Seiten
sachlich sprach.
„Direkt an einem Standort oder zumindest sehr nahe an einem Standort werde ich ohne Aufsehen zu erregen nicht landen können. Außerdem müsste mir jemand am Landeplatz die Kiste abnehmen. Ich kann den Hub nicht irgendwo in der Landschaft stehen lassen und weg gehen. Vielleicht sogar in der Nähe eines Werkes. Dann lösen wir wohl wirklich in großes Polizeiaufgebot aus.“
„Klar. Komme bitte mit ins Schlafzimmer, du kannst mir helfen zu telefonieren.“
Gamma steht von der Couch auf und geht hinter Beta her ins Schlafzimmer. Beide setzen sich an den kleinen Tisch und beginnen die Agenten in der Sektion Drei anzurufen. Immer abwechselnd mit einer Pause dazwischen. Sigma wird wieder nicht erreicht. Gamma bekommt eine Verbindung zu Kappa, was aber nur ein rauschen ist. Eine Verständigung ist unmöglich.
Beta wählt zum zweiten mal das Smartphone von Kappa an.
„Ja Hallo?“
„Beta hier. Mit wem spreche ich?“
„Kappa. Gut dass du anrufst. Bei uns war eine Polizeisparre auf der Landstraße. Wir mussten einen großen Umweg fahren.“
„Okay. Was ist mit den Kisten?“
„Wir haben durch den Umweg Zeit verloren. Aber die werden wir wieder aufholen können.“
„Warum die Polizeisperre? Habt ihr etwas erfahren können?“
„Nein. Wir sind sofort abgebogen und über Nebenstraßen unterwegs.“
„Okay. Was ist mit Sigma?“
„Der sitzt am Steuer. Wir fahren jetzt die nächsten Standorte an.“
„Okay. Dann gute Fahrt. Meldet euch, wenn ihr etwas auffälliges seht. Kommt ihr heute noch über die Grenze?“
„Irgendwann in der Nacht. Auf jedem Fall ist dann schon alles geschehen. Ich sage dir Bescheid, wie es an der Grenze zugeht.“
„Gut, Danke.
Beta atmet erleichtert aus. „Problem gelöst“, sagt er zu seiner Partnerin.
22.00 Uhr
Während Gamma wieder in den Wohnbereich geht bleibt Beta im Schlafzimmer. Er informiert Peter und meldet sich dann von der Cloud ab und löscht alle Daten auf den Smartphones.
Mike lächelt und seine blauen Augen strahlen, als er zu Lucia geht.
„Was stinkt hier nach Verbranntem?“
„Ich habe das Papier mit den Koordinaten verbrannt.“
„Gut. Das ist gut“, sagt er mechanisch, denn seine Gedanken versuchen sich zu erinnern, welche Koordinaten er Gamma gegeben hat. Ich baue ab. Das kann nur an der Nähe zu Lucia liegen. Mike versucht seinen Blick von seiner Partnerin abzuwenden. Er will sie nicht mit ausgestreckten Beinen und fast offener Bluse auf der Couch liegend sehen.
„Was liegt jetzt noch an?“, fragt Gamma.
„Wenn nichts ungeplantes passiert, dann müssen wir jetzt nur noch auf den Bums warten. In einer Stunde und 50 Minuten ist es so weit. Danach haben wir frei. Hast du den Hubschrauber noch auftanken können?“
„Nein. Der Tank ist zu achtzig Prozent gefüllt. Damit komme ich je nach Wetterverhältnisse um die fünfhundert Meilen weit.“
„Und wie viele Kilometer sind diese Meilen?“
„Das sind 805 Kilometer. Von hier aus erreiche ich damit jeden Ort im Land.“
„Wird das morgen auch funktionieren?“
„Sicher nicht am Vormittag. Die ersten paar Stunden in der Nacht und dann wohl erst wieder am Nachmittag, hoffe ich.“
„Okay. Mein Auto ist voll getankt und ich habe zwei Reservekanister dabei. Damit kann ich ungefähr Eintausendzweihundert Kilometer fahren. Das muss reichen um morgen hier raus zu kommen.“
Lucia ist inzwischen aufgestanden und hat sich eine neue Flasche Orangensaft aus der Bar geholt.
„Hast du Kisten im Auto?“
„Nein. Aber du hast welche im Hub. Stimmt´s?“, sagt der Agent während er den Vorhang ein kleines Stück zur Seite schiebt und nach dem Wetter guckt.
„Ja. Der Hub ist mit einer Alarmanlage abgeschlossen. Wenn sich jemand näher als fünf Meter nähert geht die Rundumkamera an und ich sehe es auf meinem Smartphone. Wenn niemand den Hub durchsucht, werden die Kisten nicht gefunden. Und warum sollte bei dem Stress jemand einen vorschriftsgemäß geparkten Hub durchsuchen? Also kann ich sie wieder zur Zentrale fliegen.“
Die Temperaturen waren auch in der Nacht noch mild. Trotzdem verkneift es sich Beta, auf der Dachterrasse eine Zigarre zu rauchen. In der Suite zu rauchen verbietet ihm Gamma.
Die Arme vor der Brust verschränkt beobachtet er seine Partnerin, wie sie ein Sedoko entschlüsselt. Doch mit seinen Gedanken ist er wo anders: er kann sich nicht erinnern, wo er das dritte Magazin hingelegt hat. Mike will es nicht suchen, das würde von Gamma vielleicht bemerkt. Er will sich wirklich daran erinnern. Seine Gedanken drehen sich um das Magazin und die aufkommenden Selbstzweifel drüber, dass ihm immer mehr Missgeschicke passieren. Liegt es wirklich nur daran, dass Lucia hier ist? Alleine heute Abend habe ich sicher vier oder fünfmal einen Aussetzer gehabt. Patzer, die mir nicht hätte unterlaufen dürfen.
„Haben wir etwas zum Knabbern in der Bar?“, fragt der Agent seine Partnerin.
„Das Übliche. Erdnüsse und Chips und Schokoriegel. Die sollten wir uns als Frühstücksersatz aufheben.
Wahrscheinlich gibt es morgen kein Frühstück. Warum können wir nicht jetzt schon aus checken und zur Grenze fahren?“ Die Pilotin sitzt aufrecht auf der Couch. Sie hat keine Ruhe weiter in Zeitschriften zu blättern. TV will sie nicht gucken, denn sie kann die Landessprache nur sehr bruchstückhaft.
„Peter hat beschlossen, dass wir erst morgen aufbrechen. Es hätte ja auch Arbeit geben können. Außerdem schaffen wir es jetzt nicht mehr über die Grenze. Und ob du mit dem Hub nach Mitternacht noch das Land verlassen könntest, wussten wir bei der Planung nicht.“
„Okay. Das habe ich verstanden. Der Plan ist gut. Ich hätte den Grenzübertritt gestern oder besser schon vorgestern anmelden müssen. Und dann sind noch die Kisten im Hub. Könnte sein, dass der Zoll dann wegen der Umstände im Nachbarland den Hub durchsuchen will. Also, abwarten.“
„Möchtest du noch ein Wasser? Eine Flasche steht noch in der Bar.“
Der Agent ist immer noch nicht ganz bei der Sache. Das dritte Magazin hat er ins Badezimmer gelegt, damit er es an der Eingangstür griffbereit hat. Das ist ihm wieder eingefallen.
„Ja. Und dann ordern wir noch einige Flaschen Wasser und damit es nicht auffällt, eine Flasche Sekt. Machst du das bitte Lucia.“
„Oh Miststück. Wieder privat unterwegs?“ Ihre Stimme verrät, dass sie es sehr ironisch meinte.
„Ach, was weiß ich? Es gibt nichts zu tun, du machst mich geil und ich bin unkonzentriert.“
„Das ist aber unpassend, wenn du unkonzentriert bist. Lenke ich dich so ab?“
„Ja! Verdammt!“
„Das tut mir aber leid. Da musst du dich bei Peter beschweren. Der hat den Einsatz geplant.“