Der Geist der alten Marte - Page 8

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von Magnus Gosdek

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gab mir die Hand.
Wir verabschiedeten uns und ich schlenderte den Weg entlang zu unserem Haus. Die beiden Männer spazierten weiter in Richtung der Dünen, dass ich ihre Gestalten bald schon nicht mehr richtig erkennen konnte.

*

Als ich den Kotten erreichte, war Felix da. Er hatte zwei Tage Urlaub und sich kurzfristig entschlossen, uns zu besuchen. Eric Johansson war bereits gegangen und nun standen Ursula und Felix gemeinsam vor dem Haus, hielten einen Plan in der Hand und betrachteten die Fläche, auf der der Pavillon entstehen sollte.
Felix hielt den Kopf schräg und sah auf die Zeichnung.
„Hallo mein Junge“, rief ich ihm entgegen.
Er sah auf und winkte mir zu.
„Wir haben gar nicht mit dir gerechnet“, sagte ich und klopfte ihm, nachdem ich die beiden erreicht hatte, herzlich auf die Schultern.
„Ich dachte, ich sehe einfach einmal vorbei, damit ihr auch keinen Unfug anstellt, aber wie ich sehe, komme ich wohl zu spät.“ Dabei grinste er zu meiner Frau hinüber.
„Felix ist von unserem Vorhaben begeistert“, sagte Ursula, die mir zur Seite trat und sich unter meinen Arm hakte. „Johansson hält es für durchführbar und ist mit dem Entwurf einverstanden, obwohl er einige Änderungen für notwendig hält.“
Ich blickte auf den Computerausdruck. Ursula hatte den Pavillon in Form eines Pentagramms entworfen. An vier Seiten waren die Holzwände bis zur Hüfthöhe hochgezogen und auf der Brüstung mit Blumenkästen verkleidet. Eckpfeiler trieben das Gebilde bis zu einer Höhe von zwei Meter dreißig empor. Den Abschluss bildete ein spitzes Dach, das sich Ursula aus Stroh gedacht hatte. Zum Schutz gegen den Wind hatte sie vier Fensterscheiben eingesetzt. Dies alles, in hellem, braunem Holz gefertigt, sah recht hübsch aus und ich bewunderte den Geschmack meiner Frau.
„Der Preis, den Johansson verlangte, ist fair“, schloss sie ihren Bericht. „Nächste Woche können wir beginnen. Kommt mit ins Haus und lasst uns den bevorstehenden Bau feiern!“
Felix und ich machten es uns im Wohnzimmer gemütlich und Ursula kochte einen Kaffee.
„Ich freue mich, dass du gekommen bist“, sagte ich, während Felix sich in die Nähe des Kamins setzte und sich eine Zigarette anzündete.
„Ich muss doch wissen, wie es euch beiden hier so geht“, erklärte er gerade in dem Augenblick, als Ursula mit der Kaffeekanne den Raum betrat.
„Hervorragend, wie du siehst“, antwortete sie und lächelte Felix an.
„Bis auf kleinere Ärgernisse“, ergänzte ich und als mein Neffe mich verwundert anblickte, erzählte ich auch ihm von den Ereignissen, die sich nun in meinem Kopf festgesetzt hatten. Dies war der Tag der Erzählung.
Felix hörte mir aufmerksam zu und schüttelte schließlich den Kopf.
„Das scheinen mir dumme Zufälle zu sein.“
„Denkst du?“ fragte ich.
„Natürlich. Was denn sonst?“
Und nun berichtete ich ihm von Jan Helmes' Orakel. Doch Felix winkte ab.
„Das glaube ich jetzt wirklich nicht!“ entschied er bestimmt.
„So?“ ich zog die Augenbrauen hoch. „Hattest du mir nicht vom Mysterium der Welt erzählt und darauf hingewiesen, dass es mehr geben möchte, als wir zu wissen imstande seien?“
„Ja, das habe ich gesagt. Aber diese Geschichte hört sich doch zu absurd an. Ein Geist, der keine Ruhe findet und euer Haus besucht. Also wirklich, Onkel Frank! Gerade von dir habe ich das nicht erwartet!“
„Lasst das mal“, mischte sich daraufhin Ursula ins Gespräch. „Sprechen wir lieber über den Pavillon. Das ist etwas Anregendes!“
In der nächsten Stunde unterhielten wir uns ausgiebig über das Vorhaben, dass schließlich die Zeit für das Essen kam. Am Abend besuchte uns Pastor Reiners. Er erkundigte sich nach dem Ausgang meines Gespräches mit Eric Johansson und war erfreut, von dem Fortschritt unserer Pläne zu hören.
Es hatte zu regnen begonnen, und was zunächst als leichter Landregen begann, steigerte sich schließlich in einen mächtigen, andauernden Guss, so dass ich dem Pastor anbot, diese Nacht bei uns zu verbringen. Das Haus verfügte über zwei Gästezimmer und somit hatte sowohl Pastor Reiners als auch unser Neffe genügend Platz. In dieser gemütlichen Runde öffnete ich eine Flasche Wein.
Wir saßen zu viert am Kamin und Felix, als der Auswärtige dieser Gesellschaft, sah sich dazu berufen, Geschichten aus Hamburg zum Besten zu geben, die sich hier in unserem kleinen Kotten wie Berichte einer fremden Welt ausnahmen und uns amüsierten. Später am Abend erzählte zudem der Pastor lustige Begebenheiten aus seiner langjährigen Dienstzeit. Es war gegen Mitternacht, als wir die Runde schließlich aufhoben und zu Bett gingen.
Noch immer hörten wir den Regen gegen die Fensterscheiben prasseln. In den letzten Stunden hatte er zwischenzeitlich immer wieder etwas nachgelassen, dann aber mit der gleichen Heftigkeit abermals eingesetzt, so dass ich davon überzeugt war, dass er bis zum Morgen andauern würde. Es war ein wohliges Gefühl, nach diesem schönen Abend ins warme Bett zu schlüpfen und für einen Augenblick lauschte ich noch dem Geräusch der Regentropfen, bis ich fest eingeschlafen war.
Gegen drei Uhr erwachte ich schlagartig. Ich konnte nicht sagen, was mich geweckt hatte. Das Zimmer lag in völliger Dunkelheit, und zu meiner Überraschung hatte es aufgehört zu regnen.
Ich öffnete die Augen und starrte empor, dorthin, wo ich die Zimmerdecke vermutete. Neben mir atmete Ursula gleichmäßig tief und nun, als ich auf weitere Geräusche des Hauses lauschte, entdeckte ich nur Stille. Einige Minuten verharrte ich so und dachte an nichts. Langsam senkte sich der Schlaf wieder über meine Augen und ich döste ein.
Da, plötzlich, erst von ferne, dann immer lauter, drang ein Geräusch durch die Schlafzimmertür. Es war kein Knacken oder Schlagen, was ich auf das alte Gebälk zurückführen konnte, noch ein Gemurmel. Vielmehr ein Ton, der sich anhob in hohe Lage, dann nach einigen Sekunden abflachte, und als er zu verstummen drohte, ehe er sich wieder erhob. Wie das Pfeifen des Windes, doch ich bemerkte, dass sich draußen kein Lüftchen regte. Das Geräusch wurde lauter, eindringlicher, bis ich es als Seufzer erkannte. So intensiv, dass nun auch Ursula aus ihrem Schlaf aufschreckte, mich fest am Arm ergriff und aufrecht im Bett saß.
„Was ist das?“ fragte sie atemlos.
„Ich weiß es nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Wir beide lauschten gemeinsam einige Sekunden angestrengt auf dieses Schluchzen, das mittlerweile immer eindringlicher durchs Haus drang.
Ich stand auf, langsam, vorsichtig, so als spürte ich eine Furcht, die mein Herz ergriff, und ging zur Tür. Meine Frau

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Eine Geschichte um den Privatdetektiv Markus Braun.

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