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also zu diesem Zwecke Aufklärungen zu entlocken.
Meine Andeutungen hatten den von mir gewünschten Erfolg; schon in der nächsten Nacht schlief Delmas bei Josephine. Das war alles, was ich wollte. Kaum glaube ich sie beisammen, als ich, den Dolch in der Hand, die Schildwache überwältige und soviel Leute der Bemannung als möglich um mich versammle.
»Meine Freunde,« sagte ich zu ihnen, »sehen Sie nur, wie mich dieser Frevler verrät; ich vertraue ihm mein Weib[240] an, da seht, welchen Gebrauch er davon macht.« Damit stürze ich auf das eingeschlafene Paar und will es mit tausend Stichen durchbohren. Aber Delmas erwacht und scheint sich vorgesehen zu haben; er schießt auf mich, verfehlt mich aber. Ich werfe mich auf ihn; ich erdolche ihn samt seiner unwürdigen Beischläferin, so daß sie blutüberströmt da liegen. Sodann steige ich auf das Verdeck und versammle die Mannschaft um mich, um sie aufzuwiegeln.
»Meine Kameraden,« sage ich ihnen, »nur der Greuel, dessen Zeugen die meisten von Euch waren, hat mich zu der Tat bewogen. Ich habe einen Mißetäter gestraft, der es nicht verdiente, Euch zu kommandieren, da er die Entartung und die Schamlosigkeit so weit trieb. Delmas und ich trugen zusammen die Schiffskosten; und obgleich Ihr mich im Sklavengewande sehet, besitze ich doch ein Vermögen, das dem seinen gleichkommt; ich habe also nach ihm die meiste Anwartschaft auf das Schiff. Rechnet auf meine Redlichkeit und meine Talente; ich werde Euch besser führen als er. Die Fahrt wird fast gleich lange dauern; ich will nur einen anderen Bestimmungsort wählen. Pilot, steuern Sie gegen Livorno; meine Handelsbeziehungen veranlassen mich, diesen Hafen dem von Marseille vorzuziehen; was Euch, meine Freunde, betrifft, so wird Eure Löhnung von heute an verdoppelt.«
Diese Rede fand allgemeinen Beifall. Man warf die Leichen ins Meer; ich bemächtigte mich aller ihrer Reichtümer; wir segelten weiter.
»O Geschick!« rief ich, als ich mich wieder beruhigt hatte, »du machst also dein Unrecht gegen mich wieder gut. Sicherlich ist dies die letzte Erschütterung; du wirst mich sowie auch diejenigen, die meine Geschichte kennen, schließlich zur Ueberzeugung bringen, daß du wenn du uns manchmal von Klippe zu Klippe schleuderst, dies nur deshalb tust, damit wir alle Freuden, mit denen du uns im Hafen beschenkst, umsomehr empfinden.«
Nach meiner Berechnung mochte meine Beute, das Schiff, das ich bei meiner Ankunft in Livorno zu verkaufen beschloß, nicht inbegriffen, sich auf ungefähr zwölfhunderttausend Livres belaufen; ich schwamm in Freuden über meinen glänzenden Hoffnungen, als plötzlich die Schildwache die Nachricht brachte, ein Korsarenschiff gehe auf uns los. Da ich die Ueberlegenheit unserer Kräfte erkannte, befahl ich, das Fahrzeug zu entern; ich schwinge mich auf das Verdeck; meine Mannschaft folgt mir. Wir tragen den Tod in die Reihen der Feinde und waten im Blut; den Säbel in der Faust dringe ich in die Kajüte des Kapitäns. Himmel! wen erblicke ich? ... Gerechter Himmel! welch eine Ueberraschung! Es ist Josephine ...[241] Josephine, die ich an Bord meines Schiffes erdolcht zu haben glaubte. Mit einem furchtbaren Hieb schlage ich den Mann, der sie verteidigen will, zu Boden; dann wende ich mich ihr zu und schreie: »Welches unglückselige Geschick bringt deine abscheuliche Person mir stets vor Augen?« – »Zerreiße sie, die dir lästig fällt,« ruft Josephine, ihren Busen öffnend. »Ja, töte mich jetzt rasch. Ich bin schuldig, ich verfolgte dich in der Absicht, dir das Leben zu rauben; du triumphierst, Treuloser, räche dich an mir: höre aber vorher, welches Geschick mich dir wieder vor die Augen bringt, da du dich bereits über meinen Tod gefreut hattest.
Ich kannte dich, Jérome; deine Ränke überraschten mich nicht; ich enthüllte Delmas alles. Da wir unter den Matrosen eine starke Strömung zu deinen Gunsten argwöhnten, zogen wir die List der Gewalt vor. Der Renegat hieß mich nachts in die Schaluppe gehen, die bloß zwei Ruderer lenkten; um deine Pläne besser kennen zu lernen, brachte er die Nacht mit einer der Mägde zu, die du für mich gehalten, und zweifellos mit ihm umgebracht hast, da du jetzt hier den Befehl führst. Ich sollte auf ein kleines Fahrzeug flüchten, das sich in der Nähe befand, welches dem des Delmas ähnelte und ebenfalls von einem Renegaten kommandiert wurde; du hast ihn soeben zu Boden gestreckt, da liegt er. Dieser Kapitän, der durch den Brief, den ich bei mir trug, verständigt wurde, sollte sich den Anschein geben, als ob er Delmas überfiele und ihn besiege; du solltest in Ketten gelegt werden. War es nicht an der Zeit, mich wegen deiner schändlichen Pläne zu rächen? Du hast die Oberhand gewonnen, Jérome; mein Verteidiger ist tot; noch einmal, nimm mir rasch das Leben. Würde der Himmel mir die Uebermacht schenken, du würdest mir nicht entwischen. Du bist ein Undankbarer; ich wünsche nicht weiter die Freundin eines Ungeheuers zu sein.«
Mit meinem Zorn wetteiferten in meiner Seele alle Empfindungen des Ekels und der Wut, die mich schon längst gegen dieses höllische Geschöpf aufgebracht hatten; ich ließ sie in Ketten legen und in den untersten Schiffsraum werfen. Sodann ließ ich das zweite Schiff ins Schlepptau nehmen und fuhr weiter gen Livorno. Aber als ich abends, von meinen Mühen etwas abgemattet, einige Flaschen griechischen Weines trank, erinnerte mich mein infernalischer Penis bald daran, daß ich ihm ein köstliches Opfer darbringen könne. Ich hatte mit einem kleinen Schiffsjungen, den ich sehr gern hatte, soupiert, der mich während meiner ruchlosen Gedanken wichste. Ich ließ das Opfer in meine Kajüte bringen; ich gab sie nacheinander allen Matrosen preis; ich rieb deren Glieder und führte[242] diese abwechselnd in Josephinens Scham und After ein. Sowie einer fertig war, befahl ich ihm, ihr hundert Hiebe mit einem Tau nach seinem Belieben auf Kreuz oder Hinterbacke zu versetzen und ihr Gesicht an seinem Hintern zu reiben. Vierundsechzig Mann taten dies, so daß sie sechstausendvierhundert Peitschenhiebe erhielt. Ich war der einzige, der nicht entladen hatte. Ich rieb mich, während ich Josephine ohnmächtig auf der Erde mitten im Zimmer sah; ich freute mich, sie, die alles für mich aufs Spiel gesetzt hatte und die, wenn sie sich endlich rächte, Grund genug dazu hatte, in diesem Zustande zu sehen. Noch nie hatte mich eine derartige Erregung ergriffen; mein Sperma entlud