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eigenes Ding durchziehen muss. Dabei hat ihm das in Klänge des täglichen Lebens verliebte Ohr schon die ganze Zeit die Samples zugespielt, die er in seinen Act integrieren muss. Nageln von Dachpappe und so weiter. Groß ist dieser Film nicht, sonderlich innovativ auch nicht, doch die Aufrichtigkeit und Schlichtheit, diese filmdramaturgische Hülse mit Back-to-Basics-Bildern aus - ausgerechnet - Hollywood zu füllen, nimmt für den Filmer Joseph ein und dieses Mal auch für Schauspieler Zac Ephron, dem man etwas Püppigkeit aus seinem Lächlergesichtchen abnehmen möchte, auf dass er öfter mal ein alltäglicher Mensch sein könnte.
Scouts vs. Zombies
„Scouts vs. Zombies“ ist von allen hier noch genannten Filmen der erste, den man streichen könnte. Ein wahrlich unbedeutender Unterhaltungsfilm, relevant für ganz und gar nichts, ja, laut „Rotten Tomatoes“ für das Gros der amerikanischen Kritik ein unbestritten schlechter Film. Das sehe ich anders. Wenn man vordringlich für ein Publikum unter zwanzig einen Gaudifilm herstellt, in dem drei Boyscouts, die sich als Krönung des Abends eigentlich den kurzen Anblick praller weiblicher Brüste ersehnt hätten, eine Heerschar von Zombies abschlachten, wenn dann der Film in jeder Hinsicht den Erwartungen seines Publikums gerecht wird, nämlich vor allem „derbe komisch“ ist, wenn er praktisch keinen Unrat enthält, nicht sentimentale Familienszenen, langweiligen Spannungsaufbau, am Ende langweilige Triumphbilder, so ist das fast ein guter Film. Er gibt einem, was man hoffen konnte. Die Jungs sollen so etwa sechzehn sein. Die Darsteller sind natürlich etwas älter. Nur einer davon sieht richtig gut aus, der ist dann auch der „Held“. Zu zweit tun sie nur noch, als würde sie das ansonsten von allen jungen Leuten der Stadt für spießig erachtete Pfadfinderwesen interessieren. Denn ihr im wahrsten Sinne des Worts dicker Freund, dem die Eltern gestorben sind, kann sich von der gemeinsamen Pfadfindervergangenheit nicht trennen. Durch einen Unfall in einem Forschungslabor entsteht ein Zombievirus, der jedes Lebewesen, hier also auch Katzen und Hirsche, dazu treibt, andere zu zerfleischen, bzw. falls nur gebissen, sie zu weiteren Untoten zu machen. Gleich zu Beginn wird der Scout Leader der Jungs, dem aber sowieso seit Jahren nicht mehr gelungen war, noch irgendeinen in seinen Club zu locken, ein großer Dolly-Parton-Verehrer, beim Lagern im Wald angefallen und gebissen. Von nun an muss der Scout Leader x-mal tot gemacht werden, streckt dennoch in der letzten Einstellung sein geifriges Maul noch immer aus der Erde. Die Jungs schließen Freundschaft mit einer heil gebliebenen Stripperin, erwehren sich einer erwartbar hinterhältigen Nachbarswitwe mit Rollator, machen sich auf die Suche nach der geheim gehaltenen Location jener Super Party, wo die schönsten Mädchen der Stadt gerade sind. Es mag „billig“ klingen, natürlich ist das hier eine Billigsplatterfilm-Komödie, aber wenn man es mit den lachhaften Jungenddarbietungen deutscher Filmkomödien wie „Fack ju Göhte 2“ oder „Abschussfahrt“ vergleicht, dann erscheint die kleine Horrorklamotte klug, flott und warmherzig.
Teil J
Eine RomCom
Es ist kompliziert
Seltsam, die etliche Jahr überaus erfolgreiche Romantic Comedy steckt seit einiger Zeit in ihrer Krise. Filme, bei denen gemischtgeschlechtliche Paare auf jeden Fall rein dürfen, weil die Frau es bestimmt mögen wird, der Mann es aushalten kann, weil es nicht so sehr kitschig, aber doch auch ziemlich komisch ist. Zwei von Anfang an fürs Happy End (andauerndes Zusammenleben) Ausersehene, wie sofort ein jeder bemerken kann, bloß die im Film halt da noch nicht. Meist sind die Männer auf eine liebenswerte Weise etwas trottelig, behindert im Kopf. Da wagt jetzt das englische „Es ist kompliziert“ nahezu den Neustart. Dieses Mal ist die junge Frau die Begriffsstutzige. Ich muss mal sagen, für meinen Geschmack hat sich Simon Pegg mit den Jahren in seinem Fach Zwangssympath (wenn du nicht findest, dass ich, oh, so liebenswert und niedlich bin, schmiere ich dir Schmalz zentimeterdick auf die Pupillen) zur Pestbeule des britischen Kinohandwerks entwickelt, wie Til Schweiger zu der des deutschen. Doch mit all der übergroßen Harmlosigkeit (wie „Notting Hill“ ohne Julia Roberts und Hugh Grant) eignet dieser Komödie auch so viel Frechheit und Charme, dass wir uns sogar mit einem stirnerglatzten Simon Pegg als neoliberalem Finanzmakler in Love anfreunden können. Es ist gar nicht so kompliziert. Und die netten Familienangehörigen heißen Jim Broadbent, weil sie nicht Emma Thompson oder Judi Dench heißen.
Teil K
Heimatliches
Vor einem Jahr freute ich mich im Jahresrückblick angesichts der Filme „Wir sind die Neuen“, „Hirngespinster“, „Zeit der Kannibalen“ und „Who am I“ über ein mögliches Erwachen des deutschen Kinos aus der Yuppie-Beziehungskomödien-Totenstarre. 2015 hat uns leider nicht weiter gebracht, es ging eher business as usual. Wer den Publikumsrenner des Jahres, Til Schweigers „Honig im Kopf“, einen orange beleuchteten Werbespot für Urlaubstage in Südtirol mit dazwischen - erstens - Auftritt Udo Lindenbergs und - zweitens - einem längeren Zusammenschnitt aus Didi Hallervordens Sendung „Nonstop Nonsens“ verpasst hat, der hat sich zwei schöne Stunden Leben gemacht.
Er ist wieder da
Allerdings hat der deutsche scheinengagiert daher quasselnde Talk-Show-Gast sich seit Helmut Dietls damaligem leicht doofen stern-Affäre-Verarschungsfilm „Schtonk!“ darauf verständigt, dass es Weltformat ist, wenn Deutschland über seine ach so bewältigte braune Vergangenheit dumme Spässken macht. Also war dieses Mal „Er ist wieder da“ das Beste überhaupt. Es war ein absolut seltsamer, schwer zu beschreibender und schwer zu verdauender Film-Bastard. Alle waren sich nur darin einig: „Im Buch war’s mehr zum Lachen.“ Man sehnt sich irgendwie geradezu danach: Hitler als blöd-geschmacklosen Charlie-Hebdo-Dreckskerl, eine total unbelehrte Figur, die den politisch-korrekten Lügendreck in allen Kanälen zum Vibrieren bringt. Dann würden wir sogar ihn, Hitler (wieder) gut finden. Aber es kann natürlich nicht klappen: Menschen, die planmäßig andere Menschen umbringen, um eine bestimmte Machtordnung zu festigen, sind alles Mögliche, aber ganz sicher nicht witzig. Groteskerweise erfährt das der Film-Hitler, als er wegen seiner Medienbeliebtheit von Neonazis (!) zusammengeschlagen wird. Gebrochene Nasen sind nicht komisch. Schon sehr „echt“ und also fast ein bissel erschreckend war ja der Appeal von Darsteller Oliver Masucci. Nicht, wenn er nur einfach so kostümiert war und in die Kamera starrte, aber dann, wenn er todernst die Massenaufhetzernummer gegen alle Störer durchzog. Man sah zu, wie ein sozialliberaler Schwabenrentner ihn in der Fußgängerzone von Bayreuth des Zynismus‘ schalt, sah, dass wirklich draußen aufgenommen wurde, was die Leute wirklich sagten, fing sich an zu