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von Belang, wenn es darum geht, den Menschen in ein emotionales Gefüge des Sozial-Moralischen, in ein brüderliches Verhalten zu bringen, wie es die Natur dem Tier gegenüber tut. Die Musik ist eher der bildenden Kunst vergleichbar. Sie reproduziert die schon im Mutterleib gehörte Natur wie das Bild die gesehene. Der Tanz kommt emotional - Balztanz - aus dem Eigenen, weniger menschenspezifisch als Sprache. Der Tanz ist prinzipiell auch anderem irdischen Leben eigen. Bildende Kunst und Musik ist auch geeignet, mehr als das Erlebte zu reproduzieren, Allgemeines, Abstraktes auszudrücken. Bildende Kunst und Musik haben dabei den Vorteil, nicht an Volksgrenzen gebunden zu sein, wie die Sprache, sie sind international. Dies ist aber auch der Sprache gegenüber ihr Nachteil. Je allgemein und schnell verständlicher bildende Kunst und Musik sind, desto weniger befriedigen sie das Bedürfnis des Privaten, des Geborgenen - Kleinräumigen - der Sprache, der Dichtung - des Liedes. Eine besondere Stellung hat die Architektur. Als Fortsetzung der tierischen Wohnung ist sie uninteressant. Als Wohnung des - notwendigen - Gottes - Tempel, Kirche - oder als Raum, in dem das Es - im Palaver - der Gemeinschaft erscheint - Halle, Stadion, Dorfplatz - ist sie etwas grundsätzlich Neues und zentral Menschliches. Inwieweit der Anwendungsfall Hallen, Stadien, künstliche Natur ist, wie die Zusammenkunftsräume von Tieren auf einer Lichtung - heilige, magische Orte - bleibt zu fragen. Ein Gotteshaus aber ist zentral menschlich - die verborgene Wohnung - das Allerheiligste - des - toten - Bosses - bei den Pavianen können die Frauen den anderen Männern nicht den Tod des alten Bosses - zur Errichtung ihres Matriarchats - verheimlichen, dazu gehört eine phantasierte Welt - in der Sprache, Wort- und Zahlenmagie der Schizophrenen. Das Große gegenüber dem innerst seelisch Menschlichen der Sprache - Dichtung, Zaubersprüche, Litanei-Beschwörungs-Gesang der Schamanen und Druiden - das Prunkgebäude der Herrschaft, drückt nichts anderes aus, als die Gottesanmaßung des Unterdrückers, seine Anerkennung ohne Leistung und Durchsetzungskampf, als sei er schon gestorben und aufgestiegen, seine Legitimation aus dem Jenseits, von Gott eingesetzt, vom Himmel, von der Sonne - Sonnenkönig. Was in einer gottlosen Zeit den so wesentlichen Platz des Tempels, der Kirche, des Heiligtums einnimmt, ist zu fragen. Theater und Konzertsaal übernehmen im Gemeinschaftsraum heilige Funktionen, wenn in ihren Aufführungen Gott in Form von Kultur - im No-Spiel ganz real - erscheint. Eine echte Weiterführung ist das aber nicht. Es geht hier nicht um die Frage, daß unsere Zeit keine Tempel und Kirchen mehr baut. Das Göttliche wechselt seine einmal erbaute Wohnung nicht. Auch daß die in großer Zeit mit Inbrunst erbauten Gotteshäuser nicht mehr benutzt werden, ist unwesentlich. Gott wohnt darin, unabhängig davon, ob die Menschen kommen oder nicht - dagegen steht, wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich. Ist Gott das Innerste der Natur, ihre Essenz und ihr Derivat oder ist er eine - notwendige - Schöpfung des Menschen und tot, wenn er nicht mehr gebraucht wird? Daß Gott ist, wo Menschen in seinem Namen zusammenkommen, macht nicht unmöglich, daß er auch unabhängig davon in den Kirchen und heiligen Orten - Hainen, Quellen, Bergeshöhen, Flüssen, genus loci - ist. Daß Gott überall ist und alles, spricht auch nicht dagegen, daß in Tempeln, Schreinen, Sakramenten - Sprechzimmern, Ordinationen, Tempelheilschlaforten - seine Brennpunkte sind. Wirklich neu ist die über Medien - Radio, Fernsehen, Bücher, Telefon - verwirklichte Kommunikation - Zusammensein von zwei oder drei - der Menschen. Im virtuellen Gemeinschaftsraum technischer Informationsträger kann nur noch die Sprache - und in Grenzen die Mimik, eher noch das Lied - einen Rest von Seelenkontakt erbringen. Dabei gibt es aber ein großes Problem. Die Medien bilden einen ungewohnt großen oder einen sehr kleinen Gemeinschaftsraum - rudimentär im broadcasting, andererseits als email, Brief- und Telefonzweierbeziehung. Schon zur Zeit der ersten christlichen Gemeinden bildete Paulus einen nationenweiten und gar internationalen Stil aus. Die medialen Bedürfnissen entsprechende Sprache wird entindividualisiert, entpersönlicht, entemotionalisiert, sie wird breit in allen gemeinsamer Basisemotion konsumierbar und verliert ihre Qualität zum Beispiel gegenüber den bildnerischen Mitteln. Aber die Sprache als der menschenspezifischste Weg innerhalb der Mediengesellschaft muß verteidigt, gesichert, gestärkt werden. Im medialen Zeitalter übertrumpft der Bildschirm die Sprachmedien - doch das spricht für die Sprache, denn Sprache fordert zur Antwort, zu Dialog auf, zum Mittun - und so geht es wieder aufs Bildliche, auf das Masken- und Symboldemonstrierende, wie bei der griechischen Tragödie im Theatron. Wenn Maschinen Sprache verstehen werden, dann nur in ihrer puren Informationsübermittlung. Gedichte gehören dem Menschen, der in der Sprache geboren ist, in der gedichtet wird. Das Übersetzbare eines Gedichts in andere Sprachen oder der Maschine zum Verständnis, ist sein unnötigster Teil - das Gedicht ist ein Ton, der eine gaußverteilte Bedeutungsmenge anresonniert wie einen Gläserschrank. Das Priestertum dessen, der die Gedichte rettet, sie täglich pflegt und spricht - für die ganze Menschheit, auch in mönchisch asketischer Einsamkeit. Gebete als Sprechen mit dem kollektiven Unbewußten - nicht durch den Lufthauch der Kehle, sondern durch den Inhalt - tibetanische Gebetstrommeln. Eine Bibel der Sprüche, Spruch-Weisheiten, Gedichte, philosophischen Grundgedanken, des neuen Testaments, des Gotteshauses - Moses, griechische Tempel, Romanik, Gotik - in durchaus bestsellerisch vermarktbarer Atmosphäre wie Ecos Im Namen der Rose - Markus und auch Heiners Interesse an diesen Dingen - es ihnen leisten - vererben. Das Erbe der Menschheit den Kindern, im Testament die Schätze des menschlichen Geistes vermachen, der kollektiven Traum-, Fantasie-, Bewußtseins-Arbeit von der ersten Amöbe an. In die Apokalypse der drastischen Menschheitsreduzierung auf einer Insel mit voller Intensität als Heilkraft die Wahrheiten in den Wind schreiend - keiner kennt den Keim der Gesundheit im tollsten Treiben der Krankheit, nachträglich wird einer erklären, warum dieser gesund, jener suchtfrei und der da erfolgreich geworden ist, Rückgabe der Natur an unsere Tierbrüder - nicht an die Mikroben, das wäre ein zu schauriger Horror-Film.
Das Schicksal des Menschen als Avantgarde - Höhepunkt - der Evolution. Die Geschichte vom menschenschaffenden Gott einerseits und vom menschenliebenden, ihn nicht schaffen könnenden Gott andererseits. Der Marsch der Menschheit.
Jesus. Das neue Testament. Die Bergpredigt. Lösung des Übervölkerungsproblems, der totalen Ausbeutung, Dienstbar-, Untertanmachung, der Natur und damit der Vernichtung aller anderen