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blieb war der Schutz den sie Beta hätte geben können, falls die Dame vom Service eine Waffe zog.
„Das duftet lecker. Ich denke die warme Suppe tut uns jetzt gut.“
„Guten Appetit Gamma.“
Gamma legt sich die gestärkte Serviette auf den Schoß und wünschte ihrem Partner auch einen guten Appetit.
„Noch vierzehn Minuten. Bin gespannt, ob wir dann im Dunklen sitzen.“
Beide lassen gleichzeitig ihren Löffel fallen und springen auf. Gamma eilt zum Schlafzimmer und Beta quer durchs Wohnzimmer zu seiner Waffe im Bad.
Jeder zog die Taschenlampe von seiner Pistole.
Gamma knipst sie kurz an. Alles okay.
Auf dem Weg zurück zum Esstisch begegnen sich ihre Blicke. Beta muss Schmunzeln, während Gamma einen Hauch von einem Lächeln andeutet.
Während sie ihre Suppe weiter genossen erklärt Beta, dass er sich wie am Silvesterabend fühlt. „Wir könnten laut die Minuten zählen und um zwölf Uhr dann die Sektflasche in der Bar knallen lassen.“ Der Gedanke gefällt ihm.
„Nein. In der Bar sind nur Piccolos und die haben einen Schraubverschluss.“ Die Agentin sagt es ohne eine Melodie in der Stimme.
„Dann müssen wir halt einen Schuss abgeben.“
„Verboten und zu gefährlich“, wieder ohne Melodie.
Der Gentleman nimmt den letzten Löffel Suppe und putz sich mit der Serviette den Mund ab. Locker zusammen gefaltet legt er sie neben die Terrine.
„Dann lass uns laut zählen. Irgendetwas sollten wir bei diesem Pseudo-Silvester schon machen.“ In seiner Stimme klingt Freude wie bei einem Kind durch.
„Mike“, ihr Tonfall ist sehr ernst. „Meine Eltern sind am Silvesterabend vor vierundzwanzig Jahren tödlich verunglückt. Mir ist nicht zum Lachen und nicht danach, jetzt ein Pseudo-Silvester zu feiern.“
Der Agent sitzt mit geschlossenen Mund und angespannter Stirn am Tisch. „Entschuldige mich bitte. Hätte ich es gewusst, hätte ich die Späße nicht gemacht.“
„Das konntest du nicht wissen.“
„Dann ist das natürlich keine Feier. Die Menschen in diesem Land werden gleich auch nicht feiern. Vielleicht werden manche sogar von Panik ergriffen. Und manch ein Unfall wird wahrscheinlich auch geschehen. Kollateralschäden eben.“
Beta sagt es traurig.
„Noch acht Minuten. Wobei sicher nicht in acht Minuten alles dunkel sein wird. Wahrscheinlich hat auch das Hotel einen Notstromaggregat. Nur, wie lange liefert der Strom.“ Seine Bassstimme klingt mitfühlend. „Wir haben bei der Planung versucht, so wenig Schäden wie möglich zu verursachen. Deshalb die Aktion auch an einem Donnerstag um Mitternacht. Tagsüber wäre sicher viel mehr passiert.“
Gamma steht auf und nimmt ihre Taschenlampe vom Beistelltisch. „Wo stellen wir die hin, damit der Raum möglichst gut ausgeleuchtet ist?“
Beta steht auf und nimmt seine Lampe. Beide stellen ihre eingeschaltete Lichtquelle auf verschiedenen Möbel. Gamma geht zu den Lichtschaltern und verdunkelt die Suite. Sie versucht zwei, drei Postionen. „So ist es am Besten. Wir sehen genug.“
„Okay. Lass es so. Ich will wissen, wann alles dunkel wird.“
Der Agent setzt sich auf die Couch. Gegen das Rückenteil gelehnt und die Hände hinter seinem Kopf verschränkt, guckt er zu den Vorhängen.
Die Piloten setzt sich ans andere Ende der Couch. Sie überschlägt ihre langen Beine und lässt sich gegen das Rückenteil fallen.
Es ist Still wie in einem leeren Zimmer. Beide gucken gegen die Vorhänge.
„Noch drei Minuten“, bemerkt Beta ohne Emotionen. Er steht auf und geht zum Vorhang. Ganz an der Seite schiebt er den Vorhang einen kleinen Spalt zur Seite.
„Noch zwei Minuten.“ zählt Gamma.
„Die Straßenbeleuchtung ist an und gegenüber auch ein Werbeschild. Es ist kein Verkehr. Im Haus an der Seite ist ein Zimmer beleuchtet. Die haben dort bestimmt keinen Notstromaggregat.“
Die Agentin steht auf und schaltet die Taschenlampen an. „Die müssen wir jetzt an lassen. Es wird sicher keine Warnung geben, bevor es stockfinster wird“, erklärte sie.
Beta guckt abwechselnd auf seine Armbanduhr und zu dem hellen Fenster.
0.00 Uhr
„Jetzt.“ Er sagt es mehr zu sich selber als zu Gamma.
„Das Licht in der Wohnung bleibt an. Und die Straßenbeleuchtung auch.“
„Warte eine Minute. Vielleicht schaltet irgendetwas um oder die haben eine Sicherheitsreserve.“
„Die Minute ist um. Es tut sich nichts.“ Seine Stimme ist lauter. Mit leicht zusammen gekniffenen Augen versucht Beta irgendwo in der Ferne eine Lichtquelle zu finden. Erfolglos.
„Es hat nicht geflimmert oder irgendetwas anderes, was hier auf das Umschalten auf einen Notstromaggregat hindeutet.“
Die Agentin sitzt bequem auf der Couch. Ihre Schuld wäre es nicht, wenn der Einsatz missglückt wäre, geht es ihr durch den Kopf.
Beta nimmt sein Smartphone und ruft Omega an. Es dauert, bis der Kollege sich meldet.
„Ja bitte.“
„Beta hier. Wie sieht es bei euch aus?“
„Hell. Scheiße hell.“
„Merde!“ schreit er fast ins Telefon. „Bei uns auch. Seht ihr viel von der Umgebung?“
„Wir fahren gerade durch ein Industriegebiet. Aber an der geringen Beleuchtung hat sich nichts geändert. Auch kein Flackern.“
„Merde!“ Diesmal schreit er es wirklich.
„Eh, geht’s auch leiser!?“
„Sorry. Ich telefonier weiter. Informiere mich bitte.“
„Wird gemacht.“
Gamma hat sich aufgerichtet und starrt ihn mit großen Augen an.
„Merde!. Alles hell.“
„Soll ich auch irgendwo anrufen?“
„Ja. Ich schreibe dir eben eine Nummern auf.“
Beta gibt ihr einen kleinen vollgekritzelten Zettel.
„Das musst du mir noch entziffern.“
„Nerv mich jetzt nicht. Das sind doch nur Zahlen.“ Der Agent hat schon die nächste Nummer eingetippt.
Es dauert für ihn eine gefühlte Ewigkeit, bis die Verbindung steht.
„Ja bitte.“
„Beta hier. Wie sieht es bei euch aus?“
„Hier ist ein totales Durcheinander. Alle Lichter flackern oder gehen an und wieder aus. Alarmanlagen heulen. Polizei und Feuerwehr rasen durch die Straßen. Ziemliches Chaos.“
Puh. Der Agent lehnt sich an die Wand. „Wie sieht es auf den Straßen aus?“
„Ein Teil der Straßenbeleuchtung ist aus, ein anderer Teil an. Die Ampeln zeigen nur blinkendes Gelblicht. In den Häuser gehen auch Lichter an und wieder aus. Und vor allem die hunderte Alarmanlagen machen einen folternden Ton.“
Beta atmet aus. „Okay. Danke für die Info. Macht weiter wie geplant.“
„In Sektion Drei herrscht das Chaos. Mal an mal aus. Alarmanlagen heulen, Polizei und Feuerwehr rasen durch die Stadt. Alles scheint im Chaos zu versinken“, berichtet er Gamma.
„Und warum bei uns nicht? “
„Die Ursache für die Stromausfälle in einigen Departements werden auf umgekippte und eingeknickte Strommasten zurück geführt. Der Regierungssprecher wird um Null Uhr dreißig eine Erklärung zu den regionalen Stromausfällen geben. Die Bewohner dieser Regionen werden gebeten Ruhe zu bewahren. Es wird daran gearbeitet die Stromversorgung so schnell wie möglich wieder