Seiten
diejenigen, die nicht durch den Intellekt gewonnen werden können, der europäischen Kontinentale zuzuführen und das nicht den Blut- und Bodenstrategen, den internationalistischen way of life Protagonisten oder den dekadenten Kulturpessimisten zu überlassen.
Es gilt, den europäischen Lyrismus als Gemeinsamkeit zu finden und die Gemeinsamkeit nicht der kapitalistischen Konsumpropaganda auszuliefern. Hier ist seit langem wieder eine existentielle Aufgabe der Lyrik, eine brisante, politische, kontinentale Aufgabe, vergleichbar dem europäischen Minnesang des zwölften Jahrhunderts zur Festigung der ritterlichen Kultur.
Ein Dichter muß in Kenntnis der europäischen Sprachen diejenigen Lyrismen verwenden, für die es im Englischen, Spanischen, Französischen, Russischen usw Entsprechungen gibt, und solche gibt es infolge der gemeinsamen abendländischen Vergangenheit viele, im Gegensatz zu den Nationalstaatentheoretikern des vergangenen Jahrhunderts.
35
Nichts als Geheimwissenschaft rundherum, keinem verständlich oder zumindest mir nicht.
Dem Sucher mit verstehendem Geiste ist eine dauernde Zerrissenheit beschieden. Er kann den Argumenten jedes Vernünftigen folgen, muß also alle konsequenten Theorien bejahen. Er wird schließlich Vertreter aller momentan möglichen Theorien werden und ein bedauerlich zerfahrenes Bild liefern, ein überall dabei sein wollender intellektueller Adabei mit dem edlen Motiv, allem auf den Grund zu gehen, objektiv zu sein, man muß auch die andere Seite hören usw. Jeder schlüssige Bericht über ein Ereignis verschiebt den Schwerpunkt seiner Betrachtungen und so liefert der Intelligente wahrlich den Eindruck von Flatterhaftigkeit, Unsolidität, gar vaterlandslosem Gesellen.
In Wahrheit aber bietet sich so das Bild der Wirklichkeit in der Natur und in all seinen Behauptungen und Betrachtungen widerspricht sich der Weise nur in den Augen des Unverständigen. Wiederum wird nur der Unverständige den Weisen, der erkannt hat, daß vielerlei oder alles wahr sein kann, des Sophismus zeihen in dem abfälligen Sinn, der üblich ist.
Der Wankelmut der Intelligenz ist die Unschärferelation der Wahrheit. Die Wahrheit stellt sich bei immer größerer Vergrößerung nicht als gestochener Strich, sondern um eine Häufungslinie räumlich verteilt, unscharf, redundant, damit überlebensfähig, wie bekannt - weitgehend unzerstörbar - dar.
Das sind keine Enthüllungen. Was wirklich daran ist, wird sich in anderen Gehirnen zeigen, aber kein anderes Gehirn, keines Denkers Gehirn empfängt ein Signal aus dem Gesabbel eines Wiederkäuers.
Das Wirkliche löst sich von den Gehirnen und teilt sich mit als zumeist nach Qual gefundenes Selbstverständnis der Realität und gibt ihr einen Freiheitsgrad mehr, entbindet wieder eine Gliedmaße von dogmatischer Behauptung. Kein Funken solchen Vorgangs aber beispielsweise ausgelöst von diesem Gehirn.
Nur eines mußt du erreichen: Verständlichkeit. Aber wem? Heißt das also Banalität? Ja darauf kommt es wohl heraus. So oder so.
Es gilt als sprachlich ungewandt, auf einer Seite ein und denselben Ausdruck für ein und denselben Sachverhalt mehrmals zu verwenden. Das führt zu Mehrfachbezeichnungen, Ungenauigkeiten, Relativierungen, Entwertung der Begriffe, Unübersetzbarkeiten.
Worte sind Symbole für die Realität. Der Gebrauch der Worte, die nicht ständig einer Realitätsprobe unterzogen werden, führt zu einer Ersatz-Realität. Unfundierte Wortsymbolik erzeugt ein falsches Realitätsgefühl.
Symbolische Sprache als Ersatz für die Realität führt zu geistiger Sterilität, Gebetsformeln, politischen Systemen, Lehrmeinungen. Die der experimentellen Forschung abgetane Sprach-Symbolik ist als Ersatz für die Außenwelt eine andauernde, ernste Bedrohung.
Nehmen wir an, einer, der Geld hat und dieses durch Verleihen, Investieren usw vermehrt, wird Kapitalist genannt, dann empfiehlt es sich, bei Wiederholungen solcher Erscheinungen von Kapitalisten zu sprechen und nicht von Leuten, die Geld haben, dieses verleihen, vermehren usw.
Wir sollten zwar Verfechter der Allgemeinverständlichkeit sein, aber dem nicht zuviel Gewicht beimessen. Es ist einfach absurd, in einer auf Fußball und Konsumwerbung - oder Bürokratie - basierenden Sprache über die Angelegenheiten der Gesellschaftsveränderung zu sprechen. Themen von der Komplexität wie Gesellschaft, Technik, Ökonomie usw bedürfen bei ihrer Diskussion eine Einführung von entsprechenden Begriffen und die Diskussion über dieselben. Andernfalls kann man nicht zu Rande kommen, wir reiben uns auf, gebären Mißverständnisse, mißverstehen.
Man muß deshalb Schritt für Schritt die Grundsprache der neuen Gesellschaft sowie der alten und bestehenden studieren und entfalten. Dann wird man erkennen, daß zur Anwendung derselben ein Arbeiter nicht ungeschickter ist, als ein Wissenschaftler es sein kann. Große Probleme gibt es besonders bei der Diskussion über andere Bewegungen als der eigenen. Da gibt es eigentlich nur Verkennungen und Mißverständnisse und man muß dort, wo es einem der Mühe wert ist, versuchen, diese zu überwinden.
Das Schema ist Prägung durch eine Umgebung, die die Realitäten verniedlicht, beschützende Elternliebe, oder die auf Sensation reduziert, Leistungserziehung, ausgelieferte Kindheit.
Die objektiv begründbaren Begriffe werden mit den entsprechenden Inhalten gefüllt und ergeben in der Gesamtheit die Identität des jeweils Unterbewußten. Bestätigung der Identität, Bestätigung der eigenen Ansichten, ist höchste Lust und die Identität aufzugeben, jeder Irrtum, sind größter Schmerz. Lust wird gesucht und dem Schmerz wird ausgewichen.
Der Konfrontation von Identität, von subjektiver Begriffswelt, mit der Wirklichkeit, der Objektivität, folgt der Überlebenskampf der Identität. Das Unterbewußtsein stellt das Bewußtsein in den Dienst, die Identität des Individuums, die subjektive Begriffswelt des Unterbewußtseins, durch die äußere Wirklichkeit zu untermauern und in der Wirklichkeit zu realisieren. Solches führt einerseits zur Kunst, andererseits zur Kriminalität. Beider Grad ist durch die Intelligenz bestimmt.
Je mehr Intelligenz dem Unterbewußtsein zur Verfügung steht, das subjektive Weltbild durch Kopfstände und Saltos in der objektiven Wirklichkeit zu bestätigen, desto unabhängiger bleibt das Individuum in seinen Handlungen, desto selbstsicherer ist seine Identität. Je weniger Intelligenz, desto mehr Resignation, Passivität, Frustration, Depression muß ertragen werden. Das ist mehrheitlich der Fall. Leben ist nur noch möglich durch in der Masse geborgene Identifizierung. Dafür gibt es immer zwei duale Strukturen, eine anerkannte und eine verfemte.
Dem gegenüber sind erfolgreiche Sublimierungen wie Kunst und Kriminalität immer einsam. Staatskunst und KZ-Schergentum gehaben sich nur als Kunst und Kriminalität, sie sind aber keine persönlichen Leistungen und nehmen die Verantwortung nicht auf sich. Sie sind Ergebnis anerkannter Identifizierungen. Sie machen die Massen nicht zu Künstlern oder Kriminellen, sondern sie zu Mitläufern.
Die Objektwelt entwickelt sich unabhängig von individuellen Vorstellungen. Weder den Ornamentatoren, noch den Oligarchen wird die Wirklichkeit zu Diensten sein. Bestenfalls passen jene sich an, das aber seit Jahrtausenden erfolgreich. All das spielt sich auf einem Meer von Frustration ab. Es wird durch Elternliebe, Elternehrgeiz, Kinderwelt und Waisentum immer vom neuen gefüllt.
Ich sollte mir keinen Gesprächspartner vortäuschen, wo doch nichts als ein Stück Papier ist. Es ist nicht wahr, daß es egal ist, ob einer mit Ohren und Atem zuhört oder das Papier aufnimmt, was mich