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schön gelifteter, aber doch mindestens fünfzigjähriger, Figur schmeichelnd gekleideter Alt-Terminator auf die eigene, fleischige, bodybuilderfratzige, nackte Jungversion trifft und sie überwinden muss. Sonst allerdings enthielt der Film einen Haufen Schwachsinn, um schließlich im nächtlichen Luftkrieg über den Autobahnen rund um Downtown Los Angeles seinen Höhepunkt zu haschen. Der im Bergsteigerdrama „Everest“ doch ganz fürsorgliche Jason Clarke gibt einen Bösen aus der Zukunft, der anfangs als Guter erscheint. Ja, er ist John Connor, das Kind aus dem ersten „Terminator“, das vor dem Terminator gerettet werden musste. Jetzt, 2029, der Anführer der Menschheit gegen Skynet, die Dehumanisierungs-Tyrannis. Mit Kyle Reece schickt er jenen Mann ins Jahr 1984 zurück, der ihn überhaupt erst zeugen wird, bisher sein Gefolgsmann, nun also sein Vater. Dann ist aber alles ganz umgedreht. Arnie, der Terminator, ist Paps, der das Kind beschützen will, und Connor, der Obergute, ist, wie sich bei einer Zwischenlandung im Jahr 2017 dann zeigt, heimlich von Skynet übernommen worden, der Superböse, der also ausgeschaltet werden muss, somit 2029, wenn er seinen Erzeuger auf die Reise schickt, gar nicht mehr die Befehlsgewalt hat. Oder so. Und dabei: Kleinfamilienrettungsschmus, wie doch überall und immerdar - und diese durch den Luftraum amerikanischer Metropolen zischenden Sternenkrieger wie auch bei den anderen computergenerierten, retrofuturistischen Superhelden-Conventions.
Star Wars - Das Erwachen der Macht
Der „Krieg der Sterne“ hat mich noch nie besonders interessiert. Ich war volljährig 1977 - und eben nicht zehn, zwölf oder vierzehn. Ich guckte mir „Gruppenbild mit Dame“ mit Romy Schneider an, nach einem Roman von Heinrich Böll, den ich gelesen hatte. Was war das Tolle an Wettrennen im Wüstensand, an todlangweiligen Weibern mit altmodischer Zopfschnecke, an Leuten, die ihre Ballermänner ab und an weglegen, um ein kleines Neonschwert-Duell zu zelebrieren, weißbehelmten Waffen-SS-Männern, die bluttropfen-, Wehgeschrei- und zerfleischungsarm durch die Lüfte karriolten, sobald der Gute mit dem narbigen Kinn und der Lederjacke sie alle wegballerte, fiependen Kindergartenrobotern, ab und an die Jim-Henson-Creature-Shop-Menagerie, die, indem man die lächerlichsten Feudelwuschel mit Sie anredete und auf ihr Kauderwelsch zu hören vorgab, zum Ausdruck brachte, alle Rassen wären gleichrangig. (Ja klar, in den Lachpausen schon.) Da weiß ich nicht, warum ich „Star Wars - Das Erwachen der Macht“ für einen satisfaktionsfähigen Film ansehen sollte? Ist alles wieder gleich und verspricht für die nächsten zwei Folgen so zu bleiben. Wo steckt dieser angebliche Zauber nur? Sicher, die Merchandizer werden ihn gefühlt haben, die Spielzeughändler vor Weihnachten. Die eisgrauen Fans, wie sie in meine Vorstellung kamen, in guten Filmen wie „Sicario“ oder „Ex Machina“ nie gesehen werden. Zum Glück sind - im Gegensatz zur zweiten Dreierstaffel zwischen 1999 und 2005, die vor die Zeit der ursprünglichen Trilogie situiert war - jetzt Auftritte altbekannter Akteure wie Harrison Ford, Carrie Fisher und Mark Hamill noch mal möglich. Der Mut, auf unbekannte Helden-Darsteller zu setzen gehörte immer schon zu den Pluspunkten bei „Star Wars“. 2015 ist selbst George Lucas fast von Bord. Seine Firma hat den Film zwar produziert, doch der Abspann nennt George Lucas weder unter den Produzenten noch den Autoren. Regie führt J. J. Abrams, der vorher mit „Mission: Impossible“ und bei „Star Trek“ unter Beweis stellen konnte, dass bei ihm alles so wird, wie man es sich selbst schon ausgemalt hatte. Seine viel gerühmte Fernsehserie „Lost“ habe ich nie gesehen, doch scheint, nach diesem einen Opus zu urteilen, der clevere Mann dem Trug aufzusitzen, man müsse nur möglichst viele Raumschiffe, Tyrannen, Opferhelden, heilige Damen, Schwerter, ulkige Monster, Superwaffen und dergleichen in zwei Stunden packen, sogleich springe ein monumentales Epos heraus. Gut, wir alle haben uns täuschen lassen, als wir zehn waren oder zwölf, dann ging uns auf: Drama ist, wenn Werte der Menschlichkeit kollidieren und jemand sich zu einer Entscheidung durchringt, die durchaus nicht ohne Risiko und Verluste ist. Um andere der hier besprochenen Filme zu nennen: Der Brian Wilson von „Love and Mercy“ muss das Wagnis eingehen, dem Mann die Kontrolle über sein Leben wieder zu entreißen, der es in Ordnung gebracht hat. Der Frankfurter Oberstaatsanwalt in „Der Staat gegen Fitz Bauer“ muss sich gegen die Einvernehmlichkeit seines eigenen Volkes kehren, das von der Vergangenheit nichts mehr hören will. Das Mädchen muss sich gegen eine „Carol“ wenden, ohne die sie wahrscheinlich nicht wüsste, dass sie lesbisch ist. Simon Pegg in „Es ist kompliziert“ muss sich entscheiden, unter keinen Umständen auf jene Frau zu verzichten, von der er weiß, dass sie sich, nur, um mal zu gucken, als falsches Blind Date bei ihm eingeschlichen hat und jetzt lieber wieder weg sein will. Die Polizistin in „Sicario“ muss sich, um mal zu erleben, dass im Drogenkrieg ein echter Erfolg erreicht wird, mit ganz dubiosen „Kollegen“ verbinden. Usw. Usf. (Wenn ich sehe, dass die Hartz-Gesetze in Millionen von Leben von anderen Menschen, die gleichwertig sein sollten, Verheerendes bewirken, und nicht, wie sie behaupten, helfen, dann muss ich gegen diese Gesetze angehen, auch wenn es mich etwas kostet. Wie ich zu anderer Zeit gegen die Nürnberger Gesetze was hätte tun sollen. Wie ich versuchen müsste, unglaublich viele, absehbar kaum zu integrierende Kriegsflüchtlinge in mein sicheres und reiches Land aufzunehmen, damit sie nicht vor die Hunde gehen.) Genau das ist Drama. Und das hat „Star Wars - Das Erwachen der Macht“ nicht. Es hätte es gern und könnte es theoretisch haben. Es verweilt ja oft bei seinen Schnorchelkriegern und dass sie abtrünnige Familienmitglieder von der guten Garde wären. Jeder von uns ist in einer Prüfung, jeder kann böse oder gut handeln, wenn er das will, soll es uns sagen. Doch „Star Wars“ dementiert die Zweideutigkeit des Erwachsenenlebens seit eh und je mit allen anderen Bildern, die es hat. Die Helden des Widerstands sind in Zivil und immer ohne Unterleib und Kreaturen-respektierend, die dunkle Seite ist ausnahmslos männlich und immer in einer Rüstung und uniforme Masse in winterlicher Landschaft und immer geil auf Zerstörung, obwohl sie die Weltuntergänge doch nie in Ruhe genießen kann. - - - Wenn ich mich frage: Welche Szene hat mir gefallen? Eine ziemlich am Anfang. Da hat man unter den neuen Helden nun zwei, die sind rein physisch fast inkompatibel. Das könnte reizvoll werden, genau