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gewachsen ist.« Viktorine betastete sie, schleckte sie und schien sehr zufrieden.[151] »Sie ist weiß und sehr gut gewachsen,« sagte sie, »sie muß wie ein Engel entladen. Auf Wiedersehen, ich muß frühstücken, alles andere heute abends.« – »Madame,« sagte ehrfurchtsvoll Omphale, »meine Kameradin will sich nicht zurückziehen, ohne daß ihr die Ehre widerfahren ist, welche allen Novizen zuteil wird.« – »Ah, sie will meinen Arsch küssen?« sagte die schamlose Kreatur. – »Und das übrige, Madame?« – »Also vorwärts!« Und dabei entblößt sich die Vettel zuerst vorne bis über die Lenden und zeigt Justine die scheußlichste Kloake, an welcher noch der Samen von der verflossenen Nacht klebte. »Zunge!« befahl das Scheusal, und das arme Mädchen mußte widerstrebenden Herzens ihr zu willen zu sein. Dann hob sie sich rückwärts auf und auf ein Zeichen von Omphale küßte sie ihr die Arschbacken und das Arschloch und bohrte, fast ohnmächtig, auf den ungestümen Befehl Viktorinens auch in diese Mistgrube ihre rosige Zunge. Endlich war diese scheußliche Prozedur vorüber und die beiden Mädchen kehren in die Zelle Justinens zurück. Hier gab nun Omphale ihrer Kameradin alle Einzelheiten: »Vor allem, liebe Freundin, wirst du sehen, daß alle Zellen, sowohl die der Knaben als die der Mädchen gleich einfach und elegant eingerichtet sind. Die Fenster sind so hoch, daß man nicht hinauflangt, und dreifach vergittert. Drei Eisentüren schließen das Serail vom Festsaal ab.« – »Warum,« fragte Justine, »findet man nicht über allen Türen Namen?« – »Die Namen der Todten werden sofort ausgelöscht. Heute fehlen zwei und darum zwei leere Tafeln.« – »Was ist denn mit ihnen geschehen?« fragte Justine. – »Erinnerst du dich nicht an die unglückliche Schwangere von gestern abends und außerdem fehlt noch eine in der jüngsten Klasse. Aber Geduld, Justine, und gehen wir der Reihe nach vor. Gehen wir zuerst in den Speisesaal, wo unsere Genossinnen zum Frühstück versammelt sind.« Sie treten ein und Justine wird von achtundzwanzig Mädchen umringt, wie man sie in Europa nicht schöner zusammenfinden kann. In der Klasse der Jungfrauen fiel Justine ein zehnjähriges Mädchen auf, schön wie der Liebesgott, ebenso war unter den Vestalinnen ein siebzehnjähriges Mädchen, die mit ihrem schönen zarten Gesicht, ihrer süßen, melodischen Sprache wie eine Romanfigur anmutete. Unter der Sodomistenklasse befand sich eine, deren herrliche Augen, prachtvolles dunkles Haar und Formen wie aus Marmor gemeißelt, mit einer Venus konkurrieren konnten. Es wäre aber unmöglich, alle die Schönheit zu beschreiben, von der Justine geblendet wurde. Ein weniger eitles Mädchen wie Justine wäre aber auch von dem Lob geschmeichelt worden, mit dem man sie überhäufte. Hierauf zogen sich die beiden Freundinnen in die Zelle zurück und der Unterricht Justinens begann. »Vor allem muß ich dir, Justine, dieses entsetzliche Haus beschreiben; du kennst die Kirche und das Kloster, aber du hast keine Ahnung, wie unsere Behausung gelegen; leider nur zu richtig hat dir Severino gesagt, daß eine Flucht unmöglich ist. Am Ende der[152] Sakristei befindet sich eine Tür, welche in einen finsteren Gang führt, was du vielleicht in deinem Schrecken übersehen hast. Zuerst geht der Gang in die Tiefe, weil er unter einem Graben von dreißig Fuß durch muß, dann steigt er wieder, und so gelangt man in unseren Pavillon nach ungefähr zweihundert Klaftern. Sechs Mauern aus Dornen und Stechpalmen von drei Fuß Dicke verhindern, daß man unsere Wohnung nicht einmal von der Spitze des Kirchturms sehen kann. Der Pavillon ist nämlich nur fünfzig Fuß hoch, die Hecken aber sechzig. Der Pavillon ist mit einem Bleidach bedeckt, auf welches verschiedene immergrünende Bäume so gepflanzt sind, daß sie mit den Hecken einen Wald zu bilden scheinen. Im Souterrain des Pavillons ist ein großer Salon und zwölf Zimmer. Sechs davon dienen als Zellen, die sechs anderen als Kerkerzellen. Letztere sind fast niemals leer. Der Aufenthalt dort ist schrecklich, sie sind feucht und gänzlich kalt, und man wird ganz nackt bei Wasser und Brot eingesperrt; nicht die leichteste Decke, nicht einmal ein Geschirr für die Notdurft bekommt man mit. Sucht man eine Ecke auf, so wird man geprügelt und gezwungen, mitten im Zimmer zu entleeren.« – »Welche ausgesuchte Barbarei und Schmutz!« – »Oft wird man auch angekettet und gleichzeitig werden Ratten, Skorpione, Schlangen und Salamander hineingelassen. Einige von uns sind schon nach acht Tagen darin gestorben. Oft bleibt man ganze Monate darin, das wenigste ist fünf Tage. Oberhalb des Souterrains befindet sich der Speisesaal, wo die Orgien gefeiert werden. Daran schließen sich sechs Boudoirs, wo sich jeder Mönch mit seinem Opfer einschließen kann; diese Zimmer enthalten alles, was die Fantasie der Wollust und der Grausamkeit bieten kann. Zwei weitere Kabinette dienen zu geheimen Zwecken; niemals hat einer von uns sie betreten. Zwei weitere dienen für die Provisionen, eines ist Küche, eines Dienerzimmer. Zwölf Zimmer sind im ersten Stock, sechs davon gehören den Mönchen. In den sechs anderen ist die Dienerschaft untergebracht; dieselbe ist mit Ausnahme des Koches und des Arztes taubstumm. Die Mönche schlafen jede Nacht hier, sie kommen um fünf Uhr und um neun Uhr gehen sie ins Kloster zurück, mit Ausnahme eines, welcher der Tagesregent heißt. Ich werde dir auch seine Tätigkeit beschreiben. Die Mönche bringen selbst die notwendigen Lebensmittel, Wein liegt im Keller und ebenso befindet sich dort ein großartiger Brunnen. Unsere Zahl ist immer mit dreißig festgesetzt; jede Klasse hat ihr Kleid, frisieren müssen wir uns selbst und jeden dritten Monat bekommen wir dazu ein Modell. Die Gewalt der Direktorin ist unbeschränkt. Bevor wir zu den Orgien gehen, müssen wir uns von ihr untersuchen lassen, ob wir auch in dem geforderten Zustand sind. Sonst werden wir sofort schrecklich gestraft.« – »Das verstehe ich nicht,« sagte Justine. – »Jeden Morgen,« antwortete Omphale, »bekommt Viktorine die Liste der zum Souper befohlenen Mädchen; bei jedem Namen befindet sich eine Bemerkung über den gewünschten Zustand, ungefähr folgendermaßen:[153]
Julie darf sich nicht waschen ... Rose muß scheißen können ... Adelaide fartzen ... Alfonse muß einen dreckigen Arsch haben u.s.w. Wird der geforderte Zustand bei dir nicht gefunden, so straft dich Viktorine sofort.« – »Welche Scheußlichkeit, aber ich bitte dich, fahre fort.« – »Es gibt verschiedene Strafen,« sagte Omphale, »für die verschiedenen Fehler; der Tagesregent,