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sich zu geben, das die beiden Frauen weiterhin zum Lachen animierte. Krissy hatte aufgehört zu tanzen. Sie zog etwas aus der Tasche, steckte es in dem Mund und zündete es an. Es sah aus wie eine selbstgedrehte Zigarette, doch Christian vermutete, dass es sich um einen Joint handelte. Sie nahm einen Zug und reichte Winton den weißen Stengel hinüber. Der Mann nahm ihr den Joint aus den Fingern und zog ebenfalls daran. Ulla erklärte den Kommilitonen, dass ihre Planungen darin bestanden, zunächst das Studium abzuschließen und dann weiterzusehen.
Als Lars und Karin zurückkamen, tanzten Krissy und Winton immer noch. Manchmal nahmen sie einen Zug von der Selbstgedrehten. Karin linste zu den beiden hinüber.
„Der scheint mir ganz in Ordnung zu sein“, sagte Lars, der wusste, wohin Karin sah.
„Das glaube ich auch“, sagte Karin. „Wir werden bald zusammen ziehen.“
„Das ist toll“, entgegnete Lars. „Oft vertut man sich ja. Aber bei dir ist es wahrscheinlich der richtige.“
Karin sah wieder zu dem Lagerfeuer hinüber, an dem Krissy lachte und Winton mittat.
„Ich hoffe“, sagte Karin zu Lars.
„Für Männer ist es schwerer als für Frauen“, sagte Lars.
„Was meinst du?“ fragte Karin und wandte ihm wieder den Kopf zu.
„Das zusammenziehen“, erklärte Lars.
„Warum?“
„Nun, wir haben nicht immer so genaue Vorstellungen“, sagte Lars, den die Frage verunsicherte.
„Die habe ich auch nicht“, erklärte Karin, aber Lars wusste, dass sie log. „Was ist daran so schwer, mit jemanden zusammen zu sein?“
„Das Zusammensein“, entgegnete Lars, der seine Rhetorik wiedergefunden zu haben schien.
„Da brauchst du dir keine Sorgen machen. Winton ist super“, stellte Karin fest und sah wieder hinüber zum Lagerfeuer. Dann kamen Ulla und Christian zu den beiden herüber.
„Gibt es später ein Feuerwerk?“ fragte Christian.
„Wie kommst du darauf?“ entgegnete Lars, dem dieser Gedanke zu Gefallen schien, aber zu viel Arbeit bedeutete.
„Ich dachte nur“, sagte Christian. „Ein Abend am See, mit Lagerfeuer. Da fiel es mir ein.“
Ulla lachte. Sie wusste, wie Christian es meinte.
„Vielleicht das nächste Mal“, entgegnete Lars. Er schien es nicht verstanden zu haben.
„Ich hole noch etwas zu trinken“, sagte Christian daraufhin, der eine Entscheidung getroffen zu haben schien, wie er nun den Abend überstehen konnte.
„Bring mir ein Bier mit“, sagte Karin.
„Du magst doch keinen Alkohol“, entgegnete Christian.
„Eines wird nichts schaden“, bestimmte Karin. „Wir können uns später auch ein Taxi rufen.“
Als Christian mit den Flaschen zurückkehrte, erklärte Lars den beiden Frauen gerade, dass er plane, dieses Grundstück später einmal zu seinem Hauptwohnsitz zu machen, wenn seine Eltern es ihm überschrieben.
Karin nahm Christian das Bier aus der Hand und setzte die Flasche an. Ulla stand dabei und hörte Lars zu.
„Ich seh mir einmal die Gegend an“, sagte Christian. Er wartete die Antwort nicht ab. Am Lagerfeuer tanzte Krissy weiterhin und Wintons Laune schien sich zu steigern. Christian sah zu der Gruppe um Lars zurück. Karin und Ulla hörten ihm stumm zu. Christian war froh, nicht mehr dabei zu stehen.
Unten am See war es ruhiger. Niemand hielt sich dort auf. Inzwischen war die Sonne vollständig unter gegangen. Vom Lagerfeuer her flackerten die Flammen auf den Wellen. Ein wenig weiter auf dem Wasser wurden sie von der Dunkelheit verschluckt. Eine leichte Brise zog über dem See herüber und Christian roch die Feuchtigkeit der Natur. Er fühlte sich einsamer als jemals zuvor.
Ulla hatte gesagt, dass sie fahren könnten, wann immer sie es wollten. Ihre Schmerzgrenze schien noch nicht erreicht zu sein. Christian bereute inzwischen zutiefst, nachgegeben zu haben. Es lag nicht unbedingt an Lars. Von ihm hatte er nichts anderes erwartet und Christian war Ulla zuliebe mitgekommen. Oder sich selber zuliebe. Er war gern mit Ulla zusammen. Es war einfach mit ihr. Vielleicht zu sehr.
Vom Festplatz aus dröhnte die Musik herüber. Neue, deutsche Klangpoesie, wie sie derzeit beliebt war. Hier am Ufer des Sees verloren die Worte jedoch an Kraft. Sie blubberten in tiefem Bass und endeten in einem unidentifizierbaren Gemurmel. So wie Christian alles empfand. Es war etwas da, doch war es nicht zu erkennen. Vielleicht musste er warten. Es gab nichts zu tun. Christian hob die Flasche und nahm einen Zug.
Als Christian nach einer Weile zu der Gruppe zurückkehrte, redete Lars immer noch. Ulla hörte ihm zu. Ein wenig gelangweilt, wie Christian auffiel. Aber sie gab sich Mühe, es ihn nicht unbedingt merken zu lassen.
Karin war fröhlich. Sie lachte und fuhr Lars immer wieder dazwischen, was er wie ein nachsichtiger Dozent mit einer Antwort bedachte. Krissy und Winton waren am Lagerfeuer nicht mehr zu entdecken.
Ulla sah zu Christian. Ihre Augen lächelten eine Entschuldigung. Sie schienen Christian in der Beurteilung des Abends zuzustimmen. Christian blickte Ulla an und zwinkerte mit dem Auge, dass es ihm nichts ausmache, so lange zu bleiben, bis sie genug habe.
„Seht!“ rief Lars und zeigte auf den Bärtigen hinüber, der immer noch nicht müde geworden war, seine Witze zu erzählen. Nun deutete er seine Version des Moonwalks an und die Frauen an seiner Seite klatschten. Lars lief hinüber zu seiner Musikanlage und suchte einen Michael Jackson Song heraus. Der Bärtige nahm dies als Ansporn, sein gesamtes Repertoire auszupacken. Die Kommilitonen sammelten sich um ihn herum und sahen ihm zu.
Der Bärtige war ein wenig ungelenk. Es hinderte ihm aber nicht daran, sich wie der King of Pop zu fühlen. Er zuckte mit den Schultern, ließ Wellen durch seinen Körper fließen, als wäre er aus Gummi. Irgendjemand fand einen alten Strohhut und warf ihn dem Mann hinüber. Der Bärtige fing ihn auf, setzte ihn auf den Kopf und strich mit dem Zeigefinger über die Hutkrempe.
Ulla lachte und auch Christian gefiel die Idee. Lars lehnte sich zufrieden an einen der Pfeiler, die den Pavillon hielten. Dies war seine Vorstellung von Raum, die eine Party zu ihrer Entwicklung brauchte. Ein Gast sprang auf den Bärtigen zu und kniete sich vor ihm, als wäre er ein Groupie. Der Bärtige tanzte vor ihm herum. Die beiden Frauen, denen er die ganze Zeit Witze erzählte, klatschten im Takt. Hinter ihnen prasselte das Lagerfeuer und die Umgebung flackerte ihm diffusen Licht.
Christian hatte nicht bemerkt, wann Karin verschwunden war. Irgendwann zwischen seinem dritten Bier und der Michael-Jackson-Improvisation des Bärtigen musste sie das Lagerfeuer verlassen haben. Ulla war zu Lars
Kommentare
Der Autor schuf ein Werk mit Feuer -
Und wie es wirkt. Ganz ungeheuer!
LG Axel
Danke für die schöne Partyyyyyyy!!!!!!
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