Endlich, endlich, endlich habe ich kapiert, worauf es im Leben, nein, nicht nur im Leben, ich habe kapiert, worauf es überhaupt ankommt. Mein Weg zur Erkenntnis war sehr lang – ich habe wirklich versucht, was ich konnte. Mein Bestes habe ich gegeben ... bis ich einsehen musste, daß es das gar nicht war. Es war nicht mein Bestes, was ich gab, es war nicht einmal gut, es war völlig nutzlos! Zum Glück ist es mir jetzt noch, in den vorgerückten Jahren, gelungen, DEN Weg zu finden – den Weg, der schon immer meiner war, obwohl ich ihn sehen wollte, wie er da vor mir lag, in der heiligen Sonne des reinen Geistes.
Man stelle sich vor: Ich dachte doch die ganze Zeit nach, über Dinge, die mich nichts angehen. Ich wollte die Welt verstehen – haha! Ich habe mich mit den Fallgesetzen befasst, mit der Vererbungslehre, mit der Relativitätstheorie, ja, ich entwickelte sogar Gedanken – in eigener Regie – darüber hinaus, ich habe das Bestehen des Universums analysiert und Denkmodelle entworfen, die mir Aufschluss darüber geben sollten, in welchem Zusammenhang ich selbst mit dem Universum stand. Und was ist passiert? Die Wirklichkeit hat mich überholt! Ich wähnte mich sicher in der Unsicherheit und ich gab Kräften einen Freiraum, die kein Mensch wirklich beherrschen kann ...
Ich hatte keine Zeit und natürlich auch kein Geld, um Kinder zu zeugen und großzuziehen. Meine Frau tanzte mir auf der Nase herum und ich war zu dumm, mir eine zweite und dritte zuzulegen, damit sie sich die häuslichen Pflichten in Eintracht und in Sorge um mich und meinen Nachwuchs teilen konnten. Dafür befasste ich mich auf unnütze Weise mit dem Gesetz; ich versuchte herauszufinden, was Recht und was nicht richtig war. Natürlich fielen mir dabei Lücken auf, die, so hoffte ich, eine weise Regierung eines Tages stopfen würde, wenn wir nur alle, wenn ICH eben auch vorlebte, was gut und „in Ordnung“ sei.
Kurioserweise trank ich gelegentlich Alkohol, damit meine Stimmung nicht ins Bodenlose versank, bei all den Sorgen, die ich mir machte. Ich ging auf Partys, hörte Musik, flirtete mit fremden weiblichen Geschöpfen, die mir nicht zugedacht waren, und ich befasste mich sogar mit Kunst! Ich stellte dar, was ich schön fand und ich war dabei hemmungslos. Manchmal bildete ich sogar einen schönen nackten Körper ab, obwohl ich doch hätte wissen sollen, wie unmoralisch das ist. Warum tat ich das alles? Nur weil ich dumm war, oder einfach, weil mir niemand auf die Sprünge half, damit ich sie fand, die eine große Wahrheit, die nichts weiter braucht als eine leidenschaftliche Überzeugung?
Jetzt, nachdem ich endlich die Grenzen zur allumfassenden Vernunft überschritten habe, wird mir deutlich klar, was ich versäumte und auch wie einfach das Leben ist, wenn man es WIRKLICH lebt. Gott ist mein Zeuge, daß ich nun begriffen habe, wohin er mich führen will: in eine Zukunft aus wahrem Glück! Ich werde seinen Auftrag von nun an stolz erfüllen. Meine Frau (meine Frauen) wird (werden) mir gehorchen, meine Kinder werden so zahlreich sein, wie es unser aller Gott für richtig hält. Es steht mir nicht zu, mich da einzumischen! Sie werden groß, stark, weise und gläubig sein – und überall wo sie hinkommen, werden sie Gottes Auftrag erfüllen.
Friede sei mit mir! Ich bin zufrieden! Niemand kann mir mehr etwas anhaben. Ich weiß nun, was Recht und Gesetz ist – ich muss mir um nichts Gedanken machen. Wenn ich einmal etwas nicht weiß, dann frage ich den Ortsgeistlichen, höre ihm zu, wie er zitiert, was ich zu glauben habe, und schon geht es mir ausgezeichnet. Ich brauche nicht einmal mehr gelegentlich Alkohol um fröhlich zu sein. Ich erfreue mich daran, daß alles seinen Gang geht, den kein Mensch mehr verhindern darf oder kann. Ich frage mich nur, warum ich darauf nicht gleich gekommen bin. Es gab doch eine ständig anwachsende Anzahl von guten Beispielen um mich herum. Nun ja, der Mensch ist eben klein, nur Gott ist groß. Und er ist barmherzig – er hat mir schließlich und endlich gezeigt wo's langgeht. Dafür danke ich ihm!