Palast der Winde

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von Olaf Lüken

Soll etwas GROSSES entstehn,
musst du auf die Toilette gehn.

Die Toilette, das Klosett, das Klo, auch WC, Abort, Lokus oder Null-Null genannt. Hier ist ein Ort, auf dem Weltgeschichte entstand und entsteht. Nirgendwo wird das Recht auf ein Einssein mit sich selbst weniger in Frage gestellt. Auf dem stillen Örtchen wurden großartige Dinge erdacht. Vor Jahren entdeckten Wissenschaftler den Abort von Dr. Martin Luther. Die Geschichte machte damals mehr Furore als jener Tintenkleckswurf auf der Wartburg. In seiner Stube soll der Reformator sein Tintenfass gegen seinen Widersacher Mephisto geschleudert haben. Ob der Teufel rechtzeitig in Deckung ging, weiß ich nicht.

Auch der Rapper Marshall Matters will für „Eminem“ die meisten seiner Welthits auf dem stillen Örtchen geschrieben haben. Feinste WC-Arbeit fürs Volk! Blicken wir zurück: In Mesopotamien gab es bereits vor 5000 Jahren gut ausgebaute Abortanlagen. Griechen und Römer kannten bereits die Vorzüge der Wasserspülung. Aber wie bei so vielen Errungenschaften, ging auch diese mit dem Untergang der antiken Reiche verloren.

Im Spätmittelalter erfand der englische Poet John Harrington (1561-1621) das Wasserklosett wieder und gab dazu eine genaue Bauanleitung. Allerdings konnten seine Landsleute, die ihr Geschäft vorwiegend durch Latrinenlöcher verrichteten, mit seiner Neuerung wenig anfangen. So dauerte es weitere zweihundert Jahre, bis die Toilette, wie wir sie heute kennen, ihren Siegeszug antrat. Poet Harrington, der später in den Ritterstand erhoben wurde, vollendete sein literarisches Hauptwerk „A new Discourse of a Stale Subject, called the Metamorphosis of Ajax“ im selben Jahr, als er der Öffentlichkeit seine Wasser-Klosetts vorstellte. Das war 1596. Es mutet an wie eine seltsame Koinzidenz im Leben eines handwerklich begabten Dichters.

Sicherlich wird an dieser Stelle noch viel GROSSES entstehen.

(c) Olaf Lüken (14.04.2021)

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