Die Entwicklung der Welt - Page 7

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Mensch entsteht. Er ist das Lebewesen, das die meisten Umwelten erobert hat und immer noch erobert. Der Mensch hat alle seine Jäger abgeschüttelt, er verwendet seine alten Feinde und Jäger heute sogar als Aufseher der Massenlebewesen, als ökologische Angestellte. Er kann alle Raubtiere vernichten. Erfolg im Kampf gegen andere Lebewesen ist Zusammenarbeit. Löwen jagen im Verbund, Hyänen usw und sind erfolgreich gegenüber Einzeljägern - außerdem ist die getötete Beute für den Fraß eines Einzelnen oft zu groß. Gejagte organisieren sich als Herde gegen den Jäger. Es gibt aber auch Kleingruppenorganisationen gegen Jäger - Wachposten - es muß nicht die Herde - Masse - sein.

Der Mensch ist eine erfolgreiche Kleingruppenorganisation, er verteidigte sich nicht nur erfolgreich gegen alle Jäger, er griff diese schließlich selbst erfolgreich an - Vorwärtsverteidigung - und übernahm fleischfressend dessen Rolle - indem er das Raubtier nur noch des Pelzes wegen jagte, um sich mit dessen Pracht zu schmücken, Rolle, Maske, Fassade. Die Heldenzeit der Menschheit war die Ausrottung der Raubtiere - Entwicklung der Waffen, den Tieren gegenüber mit humanistischer Legitimation - sie in Wirklichkeit zum Brudermord - Kain und Abel - gebrauchend - Notwehr-Denken. Der löwentötende Perseus, Herkules, die drachentötenden Georg und Siegfried - eine Perversion gegenüber dem Bruder-Tier-Töter der Steinzeit, eine Verklärung des Jägers, der die Umgebung des Dorfes von angeschossenen, Menschen fressenden, Tigern reinigt. Der Mensch ist in den Kategorien Jäger-Gejagter unspezifisch. Er ist ein Allesfresser, nicht nur im Fleisch- und Pflanzenmix, sondern auch hinsichtlich seiner Beutetiere - außer einem tabuisierten Tier, von dem er, sich vor den anderen Tieren maskierend, angeblich abstammt - um seine, alle Natur überragende, Maßlosigkeit zu verbrämen, sowie er die Sünde des Intellektualismus durch betonte Bäuerlichkeit versteckt, das Mörderische im Kulturmenschen, das Würgende usw. Seit seiner Menschwerdung bis zur ersten Grenze seiner Umwelteroberung lebte der Mensch im Paradies - am längsten unter allen Tieren. Der Mensch lebt seit langer Zeit an der Grenze zur Übervölkerung. Die Grenze schiebt er durch andauernd erhöhte Ausbeutung immer weiter hinaus - Erfindungen, Technik, Eroberung neuen Siedlungsgebietes mit der Feuerwaffe gegen die Indianer, Postkutsche, Eisenbahn, Telegraphie, Edisons Erfindungen gerade in diesem Pionierklima. Beispielsweise war der Mensch ein Früchte- und Knollenesser, Zellulose-Pflanzen waren ihm nicht aufschließbar, dazu würde er das Magen- und Verdauungssystem der Pflanzenfresser brauchen. Mit dem Feuer - Kochen - stand ihm schlagartig die gesamte bewachsene Umwelt zur Verfügung. Er nahm den Tieren Stück für Stück Erdoberfläche weg, um Platz für seinen - unter anderem in Alkohol verwandelten extensiven - Pflanzenkonsum zu nutzen - es gibt fast keinen Natur-Wald mehr, nur noch tote sogenannte Kulturlandschaften. Die Umweltgrenzen der Jäger und Sammler waren damit endgültig überwunden. Der Mensch nimmt allen noch mit-lebenden Wesen - die einfach auch da sind, weder Jäger noch Gejagte - die Umwelt weg und formt diese zu einer rein menschlichen um - Zivilisation und Technik. Wenn der Mensch auch fortlaufend die Grenze der Übervölkerung hinausschiebt, lebt er doch gleichzeitig auch seit langem in der Übervölkerung. Innerartliche Konkurrenz, Dezimierung, Verdrängung durch Krieg, Disziplinierung durch gesellschaftliche Forderungen, Geburtenkontrolle usw sind die Überlebenswaffen der Menschheit. Dabei wächst die Umweltzerstörung. Der Mensch hat sich von dem im früheren Leben von der Natur gegebenen Bedingungen gelöst - von naturphysikalischen Einflüssen, von Nahrungskonkurrenz durch andere Arten, von Jägern. Seine Allmacht, zu tun, was ihm beliebte, führte schon früh zu Katastrophen - Sintflut im Euphrat und Tigris Gebiet. Vorsorge und Selbststeuerung des Verhaltens und der Taten war nötig. Als der seit dem Einzellerdasein auf dem Leben lastende Existenzdruck schwand, entstand eine Sinn-Leere und hinterließ Angst - nachdem der Bösewicht getötet ist, geht der Westernheld als einsamer Wanderer neuen Taten entgegen. Die Natur ersetzte der Mensch durch ihren Schöpfer. Gott bestimmte nun das Tun mit Moral und Pflicht - der tote Feind lenkte weiter vom Jenseits aus. Da der Mensch nicht gegen die eigene Art zum Raubtier werden konnte - was er als das Böse spezifizierte - mußte er Brüderlichkeit als das Gute definieren, mit Gott, dem Vater aller oder als ein Walten in der Natur. Denn er erfuhr sich als ein Wesen, das fähig ist, die Raubtiere neben sich in die Irre laufen zu lassen, alle Umwelten zu erobern und im Übervölkerungskampf seine Artgenossen zu vernichten - und heute mit Atombomben, chemischen Waffen auch alles nichtmenschliche Leben. Ein gesellschaftlich-soziales Verhalten ist nötig, das Gute durchzusetzen gegen das Böse des jahrmillionenlangen, jetzt aber katastrophalen, Kampfes jeder gegen jeden. Es ist ein Verhalten gegen die Versündigung an der Evolution nötig, vielfach mehr Leben gezeugt und erhalten zu haben, als es der Schöpfungsplan erlaubt, gegen das sündhafte Überleben von kranken Konstitutionen. Moral, Ethik und sogenannter Humanismus heute gegenüber allem Leben auf Erden als Religion und Kultur.

Für ein gutes, eingebettetes, gesichertes - unaggressives - Verhalten des Menschen ist die Ausbildung einer Seele erforderlich - eine positive Gefühlsbindung an das umgebende Leben, eine brüderliche Atmosphäre - Heimat, Volk, Familie, Religion, Kultur. Die innerste menschliche Identität ist die Sprache - familiäre und biologische Geborgenheit ist auch dem Tier bekannt. Die Seele ist durch die Farbe seiner Sprache gegeben - Heimat. Sprache ist die Identität des Menschen. Das Haus ist eine Erweiterung der tierischen Wohnung. Die Kleidung ist Notwendigkeit für Schutz, Kälte, Wärme. Die Sprache aber ist das menschliche Abenteuer - welch eine Sensation, etwas zu sagen und der entfernt stehende Artgenosse reagiert differenziert darauf. Fernwirkungsmagie, die Luft als Träger der plasmischen Aura, der Draht des Telefons. Mitteilen ohne direktes Anfassen, ohne die Nase darauf zu stoßen. Formen, Malen, Gesehenes mit Zeichen festhalten und mitteilen, wie die Bienen mit ihrem Schwänzeltanz, die auch nicht ihre Genossen mittels aurischer Fernwirkung zum hunderte Meter entfernten Futterplatz anziehen konnten. Malerei und Plastik sind weiteres Ausdrücken und Bannen. Das Auge blickt insbesondere auf die Natur und auf das im Vergleich zum Menschen Gemachte. Die bildende Kunst bezieht sich auf das bereits Gesehene. Die Sprache ist auf keine anderen Laute der Natur bezogen. Sprache imitiert nicht Vogelgesang, wie Malerei ein reales Tier magisch abbilden will. Sprache bedeutet in sich selbst, sie ist Seele. Wo Sprache Geist ist, kann sie bildlich dargestellt werden - schriftlich. Dieser Anteil der Sprache ist nicht

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