Justine oder vom Missgeschick der Tugend - Page 46

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Abscheu empfinde und mich seiner nur zur Wollust und nicht aus Liebe bediene. Die Vorliebe, die ich für einen Popo habe, der Rausch, den ich beim Anblick eines Hintern empfinde, zwingt mich dazu, jedes Wesen zu verehren, das diesen Körperteil wohl ausgebildet hat. Alter und Geschlecht sind dabei Nebensache. Du selbst bildest ja einen lebenden Beweis für meine Behauptung, Rombeau, denn die göttliche Form deines Popos verleitet mich dazu, dich von Zeit zu Zeit von hinten zu bearbeiten. Das ist Wollust, aber niemals Liebe. Dieses schlappe Gefühl herrschte niemals in meinem Herzen. Es gibt nur etwas, daß mich wahrhaftig befriedigen kann, und das ist der Mord. Ich muß gestehen, das ist der letzte Genuß, den uns der Gegenstand unserer Wollust bieten kann, es ist aber auch der beste. Meine Tochter dient mir jetzt sieben Jahre lang zur Befriedigung, und es ist Zeit, daß sie das Ende meiner Leidenschaft mit dem ihres Lebens bezahlt.« ... Bei diesen Worten zog Rodin sein steifes Glied heraus und gab es Rombeau in die Hand, der alsbald mit dem seinen und Rodins ähnlich verfuhr. »Es scheint mir, als wären wir jetzt in dem: richtigen Zustand, unsere Absichten auszuführen. Wir haben beide kolossale Ständer,« sagte Rodin. »Steh doch auf, damit ich deinen Hintern anfassen kann, denn von ihm habe ich nie genug.« Der geile Bock zog bei diesen Worten seinem Freunde die Hosen ab und tastete und schlug und biß während einer Viertelstunde die zutage tretenden Arschbacken. Rombeau antwortete darauf und nun stellten sich die zwei Ekel derart auf, daß einer dem andern das Glied kitzeln und dabei das Arschloch lecken konnte. Rodin konnte sich nicht länger halten. Er beugte seinen Kameraden über ein Sopha, steckte ihm das Glied bis zu den Hoden in den Hintern hinein und rieb ihm dabei die Rute mit allen zehn Fingern.

»Wenn du so sicher wärest, nicht zu entladen, wie ich es bin (denn wir müssen unsere Kräfte für später aufsparen) würde ich nach jemandem schicken, der dich tüchtig aufregt und wir könnten dann in einer Stunde nach unserem Opfer schauen.« – »Du kannst dich auf mich verlassen,« antwortete Rombeau, »es gibt niemanden in der Welt, der besser seinen Samen beherrscht.« – »Gut, wen willst du haben?« – »Knaben,« antwortete Rombeau,[106] und Rodin zog sein Glied heraus, klingelte und gab Martha seine Befehle.

Justine glaubte, nicht länger verweilen zu dürfen. Sie hatte so lange gezögert, um über das Schicksal Rosalies außer Zweifel zu sein. Jetzt handelte es sich bloß noch darum, ihr zu Hilfe zu kommen. Unsere Heldin eilte davon, entschlossen, ihre Freundin zu befreien oder selbst dabei umzukommen.

»Unglückliche!« rief sie aus, »wir haben keinen Augenblick zu verlieren ... Die Ungeheuer! ... Du hattest nur zu sehr Recht.« Bei diesen hastig hervorgestoßenen Worten drückte sie so gut sie konnte, gegen die Türe. Dabei fiel etwas zu Boden, und als sie die Hand danach ausstreckte, fand sie, daß es der Schlüssel war. Hastig öffnete sie, die Freundinnen fielen sich in die Arme und Justine drängte zum raschen Aufbruch. Allein Rosalie wollte ihrer Freundin noch die ganze Scheußlichkeit ihres den Leichnam Delues bergenden Kerkers zeigen und diese unglückliche Verzögerung brachte sie um den Erfolg. Die Zeit verging und ... Gerechter Gott! Da war auch schon Rodin und Rombeau, von der Erzieherin geführt und in einem Zustand, der deutlich die Art ihrer Vergnügungen erraten ließ, die sie gerade genossen hatten. Rodin ergriff seine Tochter gerade in dem Augenblick, als sie die Schwelle überschritt, die sie in die Freiheit geführt hätte.

»Wohin gehst du?« rief der rasende Rodin aus, indem er Rosalie ergriff und Rombeau sich gleichzeitig Justines bemächtigte. »Ah!« fuhr er gegen diese gewandt fort, »diese Hure hilft dir bei deiner Flucht? ... Verbrecherin! Also das sind Ihre tugendhaften Grundsätze? Einen Vater seine Tochter entführen? Und ist das der Dank für meine Güte, daß ich dich damals nicht erdolchte, als ich meine Tochter durch deine Bemühungen zu Füßen eines Priesters sitzen sah?« – »Ich mußte so handeln, wie ich getan habe,« erwiderte Justine in festem Tone. »Wenn ein Vater so grausam ist, seine Tochter ermorden zu wollen, muß man alles benützen, um ein solches Verbrechen zu verhüten.« – »Gut,« sagte Rodin, »also Spioniererei und Verführung: die zwei gefährlichsten Laster bei einem Dienstboten. Gehen wir hinauf, wir müssen über diese Geschichte zu Gericht sitzen.«

Die beiden Verbrecher schleiften bei diesen Worten Rosalie und Justine ins Innere des Hauses zurück. Célestine erwartete sie ganz nackt und empfing sie mit fürchterlichen Flüchen. Martha schloß sorgfältig alle Türen und nun bereitete sich eine unendlich grausame Szene vor.

»Wir wollen ein wenig trinken,« sagte Rodin, »ich habe es nicht gerne, mit unbefangenem Kopfe an eine solche Arbeit zu schreiten.« Die Tafel war noch gedeckt und so brauchte man bloß die Pfropfen springen lassen. Sechs Flaschen des besten Champagners wurden innerhalb einer Viertelstunde hinuntergegossen. »Noch sechs her,« sagte Rodin zu seiner Schwester, »wir werden[107] sie bei der Arbeit hinuntergießen. Ah, Fräulein Justine,« sagte der Verbrecher, indem er sich dem weinenden Mädchen, das sein Schicksal voraussah, näherte. »So locken Sie also die Tochter von ihrem Vater weg, Sie, die die Vestalin so gut spielen ... Würdest du glauben, Rombeau, daß ich alles nur Mögliche getan habe, um dieses Mädchen dranzukriegen und daß es mir nie gelang? Aber jetzt haben wir sie, und ich rate ihr nicht, uns jetzt entschlüpfen zu wollen. Und Sie, kleine Hure,« fuhr er fort, indem er seine Tochter an sich preßte und ihr eine Ohrfeige gab, »Sie lassen sich von dieser Schurkin verführen? ... Wir müssen sie Beide secieren, Rombeau an meiner Tochter werden wir den Versuch mit der Jungfernhaut und an Justine den bezüglich des Herzschlages machen.« – »Mit diesem Hühnchen da mache ich, was man von mir verlangt,« sagte der halb betrunkene Rombeau und preßte grausam die Brüste Justines zusammen. »Die Hure erhitzt mir schon seit langem das Gehirn und seit ich sie kenne, habe ich mir schon zwei oder drei Nummern in Gedanken an sie heruntergewichst,« Unsere beiden armen Kinder standen bald in einem Zustand vollständiger Nacktheit da. Aber da man Rosalie bereits kannte, richteten sich die Blicke

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Veröffentlicht / Quelle: 
Marquis de Sade: Die Geschichte der Justine. 1906
Prosa in Kategorie: 
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