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Und in einem von den bunten Kästen ist dann auch stets und zu meiner großen Freude eine Portion Rinderhack für mich drin. Darum wühle ich auch immer mit meinen Leuten um die Wette, wenn die Flammen am Baum sind und die bunten Kästen darunter. Ich muß ja nur einmal riechen, um zu wissen, welches mein Karton ist. Und außerdem packe ich für mein Leben gern Sachen aus, ganz gleich, was darin ist! Damals, an diesem ersten Tag, hatte ich natürlich noch nicht die geringste Ahnung von diesen Zusammenhängen. Und ich glaube auch nicht, daß da schon Rinderhack dabei war... Ach, manchmal denke ich, daß ich damals selbst so ein bunter Kasten für die vier Menschen war, nur daß sie mich nicht eingepackt hatten. Aber das wäre wohl auch nicht so ganz einfach gewesen – mit der Henkelhöhle, und überhaupt –. Na ja, ich hatte mir unter dem Sofa so meine Gedanken gemacht und wagte mich dann doch ganz vorsichtig in Richtung der bunten Kartons, die sich nach und nach in einen Haufen bunten Papiers zu verwandeln schienen. Niemand wollte mir ans Fell, und so war am Ende die Neugier größer als die Angst. Da gab es zum Beispiel so unglaublich interessante Kugeln an dem Flammenbaum, die glitzerten wie Sterne. Eine hing besonders tief und auch weit weg von den Flammen, nein, also da konnte ich einfach nicht widerstehen! So schwebte ich dann – für die Menschen nahezu unsichtbar, wie ich hoffte – in Richtung Kugel, um sie sehr vorsichtig mit meiner Pfote zu berühren. Aber dann begann doch plötzlich direkt über mir ein Getöse, daß ich überzeugt war, nun ginge die Welt unter! Bimm – bimm – bimm – bimm – ! Und ein Gerumpel und Geschnaufe dabei, daß ich tatsächlich heute noch nicht weiß, wie ich wieder unter das Sofa gekommen bin. Ich vermute, ein Blitz war eine Schnecke dagegen. Denn offenbar schien sich eine Katastrophe anzubahnen. Das also war der erste meiner Erkundungsgänge, und ihr könnt euch wohl vorstellen, daß mir das Interesse an weiteren gründlich verging. Der Baum mit den Flammen war mir ganz und gar nicht geheuer. Ich habe ihn wohl lange Zeit nur furchtsam angesehen und gedacht, Katze, habe ich gedacht, wenn du da mal aus Versehen zu nahe dran kommst, und dieses Getöse bricht wieder aus ...
Nun, es brach wieder aus! Obwohl ich nicht einmal daran dachte, meinen Platz unter dem Sofa auch nur eine Minute zu verlassen! Also hatte das doch nichts mit mir zu tun. Und bald wurde mir klar, daß es auch nicht der Flammenbaum war, der diesen Höllenlärm machte. Hinter dem Baum stand ein großer Kasten, und wenn der kein Getöse machte, dann war zumindest ein regelmäßiges Ticken zu hören. Und ganz oben, da hatte er so eine Art Gesicht, und da bimmelte es so irrsinnig! Also lautete eine meiner ersten Erfahrungen: Wo es tickt, kann auch plötzlich ein großes Getöse ausbrechen. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war die Tatsache, daß es bei dieser Familie in fast jedem Zimmer tickt! Nun ja, die anderen Kästen sind alle etwas kleiner und auch nicht so laut. Aus einigen hängen unten Ketten heraus, die mal länger und mal kürzer sind. Wenn sie sehr lang sind, dann lohnt es sich, damit zu spielen. Gelegentlich wird der Kasten dann ganz still, und auch das leise Ticken, das alle diese Kästen unentwegt erzeugen, hört auf. Allerdings – auch das lernte ich mit der Zeit – ist das mit Ärger verbunden. Es hat vielleicht auch damit zu tun, daß diese Kästen noch viel wichtiger sind, als das große Pärchen. Gelegentlich bemerke ich, daß einer von den beiden Großen auf einen solchen Kasten schaut, wenn der Krach macht, erschreckt etwas sagt und ganz schnell die Wohnung verläßt. Allerdings, damals, an diesem ersten Abend, ließen sich die vier auch nicht durch das Getöse vom Auswickeln abhalten. Nur ich saß verstört unter dem Sofa. Langsam begriff ich, daß ich wohl in eine andere Welt geraten war. Hier hatte ich es nicht mehr mit Katzen, sondern mit Menschen zu tun – und das ist, wie ich immer wieder aufs neue feststellen mußte, schon ein sehr bemerkenswerter Unterschied, der mit Überraschungen und Fehleinschätzungen verschiedenster Art verbunden ist.
Na ja, nachdem also der Kasten hinter dem Flammenbaum zum zweiten Mal diese schrecklichen Geräusche gemacht hatte, ohne daß größere Auswirkungen auf die Umgebung festzustellen waren, nahm ich dann doch noch allen verbliebenen Mut zusammen und machte mich auf einen Rundgang durch das Zimmer, wobei ich vorsichtshalber immer das Sofa und auch die vier Menschen im Auge behielt. Anregend waren vor allem die neuen Gerüche; ja, das war eine ganz neue Geruchslandschaft, die sich da vor meiner Nase auftat. In der Kommune hatte doch alles mehr oder weniger nach Katzen gerochen, auch unser Mensch. Aber hier... Die Neugier, bestimmt eine meiner bemerkenswertesten Eigenschaften, gewann langsam aber sicher die Oberhand, und ich versuchte, soweit das unter den Umständen möglich war, mein Schicksal wieder in die eigenen Pfoten zu nehmen, denn irgendwie hatte ich doch den Eindruck, daß ich hier längere Zeit bleiben würde. Dieses Gefühl wurde auch durch die Tatsache verstärkt, daß ich mir selbst überlassen blieb. Kein Mohrchen hier und Muschilein da, kein hastiges Suchen und Grapschen und diese ganze Hektik. Nun ja, das war also der erste Tag.
Ach so, ja, also das muß ich euch auch erzählen, das fand ich richtig nett: Das große Weibchen – das hat auch mehrere Namen, meistens Spätzlein, Mami oder Mutter – das ist in dieser Familie ganz offensichtlich für Sauberkeit, Ordnung und Futter zuständig. Das heißt, Futter bekomme ich von den anderen auch schon mal. Aber mit Sauberkeit und Ordnung stehen die auf Kriegsfuß. Also das Spätzlein hat mir noch am ersten Abend gezeigt, wo Freßnapf und Klo sind. In der ganzen Aufregung hatte ich ja noch keinen einzigen Gedanken daran verschwendet; aber als ich dann die vertrauten Näpfe und den Kasten wiedersah, da war die Freude schon groß. Im Freßnapf fand ich natürlich Rinderhack, das hat mir dann auch, trotz der