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das Ungeheuer, »dieser belastende Buchstabe wird uns rechtfertigen, daß wir sie so rasch und geheimnisvoll weggeschickt haben.« – »Gut,« sagte Rodin, »wir sind aber wieder geil, wir müssen uns vorher noch an ihr befriedigen. Begehen wir noch zuguterletzt einige Greueltaten.« Ein ungeheures Rutenbündel fiel dabei dem Barbaren in die Hände, der folgendermaßen fortfuhr: »Du nimmst sie auf deine Schultern, denn ich will sie auf deinem Rücken auspeitschen. Von Zeit zu Zeit will ich die Schläge auch auf deine Arschbacken fallen lassen. Meine Schwester soll dich währenddessen lecken und Martha wird mir die Schläge zurückgeben, die ich an Euch Beide verschwende. Die Qualen Justines sollen durch einen Arschfick[112] endigen.« Man begann. Rodin schonte nichts und bald rannen Blutstropfen vom Popo unserer Heldin und denen Rombeaus herab, was in ihm einen unsagbaren Kitzel verursachte. »Jetzt komme ich daran,« sagte dieser Schuft, »aber ich will, daß sie anders aufgestellt sei. Ich will ihre Scheide auspeitschen, ihre Schenkel, ihren Bauch, mit einem Wort ihren ganzen verabscheuten Vorderteil.« – »O, Teufel, warum ist mir dieser Gedanke nicht gekommen? Ich bin ganz verzweifelt darüber, daß er mir nicht zuerst einfiel!« Diese neue Schandtat wurde ausgeführt und der ganze Vorderteil unserer Heldin wurde, ebenso wie Rodins Hinten, grausam zerfleischt, während Martha ihm das Glied leckte. Justine wurde nunmehr auf ein Sopha gelegt und die beiden Freunde verspritzten in ihren Popo die letzten Zeugen ihrer Geilheit, während sie von Martha und Célestine ausgepeitscht wurden. Jetzt wandte Rosalie ihre sterbenden Augen Justine zu und hauchte ihre Seele aus. Die Ungeheuer stürzten auf den Leichnam hin, betrachteten ihn noch einmal, griffen ihn noch einmal ab und der grausame Rodin biss wollüstig in das noch zuckende Fleisch hinein. Schließlich wird der Leichnam im Garten in ein Loch verscharrt, neben dem sicherlich zahlreiche andere Opfer der verbrecherischen Leidenschaften Rodins ruhten. Justine kleidete man wieder an, führte sie an den Rand des Waldes zurück und überließ sie ihrem bösen Stern, nachdem man ihr die Gefahren vorgehalten hatte, denen sie ausgesetzt wäre, wenn sie in ihrem jetzigen Zustand ihre Peiniger beschuldigen würde.
Ende des ersten Bandes.
Zweiter Band.
Ein anderes Wesen als die zitternde Justine hätte sich wenig um diese Drohung geschert; sobald es ihr möglich war, zu beweisen, daß, was sie erduldet, über sie von keinem Gerichte verhängt worden war, was hatte sie zu fürchten? Aber ihre Schwäche, ihre natürliche Furchtsamkeit, alles dies betäubte sie, erschreckte sie. Sie dachte nur mehr an Flucht. Außer dieser beschämenden Marke, einigen Spuren der Rute, welche Dank der Reinheit ihres Blutes bald verschwinden würden, und einiger sodomitischer Angriffe, welche, von gewöhnlichen Gliedern ausgeführt, sie nicht verunstalteten, hatte unsere Heldin, als sie achtzehn Jahre alt, von Rodin fortging, nichts verloren, weder von ihrer Tugend, noch Von ihrer Frische, noch von ihren Kräften. Sie trat in jenes Alter, wo die Natur eine letzte Anstrengung zu machen scheint, um die zu verschönern, welche ihre Hand für die Lust der Männer bestimmt hat. Ihre Taille hatte bessere Formen, ihre Haare waren dichter und länger und ihre Haut frischer und appetitlicher. Ihr Busen, geschont von diesen Leuten, welche für diesen Körperteil wenig Interesse hatten, war wohlgeformter und runder. Sie war ein entzückendes Wesen, wohlgeeignet, bei einem Wüstling die heftigsten, außergewöhnlichsten und schamlosesten Begierden zu erregen.
So machte sich Justine, mehr aufgeregt und bekümmert als körperlich mißhandelt, denselben Abend auf den Weg. Aber ohne Führer und da sie niemanden fragte, kam sie immer wieder um Paris herum. Am vierten Tage ihrer Reise war sie erst nach Lieursaint gekommen. Da sie wußte, daß diese Straße sie nach dem Süden führte, beschloß sie, ihr zu folgen und so diese entlegenen Länder zu erreichen, überzeugt, daß sie nur an den Grenzen Frankreichs den Frieden und die Ruhe erlangen würde. Welcher Irrtum! Wie viel Kummer stand ihr noch bevor!
Was sie auch immer bist jetzt ausgestanden, ihre Tugend wenigstens war ihr geblieben; einzig das Opfer zweier oder dreier Wüstlinge, konnte sie sich, da es entgegen ihrem Willen geschehen, noch immer unter die anständigen Mädchen zählen; sie hatte sich nichts vorzuwerfen, ihr Herz war rein, sie war darauf stolz: und dafür erreichte sie die Strafe. Sie trug ihr ganzes Vermögen bei sich, ungefähr fünfhundert Francs, ihr Verdienst bei Bressac und bei Rodin. Sie war froh, wenigstens dies sich noch gerettet zu haben und hoffte, mit Sparsamkeit und Einfachheit so lange auszulangen,[117] bis sie eine Stelle gefunden; die schreckliche Marke war nicht zu sehen, sie hoffte, sie immer verbergen zu können, und trotzdem ihr Brod zu verdienen. Voll Hoffnung und Mut verfolgte sie ihre Straße bis Sens, wo sie sich einige Tage ausruhte. Vielleicht hätte sie in dieser Stadt etwas Passendes gefunden, aber gezwungen, sich möglichst zu entfernen, machte sie sich wieder auf den Weg, um in der Dauphiné ihr Glück zu versuchen. Sie hatte viel von diesem Land sprechen gehört und glaubte dort ihr Glück zu finden. Wir werden sehen, was für eines ihr aufgespart war.
Am Abend des ersten Tages, sechs oder sieben. Meilen von Sens, ging Justine ein wenig abseits des Weges und setzte sich einen Moment an den Rand eines großen Teiches, dessen Umgebung ihr Schatten zu spenden schien. Die Nacht begann ihre Schleier zu senken und unsere Heldin, die wußte, daß sie nur mehr eine kleine Strecke zu ihrem Nachtquartier hatte, beeilte sich nicht, die süße Einsamkeit ihres Nachdenkens zu unterbrechen, als sie plötzlich zehn Schritte von ihr einen größeren Gegenstand ins Wasser fallen hörte. Sie wendete ihre Augen und bemerkte, daß dieser Gegenstand mitten unter dichtem Gestrüpp lag, zu dessen Fuß die Wasser des Teiches fluteten; weder sie noch der Täter konnten sich sehen. Ihre erste Bewegung war, zu dem sinkenden Gegenstand; sie bemerkte, daß er nicht sofort sank, sondern langsam, und glaubte Schreie zu hören; überzeugt, daß sich in dieser Art Korb ein lebendes Wesen befinde, folgt sie dem Triebe der Natur. Ohne Rücksicht auf die Gefahr, stürzt sie sich in den Teich und es gelingt ihr, ohne den Boden zu verlieren, den Gegenstand, den der Wind zu ihr hintreibt, zu erfassen. Sie kehrt ans Ufer zurück und zieht die kostbare Last nach; eilig packt sie aus. Großer