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Gegenteil diesem gegenüber Desinteresse. Dem Christen ist nur das persönliche Schicksal in Ewigkeit wichtig, sein innerstes Ich. Insbesondere gibt das Christentum mit der Hybris des Ichs keinerlei Beitrag zur Frage der Begrenzung und Dezimierung der Menschheit, um innerhalb der Natur dem brüderlichen Leben - Tieren und Pflanzen gegenüber - ihr angestammtes Gebiet wieder zu geben. Jesus war noch zu nahe am Elterngebot des Moses in Angst vor der konkreten Vernichtungsmacht der Pharisäer und Schriftgelehrten. Macht euch die Erde untertan, gehet hin und vermehret euch. Ein Denken der Altsteinzeit, der Katholizismus als romantischer Höhlenkinder-Traum. Denn Jesus mußte zuerst das Individuum von der Entmenschlichung durch die Priesterkaste befreien, die Befreiung von Tier und Pflanze folgte erst mit Bruder Franziskus. Die neuen Schriftgelehrten verhindern das aber seit Jahrhunderten. Mönchisches Leben und Josefsehe sind abwegige Ausflüchte vor der bitteren Konsequenz dieser Grundfrage, auch nur das geringste menschliche Leben, und sei es vergreist, sei es noch ungeboren, zum Zwecke der Wiederherstellung der Natur zu beenden. Der hybrische Ich-Begriff macht das unmöglich. Zur Synthesefindung antagonistischer Hypothesen ist eine gewaltige Kraftanstrengung nötig. Der Weg des geringsten Widerstandes, es wird schon gut gehen, Gottvertrauen, dem Papst recht geben, weil der Nationalsozialismus ja ein Gräuel war - das heißt, das Geschäft des Starken gegen den Schwachen betreiben, Resignation, Sünde. Die christliche Lehre ist um so erstaunlicher, als sie in einer Zeit eindeutiger Mangelerscheinungen durch Überbevölkerung entstand - aber in sklavenhalterischen Systemen fungieren überschüssige Menschen als Arbeitsmaschinen. Das Christentum reagierte auf die Überbevölkerung durch das Individuumskonzept. Ein wirklich anderes Konzept wäre die apokalyptische Dezimierung der Menschheit auf die wenigen Gerechten in einer Gesellschaft, die auf Ausbeutung gerade der Übervölkerung aufbaut, bei der nur die obere Schicht Grundbesitz hat, weshalb sich selbst als Märtyrer zu opfern Streik, Insurrektion, bedeutete, denn wo käme man da hin, wenn das jeder täte, sich selbst schädigend das System durch heute nicht mehr tragbare Soziallasten zu vernichten. Kriege, Unterdrückung, grausame Menschenvernichtung waren deshalb gang und gäbe - aber alle Kriege zusammen verzögerten das Menschheitswachstum höchstens um zehn Jahre - das heißt, Kriege und grausame Menschenvernichtung dienten vor allem der Disziplinierung durch individualisierte Angst - Tschingis Khans Pyramide aus hunderttausend Schädeln - wenn es nur mich nicht trifft, war die individuelle Einstellung. Gegen diese Angst sagt das Christentum, das wahre Leben können sie nicht nehmen. Was uns so verwirrt, zeigt aber nur, daß es hier um die wesentliche Mechanik ging, die durch widersprüchliche Gefühle verschleiert werden mußte. Der wahre Apostel und Christ aber wußte bescheid. Die Ambivalenz der christlichen Lehre diente zur Umgehung der inneren und äußeren Zensur, und wo einer besonders wirr spricht, da ist er so recht auf der heißen Spur, und wo es zwischen den Sätzen lückenhaft und widersprüchlich wird, ist die Wahrheit in greifbarer Nähe. Das Widersprüchliche nicht öffentlich sagen, es wie einen Schatz hüten und schwanger damit gehen. Hilflos krepiert der Schwache, ungestraft läßt der Starke Legionen über die Klinge springen, wie und wann er wollte. Da sagt Jesus, liebet einander, bekriegt euch nicht, schließt euch nicht aus, laßt das Gute wachsen und gedeihen, hegt, pflegt und entwickelt das Lebendige. Jesus fordert die Entwicklung der Menschheit in Frieden durch Geist und Milde, er fordert eine geistmäßige Bewältigung des Übervölkerungsproblems, dann werden sechs Milliarden wohnen, wo vor zweitausend Jahren fünfzig Millionen in Übervölkerung lebten - aber sicher ist dadurch nicht die totale Vermarktung der Natur, des Bruders Tier erlaubt, und so ist die heutige Menschheit um ein tausendfaches sündiger als vor zweitausend Jahren, das Strafgericht wird kommen, der einst aus der Tierwelt aufgestiegene Gott wird sich für immer von uns mit Grausen wenden, er wird für immer in den Fernen des Kosmos verschwinden und wird dieses Sonnensystem nie mehr betreten. Da stehen wir nun mit der Sünde der schriftgelehrten Kirche. Der menschliche Friede geht auf Kosten des übrigen Lebens auf Erden, der Tiere und Pflanzen. Die sich zum menschlichen Leben nicht domestizieren, gehen unter - Schädlinge, die uns die Nahrung wegfressen, die die Erdoberfläche belegen - und wenn du den Tieren Erde läßt, liebst mich nicht wirklich. Jeder Platz auf diesem Erdball ist Kulturland, den wir uns nach Gottes Gebot - ingenieursmäßig - untertan gemacht haben. Das Christentum forderte auf, die Übervölkerung vor zweitausend Jahren nicht als eine solche zu betrachten, sondern in der Kultivierung der Erde zum Wohle aller Menschen fortzuschreiten. Das Christentum forderte auf, die Übervölkerung vor zweitausend Jahren nicht als eine zu betrachten, die bereits Mord und Totschlag erforderte - den apokalyptischen Weltzusammenbruch - sondern als eine, die durch technologische Weiterentwicklung, gesteigerte Ausbeutung - Rationalisierung - der Schöpfung für den Menschen als deren Krone überwunden werden kann. Aus ökologischer Sicht ist das Christentum grausam und schädlich, aber das heißt eigentlich nur, daß Jesus dem Faschismus entgegen tritt. Ambivalent ist Jesus, weil er jeden Menschen einzeln zur Synthese auffordert, denn nur in jedem einzelnen Menschen kann Synthese geschehen, Synthese kann nicht gelehrt werden und nicht gelebt, solange These herrscht. Solange macht seine Lehre verrückt, schizophren und freimaurerisch verborgen ambivalent. Es bedarf des Glaubens, der Nachfolge. Es folgte eine ungeheure Produktionssteigerung und Menschheitsvermehrung. Das Christentum paßte an, gab dem Kaiser, was des Kaisers ist, anstatt - zu zerstören. Marsch durch die Institutionen mit Konstantin dem Großen und der Kirche auf Erden. Doch das Christentum ist nur eine Methode, sein verborgener Teil ist ein ambivalenter Weg der Synthese zum wahren Leben, zum Reich Gottes. Im Gegensatz zu den Ausrottungsreligionen - in denen nur die Japaner Menschen sind, abstammend von der Sonne - steigert das Christentum die Menschheitsvermehrung auf Kosten der Natur ins Unermeßliche. Wo man den Nachbarn Mensch nicht umbringen darf, muß man, um zu überleben, Bruder Tier und Pflanze töten oder versklaven. Ambivalent daran ist, daß Jesus genau dies nicht fordert und daß es auch seinem Wesen nicht entspricht. Pädagogisch wollte er - in Gleichnissen - daß der Mensch das Gute selber findet. Dennoch sah Jesus hoffnungslos das Ende nah. Der Gräuel der Welt, die weitest mögliche Entfernung der Welt vom göttlichen Plan, kam, auch für ihn unübersehbar, aus der Übervölkerung. Wenn sich die Menschheit brüderlich liebt und fördert, anstatt sich als