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es unwiderruflich vorbei.
Auch der Massenmord an den Schuldigen bringt nichts zurück. Grausamste Rache ist nichtig. Ströme von Blut dringen nicht durch das Entsetzen der Entseinten, ewig unverwirklicht.
Selbstmörderisch Fressen, Saufen, Rauchen und Bewegungslosigkeit ohne metaphysischen Bezug. Arbeit nur zur Reproduktion des anheim Gegebenen. Die Existenz als Ware, fremd organisiert, und auch nur solange, solange sie einbringt. Danach auf den kosmisch frostigen Haufen, den Totgeburtenhaufen.
Jeder weiß, was vor sich geht. Von Anbeginn. Den Bewußtlosen ist Optimismus unerträglich.
Eure Gründe für die jahrzehntelangen Konflikte machen traurig. Mitleid mit dem armen Wesen. Die Luftzufuhr abgesperrt und reingehauen, sowie es auch nur durch eine Ritze blickte.
Mitleid auch den aus ökonomischen Gründen Verbundenen, denen er nie geben kann, was das Leben ist. Nur Talmi. Niemand soll merken, daß er die Kinder hinters Licht führt.
Dem der Inbrunst keine Form gewinnt, folgt furchtbares Alter. Zu Unrecht fügt sich Inbrunst der tauben Trägheit. Sich gegen den Inbrünstigen erheben, den Kindsmord verfolgen.
Im kalten Nichts nur gräßliche Kost. Der Atem ausgehaucht. Da hilft es nicht, den Mörder zu töten.
Wozu siegt die Vergangenheit, wenn die Zukunft ihren Sinn verliert.
Müdigkeit, nimm nicht mehr, als der Schlaf gibt!
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Ich reiche von Innen bis zur Oberfläche, kein bischen weiter, aber auch nicht weniger.
Dein Name klingt in die Einsamkeit, veranlaßt den Sprechapparat zu seinen vertrauten Bewegungen. Ein Wackeltick.
Das visuelle Interesse - Sehen, Fotografie - vom anderen auf sich selbst lenken. Spiegel, Narzißmus. Erst Selbstdarstellung, Bildnis aller Teile, Stellungen, Tätigkeiten. Selbstversicherung, Selbsterkenntnis, Selbstbetrachtung, Selbst-vertrauen, Selbstlust. Schließlich vielleicht Erfolg.
Doch das ist erst der Anfang durch die endlich ersichtliche Absurdität. Absurdität nicht als Kritik. Sie annehmen und wachsen. Absurdität als einzigen Sinn. Sie möglichst lange noch leben. Lust ist da nur ein Nebenergebnis.
Den Selbstbezug, auch in der sozialen Entwicklung umfassend beschreiben, von xxx - Feuerwehrhaus, Otto, Holzanbau - in yyy - Ziegenstall - bis zur Kunst im Jahre zweitausendachtunddreißig. Einziges Faktum ist der Kreislauf und damit hundert Jahre alt werden.
Jede Nacht am Ölberg.
Diese Begierde wird niemand mehr pflücken.
Ekelhaft im persönlichen Kummer. Die Menschheitsgeschichte als Steinbruch in mir.
Glaubt es, nichts ist schöner als Tod.
Ich ergebe mich. Der Urgewalt werde ich nicht Herr.
Nichts Gesagtes und Getanes kann widerrufen werden. Das ist die Wahrheit.
Neubeginn, Erdzeitalter vorbei.
Da ist nicht einmal die Chance der Illusion.
Der Alte floh in die Illusion. Eine Übung des Jünglings.
Die einzige Chance und die ist null.
Nichts mehr herbeiphantasieren. Feuer, ausrottend reinigender Engel. Die Stimmen der Trinker unterm Mond. Brauner, schlanker Vogel, wo bist du jetzt im warmen Schlaf?
Mein unnötiger Körper muß beendet werden, dieser riesige Schädling. Achtzig Mark sind für den Dünger zu viel.
Dein Vogel singt zwei Stunden zu früh, kann die Tageslust nicht erwarten. Die Pumpe verebbt. Beschläft das Gehirn.
Der nicht zur richtigen Zeit endet, wird an den Unschuldigen schuldig. Die Verpflichtungen machen das Ideal unmöglich.
Auf einer Eisfläche, die jederzeit bricht. Über dem Versinken schwarz.
Wird denn einer noch, was er ist? Mit einem Schlag, oder Schlag auf Schlag in Tagen und Wochen.
Körper, einziger Freund. Wer den nicht läßt, den wird auch er nicht lassen. Man ist Körper und selbst ist man nichts.
Aufgedrängt, abgelenkt, besiegelt. Daß der Krieg nicht erledigt, weiß ich. Aber was soll ein ungeliebtes Leben? Todesspruch.
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Willentlicher Umgang ist Krampf. Beziehungslos im Lebenskreis - Familie, Schule, Beruf und Nachbarschaft. Selbstbezug als gesellschaftliche Majorante. Das unverbittert akzeptieren.
Wer Feinde ausmacht, kämpft und hofft. Zielt auf Zerstörung. Frustriert durch Behinderung.
Der nicht bekommt, der nicht begehrt wird, hat sich selbst zum Feind. Minderwertigkeitsgefühl will mich verlöschen. Gesellschaftliches zielt auf den Klassenfeind und individuell schlägt sich selbst.
Der Mensch braucht die Gesellschaft. Der Geist das Fleisch. In den Büchern Öde und keinerlei Trost.
Hölderlins Einsamkeit würgt Kehle und Herz. Religion, Kunst und Wissenschaft sind nichts zur dumpfesten Resonanz eines Zellkerns.
Ich bin beauftragt, das zu bezeugen, Trost und Hoffnung zu wagen.
Fest jemandem wohin gehören.
Als hätts mich nicht gegeben. Das wäre ja gut. Viel Leid bringt der Unmensch.
Die Götter verderben den Gleichenden ins letzte Glied.
Hundert Menschen ziehen über den Platz. Und ich bin ausgespien.
Du bist dem Hoffnungslosen Rettung. Aber der verstiegen in der Wand nicht vorwärts und nicht zurück kann, auf Hilfe angewiesen, den darfst du nicht kennen.
Dein Kuß ätzte die Abschieds-Wangen, zerschnitt die Stimmbänder. Kein Rufen mehr und Winken. Bewegungslos hängt er im Turm der Zeit. Im Übergang zur endgültigen Erstarrung.
Von Jahr zu Jahr schrumpft die Hülse im kalten Wind. Nur noch ein Schatten markiert die Stelle in der Wand. Was preßt den Hilferuf in die Kehle, das Herz in den Absitz? Stolz und Mitleid gelten hier nicht. Tägliche Angst, zu verderben.
Die Verzweiflung der Aufrichtigen, der Spott der Hoffnungslosen, die Scham der Verlassenen. Das schließt die Fugen.
Außerhalb der gesellschaftlichen Moral die Gehäuse der Wahrheit. Der Familie als höchstem Gut entsprochen. Da helfen nur wenige Anhaltspunkte.
Die Familie gibt jedem das rettende, verbergende, selbstverständliche Heim vor dem kalten, feindlichen Außen. Den Schutzlosen die wahre Hilfe.
Der dreiundzwanzigste April neunzehnhundertachtundfünfzig ist der letzte Tag. In sechsunddreißig Stunden ist es vorbei. Was dann kommt, ist unklar. In tausend Jahren keine Erinnerung mehr.
Jeder Satz beendet. Nur wo Ort und Zeit bekannt sind, werden Fehler nachgewiesen. Ansonsten gibt man sich keine Blöße.
Ich weiß nicht, ob man in hundert Jahren diese Krakelschrift liest, die kurz gekräuselte Oberfläche des schwarzen Gewässers. Die Atome verzeichnen es in jedem Fall. Hoffentlich und hoffentlich nicht.
Ein Haus ohne Türen. Da bist du geboren, lebst und stirbst. Der Stoffwechsel erhält den Durchzug zwischen Eingangs- und Ausgangsluken, erhöht die Entropie wie tropische Zimmerpflanzen und exotische Haustiere.
Ein etwaiger Energieüberschuß - meist herrscht Energiemangel - erweitert oder vermehrt die Luken und führt nicht zur Transzendierung. Der Umschlag von Quantität in Qualität rechtfertigt das Wachstum. Mit dem Tod hat die Hoffnung Sinn.
Kein Chef sein und auch nicht gewollt. Wie soll das gehen? Es hängt zusammen.
Wer Chef ist, verträgt auch einen. Kann sich auf dessen Befehle berufen.
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Die Jahrzehnte quellende Masse kann nur der Computer, und auch nur mit höchster Anwendungsintelligenz, bändigen, ansonsten Versinken im Strudel.
Das ist ein Exposee für ein Drehbuch, so lang es auch ist. Für einen Zweistundenfilm oder Dreiminutenclip, je nach Gusto des Regisseurs. Parallel zur besessenen Ausschließlichkeit der Beziehungs-Thematik acht bis zwölf Stunden im täglichen HighTec als verantwortlicher Promotor.
Zehn eingeschlossene Menschen machen diesen Clip von drei Minuten über die Arbeit eines ganzen Monats. Das Exposee ist hundert Mal länger. Es regte je Seite zu Einsekundenbildern an, denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Die Folge der Bilder hat Dimension.
Als Kind sah ich einen Film über Japan, der bis zum Schamanischen das Bäuerliche erfaßte, als wären es die Ahnen der Alpenbewohner. Dreißig Jahre später wurde gerade ich für die Aufgabe erkoren. Ein Gottesgeschenk. Bis dahin war es nur inwendig.
Peinlich larmoyant ewig dieselbe Leier. Das aber nun als Dokument betrachten, dem nicht mehr ausgewichen werden kann.
Handschriftliche Notizen an die Menschheit, in den Computer transferiert. Vernetzt es dem Großen offenbaren. Da kann man nur beten.
Endloses Gesabber.
Angst im Dunkel.
Endlich in die schwarze Wolke des Rückens geblickt.
In die bergende Hand.
In den Dateien ist Vergangenheit jederzeit abrufbar und strähnt die Adern.
Das drei Grad Kelvin kalte Weltall rauscht hinter dem hauchdünnen Clip. Um hier zu leben, muß ich erst zweidimensional werden. Weg mit den unsinnigen Dimensionen. Was soll der Quatsch.
Selbsterkenntnis Schöpfung, Kenntnis des Anfangs, einziger Trost des einsamen Gottes. So kommt es zum Guten. Jedes Teil tut, was der Konstrukteur will. Gilt das auch für unvorhergesehene und durch den Lauf erst entstehende Bedingungen?
Bewußtlos im Nichts des Schöpfers. Da kommen Freudewellen zurück. Der Vater freut sich des Kindes.
Nachts verflüchtigt in Feuer, Rauch, Luft. In den Krater gesprungen.
Elternhauses einsames Elend. Würgende Ödnis endgültig verhängt. Schuldig.
Jede Tat eine Rettung. Auflehnung lohnt. Nur nicht aufgeben.
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Alles fließt, panta rei.
Der Fluß, in den ich steige, ist nicht mehr derselbe, als der, den ich stieg.
Das Gestrige ist schon Fluß abwärts.
Auch ich war gestern ein anderer, nur über höhere Dimensionen verknüpft, über die fünfte Dimension ganz.
Wenn wir uns in der Höhe vereinen, gibt es die Welt.
Selbstmord fixiert. Die Zeit rast dennoch durchs All. In nächster Sekunde schon meilenweit entfernt. Die Dinge, die Pflanzen, die Tiere. Nur der Mensch fesselt die Gegenwart, mit Leichengeruch und konservierungsmittelbeschmiert. Den Vergangenen zieht seine Nabelschnur surrend zurück.
Der Selbstmörder surrt überdehnt an der Zeit.
Das Gedächtnis als Zeitanhaltegerät. Es speichert aus der Raumzeit Erinnerung, Brückenköpfe zur Welt. Wenn es nicht wächst, reißen die Fesselbänder, brichts auseinander.
Natur saust dahin. Steine, Bäume, Büsche, der eben kreischende Vogel. Sie wissen nicht, daß sie vor einem Augenblick andere waren und im nächsten mit den jetzigen nicht mehr gemein sind. Doch das ist ihnen egal.
Die Spirale des immer gleichen Wanderwegs über ein und demselben Ort. Wir sausen durch die Zeit. In der Natur ist ein und dieselbe Strecke jedes Mal neu. Im Gegensatz Beton.
Die Arbeitswelt fixiert ihren Ablauf. Die Liebe körpert die Zeit zurück. Sonst heben wir ab. Assumptionieren.
Jeden Tag ein anderes Leben. Auch nach dem Tod geht die Zeit. Vater und Mutter treiben abwärts. Treibholz in Mississippi und Donau. Grasinseln, Gehölz und Tierkadaver ins Meer.
Gehend den Weg sehe ich das Gestrige abwärts strömen.
In der Menschenmenge lauter bekannte Gesichter. Doch umgedreht seh ich nur Fremde. Vor mir vergangen, hinter mir Zukunft.
Auf der Brücke abwärts oder aufwärts blicken. Doch am Ufer fließt es reißend von links nach rechts. Dann immer schon auch das Kommende sehen. Es wäre sonst nicht Zeit, zu begreifen.
Ein Fluß mit Buchten und Nebenarmen. Das Herabkommende strömt in meine Bucht. Es muß weiterfließen, kippt sonst und fault.
Zeitfluß des Blutes durch den Körper. Je Umlauf ein Sechstel in die Kopfbucht. Blutwasserfall. Ein rot mineralischer Syphon spült Sauerstoff ins Hirn.
Herzpumpe im Zeitmississippi. Ein Schlag millionenfach vom vorangehenden entfernt. Im Blut kosmische Botschaften an das gespannte Nervensystem.
Das Hirn am linken, die Gliedmaßen am rechten Ufer.
Im Atem fließt die Zeit in die Lungenbucht. Wie die Körper ihre Botschaften im Blut, so verbindet die Atmung die Lungen des Planeten.
Schöne Treibholzinsel im Zeitmississippi. Nicht Festklammern, Hinabziehen. Über obere Dimensionen geht es auf jeden Fall weiter. Klammern verschwendet nur.
Vater und Mutter zerreißen nicht mehr. Gleiten mit der missa sollemnis hinab. Vom Ufer aus nur noch ein Silberstreif.
Mit Kindern und Kindeskindern im Strom versöhnt. Der Mississippi bringt die Gebeine ins Meer. Gedenken requiescas in pace.
Kein Sinn in totaler Funktion.
Sinn im Unsozialen und Bösen.
Protest-Kampf Gerechtheit.