AU 2010 06 Walk and Jump in Auckland, NZ

Bild zeigt Willi Grigor
von Willi Grigor

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Bericht über einen etwas anderen Rundgang in luftiger Höhe und den darauffolgenden Sprung aus derselben.

Ich hab´s erzählt schon manches Mal
und erzähl es noch einmal.
Also, das ist so gewesen,
irgendwo hab ich gelesen:

"In Neuseeland machen sie so Sachen,
die Verrückte glücklich machen.
In Auckland, der großen Stadt im Norden,
treffen sich Fast-Selbstmord-Horden
um vom Fernsehturm zu springen.
Ohne Fallschirm! Kann das gelingen?"

In mir etwas explodiert,
werde richtig int´ressiert.
"Liebe Frau, wir müssen hin,
Spannung gibt dem Leben Sinn.
Wir fliegen eh nah Ost-Australien,
ein Flug nach Auckland, nur Lappalien."
Die Frau sagt "Ja", uninspiriert,
"drück die Daumen, dass nichts passiert."

Ich steh auf hundertneunzig Meter Höhe,
spüre den kühlen Meereswind.
Wenn ich in die Tiefe sehe,
seh ich wie klein Neuseeländer sind.
Auf diesem Platz, mehr Trottoir,
werd ich wohl landen, offenbar.

Ich schlurfe an die Absprungkante,
die Rettungsleine gibt mir Mut.
Der Nach-mir-Springer, der arrogante,
sagt: "Mach schon, Alter, wird schon gut".

Es ist alles gutgegangen,
das Drahtseil hat mich abgefangen.
Das Unternehmen war geglückt,
die Frau nur sagte: "Du bist verrückt!"

(Wie der Wahnsinn vor sich geht
auf skywalk.co.nz steht.
Diesen Sprung und andre Sachen
kann man nur in Auckland machen.)

Der Entschluss
Am 14. Februar 2010 flogen wir von der australischen Hauptstadt Canberra via Sydney nach Auckland. Gleich am folgenden Tag nahmen wir den Bus zur City. Die Fahrt dauerte ca. eine halbe Stunde. Auckland, gelegen im Norden der Nordinsel, ist Neuseelands größte Stadt mit ca. 1,4 Millionen Einwohnern (ganz Neuseeland hat 4,5 Millionen). Wir haben uns, wie üblich, auch auf diese Station unserer langen Reise durch Australien und Neuseeland nicht besonders vorbereitet. Wenn man zwei Wochen Zeit hat, schafft man das alles vor Ort, ist unsere Devise.
Vom Bus aus sahen wir schon bald den Fernsehturm, der uns ab dann zeigte wo die City war. Er überragte alles und hatte irgendwie ein angenehmes Äußeres.
Wir stiegen direkt neben dem Turm aus dem Bus. Das Erste was wir sahen war eine Person, die mit hoher Geschwindigkeit neben dem Turm herabfiel. Ein mitlaufendes Drahtseil war am Rücken befestigt. Vielleicht 20 Meter vom Boden entfernt wurde die Geschwindigkeit rapide abgebremst und es gab eine weiche Landung auf einem Podest, ca. zwei Meter oberhalb unserer Köpfe.

Das hat mich begeistert!

Ich wusste nicht, dass dieser Turm aufgrund der Absprungmöglichkeit für jedermann aus 190 m Höhe, mitten in der Millionenstadt, mittlerweile weltberühmt ist und der größte Touristenmagnet Aucklands ist. (Diese Art Fall, einige Meter neben einer Betonsäule, kann man nur hier "genießen".) Mir war aber bekannt, dass Neuseeland als DAS Land gilt, wenn es sich um Fallschirmspringen und Bungyjumps handelt.

Ich wurde neugierig und zog meine Frau Gullan in das große Nebengebäude, in dem den Touristen alles mögliche angeboten wird, darunter eben auch ein „risikoloser“ Sprung von einem Podest aus genau 192 m Höhe. Mit der Rolltreppe fuhren wir einige Stockwerke nach oben und sahen zu, wie Personen direkt vor dem Fenster an uns vorbeisausten. Der Absprung selbst sah ziemlich undramatisch aus: Kurz nach dem Loslassen der Handgriffe fiel der Aspirant nach unten, wurde aber nach vielleicht 20 m abgebremst und baumelte einige Sekunden 170 m über dem kleinen "Landeplatz" neben Gehsteigen und Turm. Eine Art Verlängerung des Erlebnisses, bei der man in einer wirklich ungewöhnlichen Hängeposition sich die Stadt von oben ansehen konnte. Später erfuhr ich, dass bei dieser Gelegenheit auch Bilder gemacht wurden, die man dann teuer kaufen konnte. Auf alle Fälle nahm dieser kurze Zwischenstop vielen Zuschauern - auch mir - das Gefühl „das ist ja gar nicht so schlimm“.

Mein Interesse war geweckt, die nächsten Tage dachte ich ständig daran. Gullan verhielt sich ziemlich neutral und ich hatte mich entschlossen. Im Internet erfuhr ich, dass außer dem „Jump“ auch ein „Walk“, eine Rundwanderung auf gleicher Höhe wie die Absprungrampe, angeboten wird. Man geht in einer kleinen Gruppe mit Führer einmal um den Turm und ist mit einem Seil gesichert. Der Führer zeigt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt von diesem unschlagbaren Aussichtspunkt. Außerdem ermuntert er die Unerschrockenen in der Gruppe dazu auf, sich vorwarts und rückwärts über den Abgrund zu lehnen um damit den Beweis zu erhalten, dass das Seil am Rücken ausreichen dimensioniert ist.
Der „Wanderweg“ aus Gitterrost ist einen knappen Meter breit und hat kein Geländer. Also: Wanderung zum Aufwärmen und dann der Sprung.

Der Rundgang
Am 20. Februar nahmen wir wieder einmal den Bus zur Skycity, so heißt das Viertel, in dem sich u.a. der Fernsehturm befindet. Es war ca. 11 Uhr und noch relativ menschenleer. Es war warm und sonnig. Wir fuhren mit der Rolltreppe ins Untergeschoss, wo sich die „Mission Control“ für Walk and Jump befindet. Ein älterer Herr von vielleicht 60 Jahren und ein ca. 18jähriger Junge waren vor uns am Schalter. Als wir an der Reihe waren, fragte ich das junge Mädchen hinter der Glasscheibe: Ich würde gern springen, oder bin ich zu alt dafür? Sie lachte und sagte: „Absolut nicht.“ Sie erzählte uns, dass der älteste Springer 89 Jahre war. Ich war gerade mal 67.
Wenn man die Combivariante ( Rundgang und Sprung) wählt, bekommt man 30 Dollar Rabatt. Ich wollte erst den Rundgang machen und dann entscheiden, ob ich springe. Kein Problem, den Rabatt bekommt man, wenn man beides an einem Tag macht. Ich fing an zu handeln und sagte, dass ich Rentner bin. Rentnerpreise hatten sie aber nicht (scheinbar keine wichtige Zielgruppe). Es endete damit, dass ich den ermäßigten Studentenpreis bezahlte. Das waren immerhin noch 260 Dollar (ca. 150 Euro).
Dann füllte ich noch ein Formular aus: Name, Herkunftsland, gesundheitliche Einschätzung.

Meine Gruppe sollte sich in einer halben Stunde zur erforderlichen Information und zum Ankleiden hier einfinden.
Wir nutzten die Zeit um an den aufgestellten Fernsehgeräten die aktuellen Sprünge live zu verfolgen. Es gab eine Kamera am Absprungpodest und eine nach unten mitlaufende.

In meiner Walk-Gruppe befand sich auch der 18jährige Junge, der vor mir am Schalter stand. Der ältere Herr war sein Vater, der aber nur zum Bezahlen dabei war. Außerdem waren noch drei Damen und ein beleibter Herr so mutig. Unser Gruppenführer, ein netter junger Mann namens Antony („professional Skydiver“ wie ich später erfuhr. Er verdiente sich hier etwas Extrageld.) Wir wurden genauestens über die strengen Sicherheitsvorkehrungen informiert. Wir durften nichts in den Taschen haben. Kontrolle wie am Flugplatz. Schuhe mussten fest sitzen, was handfest kontrolliert wurde. Danach wählte er die orangenfarbigen

© Willi Grigor, 2010 (rev. 2016)

Gedichte und Prosa:
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