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glauben, es sich immer noch irgendwie hinbiegen zu können, unterscheidet sich nicht davon, daß Wählen, ja sinnvolles Handeln überhaupt, unmöglich ist, daß es sowieso immer so kommt, wie es kommen muß.
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Das kapitalistische, bürokratische, imperialistische System ist nicht von unbekannten Interessensgruppen bewußt erzeugt, sondern es entwickelt sich und wird von unbekannten - unerkannten - Gruppen eher ausgenutzt, verwendet und konserviert. Änderungstendenzen laufen vorzugsweise in die Richtung, die von den Mächtigen eher gewünscht werden als andere Änderungen - wenn es schon welche sein müssen.
Aus dieser Sicht entspricht das System der Bequemlichkeit, Eitelkeit, Rivalität und den scheinbar angeborenen - aber in Wirklichkeit vom deformierenden Vorläufersystem tradierten - Eigenschaften des Menschen, anstatt daß es die Menschen selbst zur Regelung ihrer Angelegenheiten anregt, anregt, es für sich und alle optimal zu organisieren. Andrerseits überfordert das System die Mächtigen auch nicht, ihre Ausbeutung zu betreiben, sie können es sich ohne überdimensionale Anstrengungen leisten und organisieren.
Denn man muß sich ja wundern, daß die Herrschenden nicht andauernd Angst haben, am nächsten Morgen arm, ohne alles, ohne Macht, mit nichts als ihrer nackten Haut, zu erwachen.
Vielmehr sind die Herrschenden stolz auf ihren Reichtum, ihren Einfluß, auf ihre Privilegien, konnten sich zu Zeiten sogar schaustellerische Aristokratie erlauben, konnten Reichtum und Macht mit Tüchtigkeit und Recht rechtfertigen anstatt durch pure Gewalt. Welch ein Wahnsinn, daß sie sich dessen erfrechen können.
Demokratie ist im Ansatz eine sozialistische Staatsform. Demokratisierung dagegen schöpft das retardierend reaktionäre Potential aus, indem sie die Herrschaft von wenigen Familien auf fünf Prozent der Bevölkerung erweitert, dann auf zehn, auf fünfzehn, auf maximal einundfünfzig Prozent - und das noch bei nur fünfzig Prozent Wahlbeteiligung.
Demokratisierung hält sich im Endstadium neunundvierzig Prozent Sklaven und untergräbt durch Teildemokratisierung die demokratisch angelegte Totalität, reflektiert bewußt nicht das Minderheitenproblem, führt zu ständestaatlichen Formen, verbirgt das jahrtausendealte System der Unterdrückung hinter der Maske der Demokratie...
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Es ist nicht selbstverständlich, daß die Menschheit sich befreit. Die Möglichkeit ihrer vollständigen Domestifikation wie bei Hausrindern und Hunden ist genau so groß.
Die Befreiung ist keine geschichtliche Notwendigkeit. Sie ist Sache des freien Willens.
Und Gott sieht interessiert zu, welchen Weg wir gehen.
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Innerhalb ihrer Irrlehre muß den Faschisten Idealismus und Redlichkeit zugestanden werden und es dürfen ihnen keine kleinlichen Egoismen, wie es die kapitalistischen Antriebe in der bourgeoisen Gesellschaftstheorie darstellen, unterstellt werden, genau so wenig bewußte Volksverführung zu geheimen ausbeuterischen Zwecken. Wenn wir den Faschismus als Irrlehre und nicht als kapitalistische Ausbeutungsstrategie analysieren, werden wir die richtige Strategie finden, so wie wir auch dem religiösen Menschen erst dann gerecht werden, wenn wir ihm ehrliche Überzeugungen zugestehen.
In seiner Reinform ist der Faschist ein uneigennütziger Mensch jenseits von Profitstreben und neufeudaler Oligarchie. Hinter den menschlichen Antrieben steht viel mehr Verführung als Eigennutz.
Faschismus ist aber sehr wohl als Strategie kapitalistischer Ausbeutung und Verschleierung verwendbar, besonders da er die einzige Strategie gegen die wahren Kämpfer des Volkes, der Massen und der Wahrheit ist. Gegen die Marxisten, Sozialisten und Kommunisten.
Faschismus ist das einzige Gift, das den Ausbeutern noch zur Verfügung steht, dazu noch ein sehr wirkungsvolles und verführerisches. Er ist vergleichbar mit der Verführungskraft des Vulgärmarxismus.
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Das Drohen der Starken schüchtert die Schwachen einzeln ein. Gegen die Solidarität der Unterlegenen wäre das sinnlos.
Der Einzelne erkennt nicht, daß der Starke gegenüber der Gemeinschaft der Unterlegenen ein Papiertiger ist. Der selbstverständliche Schritt zur Solidarität ist den Unterlegenen noch nicht selbstverständlich.
Aber
der Mensch des einundzwanzigsten Jahrhunderts
des Jüngsten Tages einer Zeitenwende
wird durchgestoßen sein.
Es werden die letzten Tage angebrochen sein
der Herrschaft der wenigen über viele
der Starken über die Schwachen
der Tüchtigen über die Untüchtigen.
Der Kampf, der tobt, ist der bereits entschiedene. Es geht schon um das Danach. Den Sieger auf den richtigen Weg bringen ist die Parole. Immer wachsam sein ist die Parole.
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Antagonistische Strukturen können sich nur erhalten. Sie entwickeln sich nur langsam, um dann - versteinernd – festzuhalten. Sie können aber nicht von heute auf morgen in einem funktionierenden System eingeführt werden.
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Ich darf die Gedanken eines anderen nur mit gutem Willen anhören, lesen, diskutieren, denn durch die Begrenztheit der Sprache hat der andere bereits genügend Nachteile darin, sich mitzuteilen. Und dann gibt es auch noch die unterschiedlichen Arten von Liebe und Versagen.
Marx und Romano Guardini, Mao Tse Dung, Augustinus, Che Guevara und Nitsche mit gutem Willen lesen um herauszufinden, ob sie mir etwas von Belang mitteilen. Über das andere hinwegsehen.
Letztlich nur jemandes Anhänger sein, insofern beispielsweise bei ihm für den geistigen und gesellschaftlichen und kritischen Entwicklungsstand momentan über die wenigsten Dinge hinwegsehen werden muß und das nicht einmal vollgültig von einer Sekunde zur nächsten.
Man wird das eine zusammen gezimmerten Halbbildung nennen. Doch die Systematiker haben auf Dauer immer nur Unrecht gehabt. Bei der nächsten Schwierigkeit werden sie scheitern.
Großes Denken ist schamanistischer Lug und Trug oder bestenfalls aus Anerzogenem zusammengestohlen.
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Einige machen sich selbst zu Politikern, behaupten, sie verstünden es, wie die Schamanen ihren Kult. Nichts als Verschleierung und Hokuspokus. Und die Massen akzeptieren es und folgen gehorsam.
Einige ernennen sich zu Grundbesitzern oder sind es kraft eines selbsterstellten Gesetzes, zäunen Land ein, und die Massen akzeptieren das, betreten es nicht.
Einige erheben sich zu Unternehmern oder sind es kraft einer selbsterstellten Ordnung, im Namen des gottgegebenen Kapitalbesitzes. Sie beschließen, ein Produkt zu erzeugen, und die Menschen schlagen sich die Köpfe ein, es herstellen zu dürfen, für den Arbeitgeber, für den edlen Lebensgewährer, Brotgeber.
Das ist alles surreal. Fiktion, schamanischer Zauber, die mystische Macht des Kapitals, von bedrucktem Papier mit Wasserzeichen, dieser vielgepriesenen Leistung des europäischen Unternehmergeistes, diese prometheische Erfindung, von den Göttern überreicht.
Staat und Ausbeuter kontrollieren mit einem Wasserzeichen versehenen Papier die Objekte ihrer Ausbeutung.
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Wenn die Menschheit, dieser ruhende, träge Granitrücken in der Landschaft, dieses Schild Europas, des Kontinents erwacht, ihre Lage erkennt und danach handelt, greift, wonach ihr verlangt und sieht, daß absolut keiner das hindern kann, dann wird keine Partei die Führung beanspruchen können, keine Organisation.
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Wenn ein Einzelner nach einem viertel Jahr einen zweiten gewinnt, dieser seinerseits und man selbst auch wieder einen nach einem viertel Jahr usw. Wenn jeder Apostel seinerseits nach drei Jahren je zwölf gewinnt, dann sind nach dreißig Jahren von einundsechzig Millionen Menschen jeder je drei Jahre missioniert und jeder davon eine Konstante.
Sowohl Leistung, als auch Bekehrungserfolg schwanken um einen Mittelwert zwischen null