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das Billet. Ich erfuhr, daß sie über ein beträchtliches Vermögen verfüge, daß ich es teilen dürfe, wenn ich es wolle, namentlich aber, wenn ich es verdiente; ich solle sofort an einen näher bezeichneten Platz gehen, wo mich ein Schiffer erwarte; ich solle mich mit ihm über den Preis für die Ueberfahrt nach Marseille einigen sowie die Maßregeln zur Flucht ergreifen.
Ich eile zu dem Manne, von dem die Rede ist, und ordne alles. Delmas war ein alter Renegat, der Reue hegte, und vor Verlangen brannte, sein Vaterland wiederzusehen und den Türken soviel ihrer Opfer als möglich zu entreißen. »Warten Sie,« sagte er zu mir, »da haben Sie zunächst eine Strickleiter, die Sie zu Ihrer Beschützerin gelangen lassen müssen; fügen Sie dieses Wasser dazu, mit dem Sie durch bloßes Reiben die Gitter durchreißen kann. Ist sie einmal in den Gärten, wo sie, was Sie leicht begreifen werden, erst nachts erscheinen darf, wird sie zu mir auf dem gleichen Wege, den Sie genommen haben, kommen; ich werde sie in meinem Fahrzeug verbergen, in das Sie ebenfalls sich eiligst begeben müssen, sobald das Bagno offen ist.«
Hocherfreut über diese guten Nachrichten, kehrte ich zum Serail zurück. Ich gebe das verabredete Zeichen, auf das eine Antwort erfolgt. Eine Schnur wird herabgelassen; ich befestige die Leiter und die Flüssigkeit, sowie eine kurze Antwort daran, in der ich meiner Zärtlichkeit und meinem Dank, so gut ich dazu imstande war, Ausdruck verlieh. Der Fensterladen wird geschlossen; am Tag nachher wird mir durch ein letztes Billet angezeigt, daß die[238] Ausführung des Projektes auf die nächste Nacht verschoben sei; ich werde aufgefordert, nicht daran zu vergessen, um sicher zu sein, am nächsten Tage in früher Stunde Josephine, ihr Herz und ihre Schätze im Innern von Delmas' Schiff wiederzufinden.
Ich war pünktlich. Ich will Euch nichts von der Szene des Wiederfindens mit Josephine erzählen; sie war zärtlich und vergoß sogar Tränen; ich war mürrisch und verspürte stets jenes Gefühl der Bosheit, das keine Person in meine Hände fallen ließ, bei der mich nicht das lebhafteste Verlangen ergriffen hätte, sie mir untertänig zu machen. Josephine hatte das Alter erreicht, in dem die Züge schärfer hervortreten und ihre Feinheit in Schönheit wandeln; sie war wirklich ein sehr schönes Weib. Während wir darauf warteten, daß die Segel gelichtet würden, tranken wir eine Flasche Syrakuser; indessen erzählte mir das liebe Mädchen ihre Abenteuer.
Der Mann, der sie mir abgekauft hatte, war Friedrich, König von Preußen, der auf den Bericht seines Bruders hin lebhaft die Opferung dieses Geschöpfes gewünscht hatte. Doch war sie so glücklich, der schrecklichen Marter, die ihr drohte, durch die Vermittlung des Kammerdieners zu entrinnen; sie hatte sich noch in derselben Nacht aus Berlin geflüchtet und sich gleich mir in Venedig aufgehalten. Verschiedene galante Abenteuer ermöglichten ihr das Dasein in dieser Stadt, bis ein tunesischer Pirat sie entführte und dem Bey verkaufte, dessen Favoritin sie geworden war. Das, was sie mitbrachte, war indes, obwohl eine recht beträchtliche Summe, höchstens der dritte Teil der Schätze, mit denen sie dieser Despot überhäuft hatte; aber sie konnte nicht mehr wegtragen als im Werte von ungefähr 500.000 Francs. »Nun also,« sagte ich zu Josephine, »damit können wir uns in Marseille niederlassen; wir sind beide jung genug, um auf die Verzinsung dieses Geldes hoffen zu können, das uns dereinst reich machen soll. Meine Hand – fuhr ich heuchlerisch fort – wird bei unserer Ankunft der Lohn deiner Güte sein, wenn es wahr ist, daß du mir das scheußliche Verbrechen, dessen ich mich schuldig gemacht habe, wirklich verzeihen kannst.« Tausend zärtliche Küße waren Josephinens Antwort. Wir waren den Blicken aller entzogen; auf dem Schiffe herrschte noch Ruhe; die süße Empfindung der Freiheit, die Wirkung des genossenen Weines versetzten uns in Feuer, so daß die Säcke, auf welchen wir lagen, uns als Lagerstätte der Wollust dienten. Schon lange hatte ich mich nicht entladen. Da fand ich ein Weib wieder, gegen welche meine ruchlose Phantasie mich schauerliche boshafte Pläne aushecken ließ. Ich schürzte Josephine von hinten; ihre prächtigen Hinterbacken,[239] die wunderbar gut erhalten waren, hatten es mir angetan; ich bearbeitete sie von hinten. »Erhitze mich wieder,« sagte ich ihr, als ich fertig war, »schildere mir genau die Geilheit des Beys. Wie führt er sich gegenüber einer Frau auf?« – »Sein Geschmack ist merkwürdig,« antwortete Josephine, »bevor er ein Weib berührt, muß sie ganz nackt drei volle Stunden platt auf dem Bauche auf einem Teppich liegen. Zwei Lustknaben reiben ihn indeß. Wenn ihr Herr in Erektion ist, heben sie die Frau auf und führen sie ihm zu. Sie verbeugt sich, worauf die Lustknaben ihre Hände und Füße binden. Sodann muß sie sich mit reißender Schnelligkeit solange drehen, bis sie umfällt. Dann wirft er sich auf sie und bearbeitet sie von hinten. Nur so erfreut er sich an Frauen und seine Liebe zu ihnen richtet sich nach der Geschwindigkeit, mit der sie sich drehen. Ich habe ihm nur wegen meiner Geschicklichkeit in dieser Sache gefallen; alle Geschenke, die ich von ihm erhielt, sind Belohnungen dafür.« Erhitzt von diesem Bericht, sodomisierte ich Josephine noch ein zweitesmal und empfand eine Art Wollust, im gleichen Hintern zu stecken, der einen türkischen Kaiser zur Entladung veranlaßt hatte; da trat plötzlich Delmas ein; er verkündete uns, daß er die Segel lichten wolle; in zwei Stunden sei er frei, wir könnten ihn dann an der Kapitänskajüte aufsuchen. Wir fanden uns daselbst ein. Josephine hatte dem Renegaten ihren Plan, mit mir in Marseille ein Handelshaus zu errichten, anvertraut; aus den Antworten des Schiffsherrn entnahm ich rasch, daß er genug Geld besitze, um dritter Kompagnon zu sein. Sofort faßte ich den Plan, meine beiden Wohltäter zu bestehlen und sogar umzubringen; dann wollte ich mich der Schätze und des Schiffes bemächtigen und anstatt nach Marseille nach Livorno steuern, um mich den Verfolgungen zu entziehen. Mit dieser Absicht verdrehte ich die Köpfe von Delmas und Josephine; zugleich bewog ich letztere, sich den Absichten des Renegaten gegenüber nicht zu widerstrebend zu zeigen, um ihm zum Zwecke der Ausführung eines Projektes, das ich nicht ohne Mithilfe ausführen könnte (da ich in dieser Hinsicht mich nicht auskannte), um ihm