Seiten
subversiver Politik. Mit dem Wissen, was hier im Grunde verhandelt wird, wird diese Passage von einer trockenen zu einer der spannendsten: im Kampf des frühen Erwachsenenlebens.
Wichtig ist, den originalen, rhetorisch weitertreibenden Zorn zu erhalten, der wesentlicher ist als alles Theoretisieren, ein Engagement fürs Lebendige.
38
Wie könnt ihr ahnen, daß die Wirklichkeit die Befürchtungen bei weitem übertrifft. Nach sieben Jahren Industrie wissen, daß es viel schlimmer ist, als ihr beschreibt, erkennen, daß die Lähmung allen Lebendigen totaler ist, als ihr glaubt und daß jede Hoffnung auf unsere Erweckung kindisch ist, so sehr gelähmt!
Der Marxismus beschreibt die Wahrheit in verständlicher Sprache, wohingegen der Kapitalismus die ökonomischen Verhältnisse in einem undurchdringlichen Wust verschleiert.
Was vorgeht durch eine gewisse Einfachheit verstehen. Allein das ist schon ein Grund, die Belange sozialistisch zu regeln, aufdaß ein jeder seine Angelegenheiten erkennt und zu diesen beitragen kann und er nicht hinter Weihrauch und Ritual von Schamanen manipuliert wird.
Der kleine Moritz kann sich nicht vorstellen, daß die Politik gemacht wird, wie es sich der kleine Moritz vorstellt, sagt Bruno Kreisky. Ihr aber sagt, daß der einfache Mensch den komplizierten Zusammenhängen des echten Lebens nicht gewachsen ist. Unterschätzt nicht, was dem Volk verständlich ist. Pharisäer und Schriftgelehrte haben es büßen müssen. Wenn die verständlichen Wahrheiten des Sozialismus unterdrückt werden, wird das Volk den Wahrheiten des Faschismus folgen.
39
Parteimitgliedschaft aus Einsamkeit.
40
Frustration drängt zur Beschäftigung mit Formalproblemen. Variation ornamentaler Einheiten, Rechtecke, Quadrate, Sprachrhythmen. Frustration führt zu rhythmischen Formen.
Man kann durch verschiedene Anordnung von Elementen eine Aussage finden, durch grafische, strukturelle und mathematische Methoden wirklich ein Problem lösen.
Eine längere Epoche der Farblosigkeit wird von einer Orgie in Rot abgelöst, danach kommen orange, grün, blau, gelb. Dann wieder Pastell, Braun und schließlich Schwarz.
Die optischen Künste sind im Wesentlichen konservativ. Eine konservierende Gesellschaft geht am heftigsten und am tiefsten auf die optischen Künste ein. Die Provokationen der anderen Künste werden ausgeblendet.
Auf die Provokation einer zerstückelten Abbildung kann nur künstlerisch eingegangen werden. Auf die Provokation eines Satzes - Gedankens - kann dagegen nicht eingegangen werden, ohne die künstlerische Ebene zu verlassen.
Eine optische Geisteswelt ist auf sich selbst fixiert. Muster, Masken, Schamanen. Optisches Denken führt nicht über die vorhandene Bilderwelt hinaus. Nur mit Sprache können neue Bilder entstehen. Nur die Beschäftigung mit den bildlosen, trockenen, geschriebenen Sätzen gelangt über das Bestehende hinaus.
Vergleiche die optische Gesellschaft der Altsteinzeit mit der sprachlichen des achtzehnten Jahrhunderts.
41
Urfamilie
Herrschaft
Religion
Gruppen, Parteien, Klassen, Individualismus als Herrschaftsinstrument.
Durchschauen der Herrschaft durch einen Bürgerlichen - durch einen Unterprivilegierten – hoffnungslos.
Befreiungskampf, fortschreitend von Stufe zu Stufe, Marsch der Menschheit.
Weltkrieg, Menschheitskrise.
Jesus, Marxismus.
42
So wie Jesus sich den Zöllnern zuwandte, so wie er sich den verirrten, von den Schäfern verlassenen Herden zuwandte, so wie er sich den von den Rabbis betrogenen gläubigen Juden zuwandte und ihnen ihre wahre Lehre brachte, so wird der Marxist sich den von den Christenführern Betrogenen zuwenden und ihnen mit Güte und Geduld die Wahrheit der Lehre des Menschen und des Jesus von vor zwei tausend Jahren bringen wie Brüdern, die irregehen infolge ihrer besten Eigenschaften, des Suchens nach dem Edlen und des Glaubens.
Wie Marx sich aus brüderlicher Liebe den Armen und Entrechteten zuwandte, so müssen die Marxisten in brüderlicher Liebe sich den Christen zuwenden und sie nicht mit Haß bekämpfen, denn damit treiben sie sie umso mehr ihren Ausbeutern in die Arme infolge ihrer besten Eigenschaften, der Liebe und Sehnsucht zu Schönheit, Gerechtigkeit, Gemeinsamkeit und der Treue zur eingeflöteten Wahrheit. Vielmehr haben sie mit Liebe über ihre Täuschungen zu sprechen und dürfen nicht mit Haß ihre Feinde und Verführer bestätigen.
Was Jesus vor zweitausend Jahren, was Marx vor hundertdreißig Jahren verhieß und was sich keiner vorstellen konnte, wie es denn zu verwirklichen sei und was die Gutmeinenden resigniert Utopie nennen, wird von der Menschheit über Nacht verwirklicht werden: die solidarische Menschheit.
Es muß nur der Schleier des Kampfes zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten, Herrschern und Beherrschten weggerissen werden. Die Menschheit wird sich befreien, wenn sie die Lage erkennt.
Die Menschen sind in Gruppen unterteilt. Innerhalb jeder Gruppe herrscht der Anschein von Gerechtigkeit.
Die Gruppen werden getrennt voneinander gehalten.
Einst durch Religion und heute durch demokratische Mystifizierung erscheint ein Unterschied der Gruppenleistungen von eins zu tausend plausibel. Nicht nur die jeweils untere Gruppe, auch die obere Gruppe ist durchaus davon überzeugt und gebiert fanatische Kämpfer um ihr vermeintliches Recht.
Wenn der Gruppenvergleich ein echtes Volks-Bewußtsein wäre, gäbe es sofort Revolution. Denn es geht um den Vergleich der einzelnen Gruppen untereinander.
Sei immer auf der Hut davor. Auch nach dem Sieg.
Der Faschismus und der Kommunismus erfüllen mit ihren Massenaktionen eine tabuierte Sehnsucht. Wer die Antriebe des Faschismus spürt, wird von einer unbeschreiblichen Liebe zum Kommunismus befallen. Wehe dem, der sie enttäuscht.
Pappmasken ängstigen die schlafende Menschheit in ihren Träumen. Den Scharlatanen die Masken von den Gesichtern reißen.
43
Offensichtliches über das Wählen.
Für einen bestimmten Zeitraum existieren mehrere Möglichkeiten. Ab einem bestimmten Zeitpunkt liegt der weitere Verlauf fest.
Erstens nach dem Ablauf der Entwicklung für den Fall, daß der die Wahl Habende im zur Verfügung stehenden Zeitraum keine realistische Wahl getroffen hat.
Zweitens nach der im zur Verfügung stehenden Zeitraum vom die Wahl Habenden bestimmten Möglichkeit.
Eingedenk dieser Tatsache wird der die Wahl Habende erstens versuchen, vor Ablauf der Wahlzeit die Chance zu wahren, den weiteren Verlauf seiner Belange durch eigene Entscheidungen zu bestimmen und dann zweitens den weiteren Verlauf zu optimieren. Dabei kann es aber auch sein, daß bei einer getroffenen Wahl der weitere Verlauf der Belange des Wählenden ungünstiger sein kann, als wenn er keine Wahl getroffen hätte - Risiko.
Beim Treffen einer Wahl aber hat der die Wahl Habende zwei Gesichtspunkte zu beachten.
Erstens kann er nur zwischen den ihm im Moment zur Wahl stehenden Möglichkeiten wählen. Wartet er auf im Normalfall unwahrscheinliche Möglichkeiten, auf die große Chance, dann besteht die Gefahr, daß währenddessen die anderen Möglichkeiten entschwinden und die erhoffte nicht eintritt, sodaß ihm also wegen Zeitüberschreitung die Wahl abgenommen wird oder er im letzten Moment panisch eine schlechte Wahl trifft. Das Ergebnis einer falschen Einschätzung der Lage.
Zweitens darf der die Wahl Habende beim Treffen seiner Wahl nicht darauf vertrauen, daß er den Inhalt seiner Wahl im Nachhinein verändern kann, daß es also egal ist, wie er entscheidet, es werde schon irgendwie gut gehen. Zu