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Beta.
„Hast du vorhin die Terrasse gecheckt?“
„Ja. Da kann keiner hoch und von den Seiten kommt man auch nicht drauf. Es gibt auch keine Möglichkeit von den Seiten in die Suite zu schießen. Das ist auf dieser Seite nur auffallend vom Wald aus möglich“, erklärt der Agent.
„Wenn die uns hier abschießen oder festnehmen wollen, dann scheißen die auf auffallend. Dann bauen die auf dem Acker eine LG12 auf, oder was die hier für solche Ansprüche haben.“
„Okay, Gamma. Vom Acker aus können die uns aber nicht überfallen. Wenn wir nicht nahe am Fenster stehen, haben die keine Chance. Darum wäre es unlogisch, auf dem Acker eine LG12 oder was die hier haben, aufzubauen.“
Die Agenten sitzen nebeneinander auf der Couch und macht ihre Waffen schussbereit. Jeder hat sein eigenes Modell, mit der er am Besten schießen kann. Einzige Bedingung ist, dass alle Waffen der Agenten den gleichen Kaliber haben. Die Taschenlampen befestigen beide an ihrer Pistole und jeder legt sich ein zweites gefülltes Magazin bereit. Für die beiden Agenten ist das eine so normale Tätigkeit, wie für Sekretärinnen ein Telefongespräch für ihren Chef zu vermitteln. Gamma und Beta sind aber trotzdem froh, dass nur in seltenen Fällen ihre Waffen zum Einsatz kamen. Allerdings wissen beide, dass dieses einer der seltenen Fälle sein würde, wenn die Burschen wirklich auftauchen sollten.
„Wie sieht es mit Rückzugsmöglichkeiten aus?“, fragt Gamma.
„Bescheiden, genauer Null. Im Ernstfall sitzen wir hier im Loch. Wir könnten uns nur den Weg frei schießen. Hin zum Notausgang.“
„Scheiße. Ich mache mir besser noch ein drittes Magazin fertig“, verkündet Gamma und geht wieder ins Schlafzimmer.
Beta holt sich auch ein drittes Magazin und das Kampfmesser aus seinem Koffer. „Merde!“ schimpft er laut. Sachlich sprach er zu seiner Partnerin: „Jetzt sitzen wir hier bewaffnet auf der Couch. So habe ich mir den Abend nicht vorgestellt.“
„Nimm´s nicht tragisch. Ich auch nicht. Ich habe mir während des Flugs so schöne Strafen für dich ausgedacht. Aber so etwas wie jetzt war nicht dabei.“
„Miststück.“
„Oh, ist der Waffenstillstand aufgehoben?“
„Nein. Du fingst damit an.“
„Und du hast Miststück gesagt, Mistkerl.“
„Vielleicht sind Miststück und Mistkerl ganz gute Decknamen. Falls die uns wirklich nahe kommen, denke die hier findet ein Ehestreit statt.“
„Und stürmen die Suite nebenan. Weil es dort so leise ist, vermuten die, dass sich dort Agenten verstecken“, ergänzt Beta.
„Mir Recht“, sagt die Agentin, während sie lustlos im Hausprospekt blättert.
Der scheinbare Geschäftsmann steht auf und nimmt sein Smartphone und das Tablett. „Ich gehe ins Schlafzimmer. Ich muss die einzelnen Teams anrufen. Kann ich dein Smartphone auch benutzen, dann könnte ich abwechselnd anrufen?“
„Ja klar. Ist ein Dienstsmartphone“, antwortet Gamma beiläufig mit ironischen Unterton.
Der Einsatzleiter macht es sich so gut es geht auf dem Ottomanen bequem. Mit dem Tablett fragt er in der Cloude die aktuelle Mobilnummer der leitenden Agenten in den vier Sektionen ab und mit den Smartphones ruft er sie nacheinander an. Aus den Sektionen Zwei und Vier erhält er ein uneingeschränktes okay. Sigma im Sektion Drei kann er nicht erreichen. Immer wieder lässt er es bei Sigma zwei Mal schellen. Dann wartet er fast zwei Minuten und wählt ihn wieder an. Auch beim vierten Versuch erhält er keine Rückmeldung.
„Merde!“ sagt er laut zu sich. Am Tablett surft er durch die Wolke. Vielleicht findet sich irgendein Hinweis, warum Sigma nicht zu erreichen ist.
Wieder ruft er in der Sektion an. Keine Rückmeldung.
„Merde!“ ruft er in den Raum.
Mit seinem Smartphone ruft er Peter an.
„Ich bin`s“
„Sigma ist nicht zu erreichen“, informiert er den Leiter sachlich. „Sonst ist alles okay. Ich habe nur keinen Kontakt zu Sigma. Kannst du mir Daten geben?“
„Ich schalte dir weitere Daten auf der Cloude frei. Informiere mich wenn etwas schief läuft.“
„Ja klar.“
„Und Beta, wie läuft es mit Gamma?“
Beta muss Schlucken. Es dauert einige Sekunden, bis seine Antwort kommt. „Gut, wir arbeiten gut zusammen. Alles okay.“
Der Agent steht auf und geht ins Wohnzimmer. Einen kurzen Augenblick stockt er.
Der Vamp sitzt bei gedämmten Licht mit ausgestreckten Beinen auf der Couch und liest in einer der ausgelegten Zeitschriften. Mit dem Glas Saft und eine paar Pralinen auf dem Couchtisch, dem Gesteck Frühlingsblumen und der Klaviermusik im Hintergrund, sieht es aus als genießt eine Lady den ruhigen Abend.
„Gamma, in Sektion Drei meldet sich niemand. Rufe bitte noch einmal die Flugleitung in der Sektion an.“
„Okay. Gibst du mir die Koordinaten noch einmal?“
Der Agent legt ihr ein kleines Stück Papier hin.
Zu gerne hätte er sich zu seiner Partnerin auf die Couch gelegt. Wie damals im gemeinsamen Urlaub. Den Abend stilvoll genießen und dann eine erfüllte Nacht mit ihr verbringen.
Doch er dreht sich um und geht wieder ins Schlafzimmer. In der Cloude sucht er nach den Daten, die Peter für ihn freigegeben hat.
Als erstes ruft er Kappa, den Partner von Sigma, an. Beta lässt es zweimal schellen, doch niemand meldete sich. Nach zwei Minuten versucht er es wieder. Wieder keine Verbindung.
„Merda!“ diesmal so laut, dass Gamma es im Wohnzimmer hört.
„Was Merda? Gibt es Stress in der Sektion?“
Der Agent geht zu ihr hinüber. „Ja. Ich kann Sigma und auch Kappa nicht erreichen. Hast du die Flugroute checken können?“
„Ja, ich habe die Freigabe und auch die Erlaubnis, ein Stück entlang der Stromleitungen zu fliegen. Die ahnen nichts.“
Mike steht mit beiden Händen in den Hosentaschen im Raum und guckt gegen den Vorhang. Die Denkerfalte zwischen seinen Augen ist besonders ausgeprägt. „Wie schnell könntest du in der Sektion sein?“
Es dauert, bis seine Partnerin antwortet. „Ich bräuchte eine Stunde und dreißig Minuten und dann den Weg vom Flugplatz zum Hotel. Ich könnte also um 23 Uhr im Hotel sein. Was kann ich dann noch ausrichten.?“
„Gar nichts mehr.“
„So sehe ich das auch. Sind die Standorte denn Vorbereitet oder gab dabei schon Störungen?“, fragt die Pilotin.
„Es wurden keine Störungen gemeldet, aber auch kein definitives okay. Ich versuche weiter jemanden in der Sektion zu erreichen.“
„Soll ich schon zum Flughafen fahren? Dann sparen wir schon einige Minuten, falls ich starten müsste?“
„Die Idee ist gut. Nur was könntest du überhaupt ausrichten? Unsere Aufgabe ist es, die Standorte zu sprengen. Also muss eine Kiste platziert sein.“ Beta´s Gedanken überschlugen sich, obwohl er ruhig und