dieser Parteil, die angeblich eine Partei der Nonkonformisten war, die jenigen, die mit der Mehrheit mitlaufen und das tun, was alle tun – eben WEIL sie alle es tun, genau so verbreitet waren, wie anderswo auch. Es fand sich, dass diese Apostel des Mainstream ihr mit Abneigung begegneten und auch vor Diffamierungen und Verleumdung nicht zurückschreckten. Es fand sich, dass gerade diejenigen, die in ihren Äußerungen den Begriff „Solidarität“ wie eines Monstranz vor sich hertrugen, die schlimmsten waren, wenn es ums Ränkeschmieden, Sabotieren und Intrigieren ging.
Es waren unruhige Monate. Oft war sie in den Nächten ohne Schlaf und sie merkte, dass etwas in ihr zerbrochen war. Die Wärme, die sie früher empfunden hatte, war einer Eiseskälte gewichen und sie sah ein, dass sie keinen Rückhalt hatte.
Als die alte Garde nach einem halben Jahr Neuwahlen durchsetzte, gab sie das Steuer ab. Sie tat es mit einem freundlichen Lächeln – begrüßte die Mitglieder – es war nur ein Drittel des Regionalverbandes die sich eingefunden hatte: alte Seilschaften, die angetreten waren um der alten Garde wieder in den Sattel zu helfen – und verließ das Lokal noch ehe die Versammlung wirklich begonnen hatte.
In DIESEM Umfeld hatte sie nichts zu suchen. Mochten sie sich mit ihren Kungeleien und Intrigenspielchen beschäftigen, statt mir den wirklichen Zielen der Partei – es war ihr gleichgültig. Sie hatte ein halbes Jahr lang die Prophetin in der Wüste gespielt und irgendwann angefangen zu frieren. Mochten andere in Zukunft diesen Posten besetzen – SIE hatte Wichtigeres zu tun.

Kommentar zu einem Ausstellungsprojekt des Frauenkunstforums Bielefeld-Ostwestfalen-Lippe zum Thema "Klimawandel"