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das eben Gesagte wurde von Sylvester Punkt für Punkt ausgeführt; nach diesen Vorbereitungen legte er Aurore und Justine die eine auf die andere und bearbeitete sie beide mehrere Augenblicke von vorne. Er prackte ihre Hinterbacken, ohrfeigte sie, befahl ihnen, seinen Hintern[255] anzubeten und diesen zum Zeichen der ehrerbietigsten Huldigung zu lecken; nachdem er in der Erwartung des Kindermordes in höchstes Entzücken geraten war, stieg er in den Keller hinab, gestützt auf die beiden Mädchen, die diesen Abend – so verlangte es der Brauch – neben ihm die Funktionen von Gardedamen erfüllen mußten.
Alle waren schon versammelt, Sylvester kam als letzter. Die beiden Opfer, in Trauer gekleidet, am Kopfe Zypressenlaub tragend, waren nebeneinander auf einen Schemel in der Höhe des Tisches an einem seiner Enden gestellt worden. Octavie bot ihre Vorderansicht, Mariette zeigte ihren Rücken; ihre Kleider waren hochgeschürzt und ließen den Unterleib nackt. Die Frauen waren in einer Reihe, die beiden Männergruppen in zwei anderen aufgestellt; die Mönche standen in der Mitte, während die drei Aufseherinnen die Opfer umringten. Sylvester wurde mit der Rede betraut, bestieg eine Tribüne gegenüber dem Schemel und begann also:
»Wenn es etwas Heiliges in der Natur gibt, so ist es sicherlich, meine Freunde, das unwandelbare Recht, über seinesgleichen verfügen zu dürfen, das sie dem Menschen gewährt. Der Mord ist das oberste Gesetz dieser Natur, der die Toren verständnislos gegenüberstehen. Durch den Mord tritt sie täglich in die Rechte ein, die ihr die Fortpflanzung raubt; ohne die privaten und politischen Morde wäre die Welt so voll, daß es nicht mehr möglich wäre, sie zu bewohnen. Aber, sicherlich, wenn es eine Gelegenheit gibt, wo der Mord ein köstlicher Genuß ist, so zweifellos in dem vorliegenden Falle. Gibt es tatsächlich ein herrlicheres Vergnügen, als sich einer Frau zu entledigen, an der man sich lange ergötzt hat? Welch göttliche Art, seinen Lüsten zu fröhnen! Welch eine Huldigung an die Uebersättigung! Sehen Sie diesen Hintern – fuhr der Redner, auf Mariette weisend, fort – der uns so lange ergötzt hat; sehen Sie diese Scham (er deutete auf Octavie), die, obgleich noch nicht so lang im Gebrauch, nichtsdestoweniger unser aller Gliede gesättigt hat! Ist es nicht an der Zeit, daß so abscheuliche Gegenstände endlich in den Schoß des Nichts eingehen, aus dem sie nur uns zum Genusse emporsteigen durften? O meine Freunde! Welch ein Vergnügen! in wenigen Stunden wird die Erde dieses fluchwürdige Fleisch bedecken; es wird nicht mehr unsere Wollust verleiden ... es wird nicht mehr unser Auge empören ... In wenigen Stunden haben diese Elenden aufgehört zu leben; kaum eine schwache Erinnerung an ihr Dasein wird uns bleiben; wir werden nur ihre Martern im Gedächtnis bewahren. Die eine, Octavie, schön, sanft, schüchtern, tugendhaft, sittsam und gefühlvoll, besaß[256] den denkbar schönsten Körper. Aber sie war wenig liebenswürdig; nie verließ sie ihr natürlicher Stolz; Sie erinnern sich, daß Sie sehr oft genötigt waren, ihr alle die verschiedenen Strafen, die sie sich nach dem Reglement für die von ihr begangenen Vergehen zugezogen hat, aufzuerlegen. Nie vermochte sie ihren tiefen Abscheu vor Ihren Sitten, ihre Abneigung gegen Ihre heiligen Bräuche, ihren Haß gegen Ihre verehrungswürdige Person zu verhehlen; und treu den entsetzlichen Grundsätzen der Religion, haben Sie sie oft ihren Gott anrufen gehört; selbst dann, wenn sie Ihren Lüsten sich preisgab. Jérome liebte ihre Hintern, er verherrlichte ihn fast täglich; obgleich Jérome nicht mehr in Erektion gerät, obgleich der Mund infolge seiner Schwäche sein einziger Zufluchtsort ist, so wissen Sie doch, daß er, heftig erregt durch die prächtigen Hinterbacken dieses Mädchens, sie mehr als zwanzigmal sodomisiert hat. Indessen wird das Urteil gerade auf Bitten Jéromes gefällt; er ist zudem so gerecht, daß er sicherlich ihr unerbittlichster Henker sein wird. Sehen Sie nur genau hin, meine Freunde, mit was für Augen er sie betrachtet; gibt es Ihnen nicht einen Begriff von dem Löwen, der nach dem Lamme lechzt, das seine Beute werden wird? Glückliche Wirkung der Uebersättigung! Man sollte glauben, daß man durch sie vollständig abgestumpft wird, während gerade die süßesten Regungen der Wollust ihr entspringen.
Neben Octavie bemerken Sie Mariette; ihre Hinterbacken, die sie Ihnen weist, haben lange Ihre Begierden erweckt; es gibt keinen Genuß, dem Sie sie nicht dienstbar gemacht haben. Mariette war schön und sanft. O Natur! lasse mich jetzt einige Zähren vergießen ... (Der Schelm stellte sich weinend.) Ich merke, daß man deine Stimme nicht zu übertönen vermag, daß man nicht ungestraft Vater ist. Aber alle Gefühle müssen schweigen vor diesem Richterstuhl der Wahrheit; nur ihr darf der Redner huldigen. Welche Laster gesellten sich Mariettens Tugenden bei! Sie war launenhaft, widerspenstig, empört über Ihre Ansichten und Bräuche. Sie schloß sich mit Vorliebe allen Prüden im Serail an und suchte eine Religion zu kennen, selbst zu befolgen, von der wir ihr nie ein Wort erzählt hatten und welche sie nur aus den Gesprächen der Betschwestern kannte, die sie mit solchem Eifer aufsuchte; überhaupt mangelte es ihr an Dienstbeflissenheit; man mußte sie stets antreiben, denn sie tat nichts aus eigenem Antrieb. Wenig Mädchen mußten so viel Strafen erdulden wie Mariette; trotzdem ich sie so oft bevorzugte, hat man mich, der alles der Sache der Gerechtigkeit opfert, sie recht oft vor Ihrem Tribunal anklagen hören. Ich verlange heute ihren Tod; auf meinen Vorschlag ist das Urteil über[257] sie gefällt worden, und ich bitte, ihren Tod schrecklich zu gestalten. Nehmen Sie meinen diesbezüglichen Vorschlag an; dann wird noch nie ein Opfer grausamere Qualen erduldet haben.
Mut, meine Freunde! – fuhr der Redner enthusiastisch fort – Dank der Festigkeit unseres Charakters sind wir auf dem Gipfelpunkte der vorbedachten Verderbtheit angelangt; nichts möge uns jetzt zurückhalten; erinnern wir uns wohl, daß nur der unglücklich ist durch Frevel, der auf halbem Wege stehen bleibt. Nur wenn man im Verbrechen schwelgt, gelingt es, seine wahren Reize zu entdecken. Ganz im Gegensatze zu den Frauen, die uns durch das Uebermaß ihrer Hingabe ermüden, erfreuen wir uns nie mehr an den Freveln, als wenn wir in ihnen waten. Der Grund davon ist recht einfach; man muß mit dem Verbrechen recht vertraut sein, um alle seine Reize zu kennen. Nur wer sich stets mit ihm